Darkover 12 - Der verbotene Turm
erinnern, dass Ellemir dieser Hochzeit zugestimmt hat. Komm, wir müssen die Zimmer für unsere Frauen aussuchen!«
»Sollten wir nicht ihnen die Wahl überlassen?«
Damon erinnerte sich daran, dass Andrew ihre Sitten nicht kannte. »Nein, es ist Brauch, dass der Mann ein Heim für seine Frau vorbereitet. Aus Höflichkeit ermöglicht Dom Esteban es uns, das vor der Trauung zu tun.«
»Aber sie kennen das Haus doch!«
Damon erwiderte: »Ich auch. Als Junge habe ich hier viel Zeit verbracht. Dom Estebans ältester Sohn und ich waren Bredin, geschworene Freunde. Aber du – hast du in der Terranischen Zone keine Verwandten, keine Diener, die sich dir angelobt haben und deine Rückkehr erwarten?«
»Niemanden. Diener sind eine Erinnerung aus unserer Vergangenheit; kein Mann sollte einem anderen dienen.«
»Trotzdem müssen wir dir ein paar zuweisen. Wenn du das Gut für unsern Verwandten bewirtschaften willst... « – Damon benutzte das Wort, das üblicherweise mit »Onkel« übersetzt wird... »-- hast du keine Muße, die Kleinigkeiten des täglichen Lebens selbst zu erledigen, und wir können von den Frauen nicht erwarten, dass sie selber putzen und flicken. Und wir haben keine Maschinen wie ihr in der Terranischen Zone.«
»Warum nicht?«
»Wir sind nicht reich an Metallen. Außerdem, warum sollten wir das Leben von Leuten sinnlos machen, weil sie ihren Haferbrei und ihr Fleisch nicht durch ehrliche Arbeit verdienen können? Oder glaubst du im Ernst, wir wären alle glücklicher, wenn wir Maschinen bauen und sie uns gegenseitig verkaufen würden, wie ihr es tut?« Damon öffnete eine vom Korridor abgehende Tür. »Diese Zimmer sind nicht mehr benutzt worden, seit Ellemirs Mutter starb und Dorian heiratete. Sie scheinen in gutem Zustand zu sein.«
Andrew folgte ihm in das geräumige, in der Mitte gelegene Wohnzimmer der Suite.
In Gedanken war er noch bei Damons Frage. »Ich habe gelernt, es sei entwürdigend, wenn ein Mann einem anderen dient – entwürdigend für den Diener und für den Herrn.«
»Ich würde es entwürdigender finden, mein Leben als Diener irgendeiner Maschine zu verbringen. Und wenn du eine Maschine besitzt, wirst du wiederum von ihr besessen und verbringst deine Zeit damit, dich um sie zu kümmern.« Er dachte an seine eigene Beziehung zur Matrix und die jedes Technikers auf Darkover, von der der Bewahrerinnen ganz zu schweigen.
Doch statt davon zu sprechen, öffnete er alle Türen in der Suite. »Sieh mal, zu beiden Seiten des mittleren Wohnzimmers liegt eine vollständige Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer und Bad und dahinter Kammern für die Mädchen der Frauen, Ankleidezimmer und so weiter. Die Frauen werden gern nahe beieinander sein, und doch haben wir hier auch Zurückgezogenheit, wenn wir sie wünschen, und weitere kleine Räume in der Nähe, die wir eines Tages für unsere Kinder brauchen werden. Gefällt dir das?«
Es war weit mehr Platz, als einem jungen Paar im Hauptquartier zugewiesen worden wäre. Andrew drückte seine Zustimmung aus, und Damon fragte: »Willst du die Wohnung zur Linken oder zur Rechten haben?«
»Das ist mir ganz gleich. Sollen wir eine Münze werfen?«
Damon lachte herzlich. »Gibt es diesen Brauch bei euch auch? Aber wenn es dir gleich ist, lass uns die linke Wohnung. Ich habe bemerkt, dass Ellemir immer schon bei Sonnenaufgang wach und aufgestanden ist, während Callista es liebt, lange zu schlafen, wenn sie kann. Vielleicht wäre es besser, wenn euch die Morgensonne nicht in das Schlafzimmerfenster schiene.«
Andrew errötete in angenehmer Verlegenheit. Er wusste von Callistas Vorliebe, hatte den Gedanken aber nicht so weit ausgesponnen, dass er dabei schon die Zeit berührt hätte, wenn er morgens im gleichen Zimmer mit ihr aufwachte. Damon grinste kameradschaftlich.
»Du weißt, es sind nur noch Stunden bis zur Trauung. Und wir werden Brüder sein, du und ich – auch das ist schön. Doch mir kommt es traurig vor, dass kein einziger Verwandter oder Freund von dir an deiner Hochzeit teilnimmt.«
»Ich habe auf diesem Planeten sowieso keine Freunde. Und lebende Verwandte habe ich nirgendwo.«
Damon blinzelte überrascht. »Du bist ohne Familie, ohne Freunde hierher gekommen?«
Andrew zuckte die Schultern. »Ich bin auf Terra aufgewachsen – auf einer Pferderanch in einem Land, das man Arizona nennt.
Als ich etwa achtzehn war, starb mein Vater, und die Ranch war so verschuldet, dass sie verkauft werden musste. Meine Mutter lebte danach
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