Darkover 14 - Die schwarze Schwesternschaft
lang aufwärts bewegt, obwohl ihr der Verstand sagte, dass es so hoch unmöglich sein konnte. Das nächste Mal, wenn ich mich freiwillig zu einer Reise melde, sagte sie zu sich selbst, werde ich daran denken, dass ich an Akrophobie leide.
Doch auch diese scheinbar endlose Fahrt fand ein Ende. Lichter tauchten auf, primitive Pechfackeln, die flackerten und qualmten und zum Himmel stanken. Frauen, gekleidet in derbe Röcke und Schals, das Haar ungekämmt, trugen sie.
»Wenn das die Erwählten der Göttin sind«, hauchte Vanessa auf Terra-Standard - damit man es weder hören noch verstehen konnte - , »halte ich nicht viel von ihnen. Ich habe noch nie eine so schmutzige Bande gesehen.«
Magda zuckte die Schultern. »Hier gibt es wenig Brennmaterial und Wasser zum Waschen. Das Erste, was die Leute in dem Räuberdorf getan haben, war, dass sie uns ein Bad anboten, vergiss das nicht.«
Zwei Frauen hielten den schwankenden Korb fest, damit die Passagiere aussteigen konnten. Magda war dankbar für die Finsternis rings um den Lichterkreis der Fackeln. Sie verhinderten einen Blick zurück in den tiefen Abgrund, aus dem sie heraufgekommen waren.
»Seid willkommen im heiligen Haus der Göttin«, sagte eine Frau in diesem barbarischen Dialekt. »Möge die Dame euch in sichere Obhut nehmen. Kommt heraus aus dem Schnee und dem Wind.« Die Frauen nahmen sie in die Mitte und führten sie einen langen, steilen, mit Kopfsteinen gepflasterten Weg hinauf zu einer Ansammlung von Gebäuden. Der Sturm pfiff zwischen den Häusern hindurch und heulte um die Ecken, aber in ihrem Lee waren sie vor Schnee und Wind geschützt. Magda erinnerte sich, dass sie, als sie die grauen Vierecke aus der Ferne erblickte, versucht hatte, ihre Größe zu schätzen. Sie waren nicht in einem menschlichen Maßstab erbaut, ebenso wenig wie die Stufen, über die die Blinde allein in Dunkelheit und Sturm hinuntergeklettert war.
Ihre Führerinnen schoben sie in einen Gang zwischen zwei der gewaltigen Bauwerke und plötzlich durch eine große Tür in einen Raum, wo ein Feuer brannte - ein Feuerchen in einem steinernen Kamin, das die dunklen Ecken des Raums vergeblich zu erhellen suchte.
Vor dem Feuer hockte eine dunkle Gestalt, eingehüllt in große Schals und Schleier. Die Frauen drängten ihre Gäste vorwärts.
»Kiya«, sagte eine, die Höflichkeitsanrede für jede weibliche Verwandte aus der Elterngeneration benutzend, die für gewöhnlich die Bedeutung von Tante oder Pflegemutter hatte, »hier sind Fremde, darunter eine Kranke.«
Die Frau vor dem Feuer erhob sich und schob langsam die Kapuze aus ihrem Gesicht. Sie war eine große alte Frau mit schwärzlichem Gesicht. Ihre weit auseinander stehenden Augen unter den schmalen Brauen wanderten bedächtig von einer zur anderen.
»Einen guten Abend wünsche ich euch, Schwestern«, begrüßte sie sie endlich. Sie sprach den gleichen Gebirgsdialekt wie die anderen, aber langsam, als sei er ihr nicht vertraut. Ihre Aussprache war dagegen deutlicher und weniger barbarisch. »Dies ist das heilige Haus Avarras, in dem wir abgeschlossen leben und Ihren Segen suchen. Alle Frauen, die ein Obdach suchen, sind uns willkommen; ihr, die ihr unsere Suche teilt, seid gesegnet. Was kann diese Person euch für heute Nacht anbieten?« Ihre Stimme war ein tiefer Kontraalt, so tief, dass sie sich kaum nach einer Frauenstimme anhörte.
Jaelle antwortete: »Wir suchen Zuflucht vor dem Sturm, und eine von uns ist krank.«
Die Frau musterte sie eine nach der anderen. Cholaynas Husten durchbrach die Stille. Die alte Frau winkte sie zu sich, aber Cholayna war zu schwach und lethargisch, um zu gehorchen. Vielleicht hatte sie die Geste nicht einmal gesehen. Also ging die Frau zu ihr.
»Was fehlt dir, Schwester?« Sie wartete nicht auf eine Antwort. »Man hört es an dem Husten; du bist aus dem Tiefland, und die Bergluft macht deinen Atem krank. Ist es so?« Sie öffnete Cholaynas Jacke und legte ihren grauen Kopf an Cholaynas Brust. Nachdem sie eine Weile gelauscht hatte, meinte sie: »Wir können dies heilen, aber du darfst eine Hand voll von Tagen nicht weiterreisen.«
Sie winkte Vanessa. »Und deine Finger sind erfroren und deine Füße wohl auch. Meine Schwestern werden euch in kurzer Zeit warme Suppen und heißes Wasser bringen und euch allen einen Ort zeigen, wo ihr sicher und trocken schlafen könnt.« Ihre Augen richteten sich auf Jaelle, und es sah aus,
Weitere Kostenlose Bücher