Darkover 14 - Die schwarze Schwesternschaft
nur!«, kam der wilde Ausruf Jaelles, die ein paar Dutzend Schritte über ihnen war. »Sieh doch, Vanessa! Auf der anderen Seite, da oben! Siehst du es nicht? Lichter! Lichter, da drüben! Es ist die Siedlung, die auf der Karte eingezeichnet ist! Sie ist wirklich da, und wir haben sie gefunden!«
Vor Erleichterung holte Magda tief Atem. Das tat ihrer trockenen Kehle weh, und die eisige Luft brannte in ihren Lungen, aber die Entdeckung war gerade noch zur richtigen Zeit gekommen. Jetzt waren sie fähig weiterzugehen. Es kam nicht einmal darauf an, dass es zu schneien anfing. Cholayna mit sich ziehend, kämpfte sie sich die letzten Schritte zum Gipfel hoch. Dort drängten sie sich zusammen und starrten auf das schwache Schimmern der Lichter jenseits des Tales. Von hier ging es bergab, und sie konnten zumindest einen Teil des Weges reiten.
22. Kapitel
Auf halber Höhe setzte ein heftiger Schneefall ein, und es wurde zunehmend finster. Cholayna und Camilla ritten, Jaelle ging zu Fuß voran, Magda und Vanessa folgten ihr. Die ledigen Pferde und die Chervines liefen hinterher und stießen sich auf dem Weg bergab. Die Position der Lichter verriet, dass sich das Dorf ein gutes Stück über der Talsohle befand. Magda hoffte, es werde eine Straße oder ein Weg hinaufführen. Eine weitere Kletterpartie überstand Cholayna nicht.
Je weiter sie nach unten kamen, desto mehr Bäume säumten den Weg. Manchmal verdeckten sie die fernen Lichter. Der Schnee fiel immer dichter, und es kam Wind auf.
Wenn wir das Dorf in diesem Schnee nun nicht erreichen und wir in einen Blizzard geraten? Wenn uns die Leute dort nicht einlassen wollen, oder wenn sie Räuber sind wie in dem Dorf hinter Barrensclae? Aber Magda war so müde, dass es sie eigentlich nicht mehr kümmerte. Über die sie willkommen heißenden Lichter mochte sie nicht hinausdenken. Tiefer und tiefer stiegen sie hinab, zuweilen von den krummen Bäumen vor dem grimmigen Wind geschützt. Ein schwacher Geruch nach Harz lag in der Luft. In ihrem erschöpften Zustand dauerte es lange, bis Magda merkte, dass sie irgendetwas roch. Tiefer und tiefer hinunter, und dann war sie sicher, dass es Rauch war und der ferne Duft nach kochendem Essen, so köstlich, dass ihr die Augen überliefen. Die Lichter über ihnen flackerten. Sie schienen ihnen näher zu sein als der Hang, der hinter dem Tal hinaufführte, als schwebten sie in der Luft.
Dann sah Magda die Lichter nicht mehr. Sie stieß Camillas Pferd, und alle Tiere rannten am Fuß einer Klippe gegeneinander. Es war dunkel wie im Inneren einer Tasche.
»Hat jemand ein Streichholz?« Das war Camillas Stimme. Cholayna hustete. Jaelle tastete im Dunkeln umher, und dann schoss ein winziges Flämmchen hoch. In seinem Licht erkannte Magda allmählich, warum sie so abrupt angehalten hatten.
Sie drängten sich am Fuß einer vor ihnen aufragenden nackten Klippe zusammen. Vor langer Zeit musste jemand Stufen in die Wand gehauen haben, zu steil, zu weit voneinander entfernt, um sie zu erklettern, als sei der Erbauer nicht ganz menschlich gewesen.
Aber neben den Stufen hing ein langes Seil mit einem Handgriff, einem einfachen Holzstück, der wiederum mit einem Stück schmutzigen Strick umwickelt war. Nach einem schnellen Blick ringsum zog Jaelle daran. Weit über ihnen erklang eine Glocke.
Dann geschah lange Zeit überhaupt nichts. Die Klippe schützte sie vor dem Wind, aber nicht vor der beißenden Kälte. Jaelle und Vanessa stampften mit ihren Stiefeln fest auf den felsigen Boden. Magda sagte sich, dass sie es ihnen gleichtun musste, doch sie brachte die Willenskraft nicht mehr auf. Cholaynas Husten wurde von dem dicken Schal um ihr Gesicht gedämpft. Magda zitterte und wartete.
»Hörst du nichts, Jaelle? Solltest du nicht noch einmal läuten?«
»Da oben ist etwas.« Jaelle trat zurück und versuchte, durch Dunkelheit und wirbelnden Schnee etwas zu erkennen. Jetzt hörten sie alle ein hartes, kratzendes Geräusch.
Jaelle riss ein weiteres Streichholz an. In seinem winzigen Lichtkreis erschien, von dichten Schneeflocken umtanzt, ein Stiefel, dann noch einer, gefolgt von Hosenbeinen und einem Körper, der in eine ganze Sammlung von dicken, schweren Schals eingewickelt war. Das Gesicht darüber war halb verdeckt von verfilztem, mit Eis behangenem weißem Haar, dicht und wild. Schnee lag auf den buschigen Augenbrauen.
»Ihr müsst eure Reittiere unten lassen«, sagte eine schnarrende
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