Darkover 12 - Der verbotene Turm
das als Anachronismus, als brotlose Kunst betrachtet. Ich habe früher immer die Reitpferde meines Vaters eingebrochen, aber als ich Arizona verließ, dachte ich, ich würde nie wieder reiten.«
»Dann gehen auf Terra alle Leute zu Fuß?«
Er schüttelte den Kopf. »Der Verkehr ist motorisiert, und es gibt Gleitbürgersteige. Pferde waren ein Luxus für reiche Exzentriker.« Er trat ans Fenster und blickte auf die sonnenbeschienene Landschaft hinaus. »Merkwürdig, dass ich unter allen bekannten Welten des Terranischen Imperiums diese hier gefunden habe.« Ein leichter Schauer überlief ihn, als er daran dachte, wie leicht er an dem hätte vorbeigehen können, was ihm nun als sein Schicksal, sein Leben, die wahre Bestimmung, für die er geboren wurde, vorkam. Er wünschte sich verzweifelt, die Arme auszustrecken und Callista an sich zu ziehen, aber als habe sein Gedanke sie irgendwie erreicht, wurde sie blass und verkrampfte sich. Er seufzte und trat einen Schritt von ihr zurück.
Sie sagte, als wolle sie einen Gedankengang abschließen, der sie nicht mehr besonders interessierte: »Unser Pferdetrainer ist schon ein alter Mann, und da Vater nichts mehr tun kann, wird wohl dir die Aufgabe zufallen, die jüngeren zu schulen.« Dann verstummte sie und sah zu ihm auf.
»Ich möchte mit dir reden«, erklärte sie abrupt.
Andrew war sich nie schlüssig geworden, ob ihre Augen blau oder grau waren; anscheinend veränderten sie sich mit dem Licht, und jetzt waren sie beinahe farblos. »Andrew, wird es zu schwer für dich werden? Ein Zimmer mit mir zu teilen, wenn wir – vorerst – das Bett noch nicht teilen können?«
Er war schon gewarnt worden, als sie das erste Mal über eine Heirat sprachen. Callistas Konditionierung ging so tief, dass es lange Zeit dauern mochte, bis sie ihre Ehe vollziehen konnten. Er hatte ihr damals aus eigenem Antrieb versprochen, er werde sie niemals drängen oder unter Druck setzen, er werde so lange warten wie notwendig. Jetzt berührte er leicht ihre Fingerspitzen. »Mach dir keine Sorgen darüber, Callista. Ich habe dir doch bereits mein Versprechen gegeben.«
Langsam stieg ein schwaches Rosa in ihre bleichen Wangen. »Ich habe gelernt, es sei... schändlich, ein Begehren zu erwecken, das ich nicht befriedigen will. Aber wenn ich mich von dir fern halte und es nicht erwecke und wir nur in Gedanken verbunden sind, dann wird sich nie etwas ändern. Doch das wird vielleicht langsam geschehen, wenn wir zusammen sind. Nur für dich wird es so hart sein, Andrew.« Ihr Gesicht zuckte. »Ich möchte nicht, dass du unglücklich bist.«
Einmal, nur einmal – und mit großer Zurückhaltung – und kurz – hatte er darüber mit Leonie gesprochen. Jetzt, als er auf Callista niederblickte, kehrte die Erinnerung an die kurze Begegnung, die für beide Seiten schwierig gewesen war, zurück, als stehe er wieder vor der Comyn Leronis. Sie war zu ihm in den Hof gekommen und hatte ruhig verlangt: »Sieh mich an, Terraner.« Er hatte die Augen gehoben, unfähig, sich zu widersetzen. Leonie war so groß, dass ihre Augen auf einer Höhe waren. Mit leiser Stimme sagte sie: »Ich will sehen, welcher Art von Mann ich das Kind gebe, das ich liebe.« Ihre Blicke trafen sich, und während eines langen Augenblicks hatte Andrew Carr das Gefühl, jeder Gedanke seines ganzen Lebens werde von dieser Frau umgewendet und gelesen, es werde mit diesem einen Blick, der nicht einmal lange dauerte, sein Innerstes aus ihm herausgezogen und in der Luft hängen gelassen, dass es kalt werde und verdorre. Schließlich – es war nicht mehr als eine Sekunde vergangen, oder zwei, aber es schien ein Jahrhundert gewesen zu sein – seufzte Leonie und sagte: »Es sei. Du bist ehrlich und freundlich, und du meinst es gut. Aber hast du die geringste Ahnung, was die Ausbildung einer Bewahrerin zu bedeuten hat und wie schwer es für Callista sein wird, diese Konditionierung zu durchbrechen?«
Er wollte widersprechen, schüttelte aber stattdessen nur den Kopf und antwortete demütig: »Wie kann ich es wissen? Aber ich will versuchen, es ihr leicht zu machen.«
Leonies Seufzer stieg aus den untersten Tiefen ihres Seins hervor. »Nichts, was du in dieser oder der nächsten Welt tun könntest, würde es für sie leicht machen. Wenn du geduldig und vorsichtig bist – und Glück hast – machst du es vielleicht möglich. Ich will nicht, dass Callista leidet. Und doch bringt ihr die Wahl, die sie getroffen hat, viel Leid. Sie ist jung, doch
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