Darkover 17 - Die blutige Sonne
Ich verlange sie!« erklärte er. »Und dann, verdammt noch mal, werde ich dich zur Rechenschaft ziehen, Auster, ich werde dir diese Worte mit meiner Faust die Kehle hinunterstopfen!« Er sah Kennard an, und in seinem Zorn dachte er überhaupt nicht daran, sich vor diesem alptraumhaften Erlebnis zu fürchten. »Mach schon! Überzeuge dich selbst!«
Kennard zögerte. »Wenn ihr wirklich meint… «
»Es ist die einzige Möglichkeit«, stellte Neyrissa kurz fest. »Und Jeff ist bereit dazu.«
Kerwin schloß die Augen und wappnete sich gegen die schmerzhafte Erschütterung des erzwungenen Rapports. Ganz gleich, wie oft es geschah, es wurde niemals einfacher. Er ertrug es einen Augenblick lang, das Eindringen, die Vergewaltigung seines Geistes, und dann löschte ein gnädiger grauer Nebel die Qual aus. Als er wieder zu sich kam, stand er vor ihnen und umklammerte die Tischkante, um nicht vornüber zu fallen. In dem stillen Raum hörte er sein eigenes lautes Atmen.
Kennards Blick wanderte zwischen ihm und Auster hin und her.
»Nun?« fragte Jeff herausfordernd.
»Ich habe immer gesagt, wir könnten dir vertrauen, Jeff«, sagte Kennard ruhig. »Aber irgend etwas ist da. Etwas, das ich nicht verstehe. Irgendwo ist dein Gedächtnis blockiert, Jeff.«
Auster fiel ein: »Können die Terraner ihm nicht eine Art von posthypnotischer Konditionierung verpaßt haben? Haben sie ihn bei uns eingeschmuggelt wie… wie eine Zeitbombe?«
»Ich versichere dir«, antwortete Kennard, »du überschätzt ihre Kenntnisse des Gehirns. Und außerdem versichere ich dir, Auster, daß Jeff ihnen keine Informationen liefert. Es ist keine Schuld in ihm.«
Aber jetzt hielt kaltes Entsetzen Jeff im Würgegriff.
Seit seiner Ankunft auf Darkover war er von einer geheimnisvollen Macht herumgestoßen worden. Ganz bestimmt waren es nicht die Comyn gewesen, die die Unterlagen über seine Geburt und die über Jeff Kerwin senior, der ihn als Sohn legitimiert und die Staatsangehörigkeit des Imperiums für ihn erworben hatte, in den terranischen Computern gelöscht hatten. Es waren nicht die Comyn gewesen, die ihn gejagt hatten, bis er keinen Ort mehr hatte, an den er gehen konnte, und dann war er geflohen - zu den Comyn geflohen.
War er zu ihnen geschickt worden, war er ein Spion innerhalb des Arilinn-Turms, ohne daß es ihm bewußt war?
»Ich habe noch nie etwas so Blödsinniges gehört!« rief Kennard ärgerlich aus. »Ebensogut könnte ich es von dir glauben, Auster, oder von Elorie selbst! Doch wenn sich dieses Mißtrauen unter uns breitmacht, wird keiner einen Vorteil davon haben als die Terraner!« Er nahm die Landkarte hoch. »Wahrscheinlicher ist es, daß es einer der Aldarans ist. Sie haben ein paar Telepathen, und sie arbeiten außerhalb der Turm-Relais mit Matrizes, die nicht überwacht werden können. Deine Barriere mag geschwankt haben, Auster, das ist alles. Nennen wir es Pech und versuchen wir es von vorn.«
Kapitel 12: Die Falle
Kerwin versuchte, nicht mehr darüber nachzugrübeln. Schließlich hatte Kennard ihn nach der telepathischen Prüfung für schuldlos erklärt. Das galt, wie er wußte, als einwandfreier Beweis. Aber seit ihm der schreckliche Verdacht gekommen war, bohrte er in ihm weiter wie ein schmerzender Zahn.
Brauche ich es denn zu wissen, wenn die Terraner mich hergesandt haben?
Ich war so verdammt froh, die Terranische Zone hinter mir zu haben, daß ich nicht einmal Fragen stellte. Fragen wie zum Beispiel: Warum hatte der Computer im Raumfahrer Waisenhaus keine Daten über mich? Sie sagen, auch Auster sei unter den Terranern geboren worden. Ob es dort Daten über ihn gibt? Kann etwas einen Telepathen mit einer Matrix daran hindern, so, wie Ragan es erzählte, den Gedächtnisspeicher eines Computers zu löschen - eine bestimmte Angabe daraus zu entfernen? Nach allem, was er über Computer und über Matrizes wußte, war das ganz und gar kein Kunststück.
Schweigend und mißgestimmt ging er in den nächsten Tagen umher. Stundenlang lag er auf seinem Bett und versuchte, an nichts zu denken, dann wieder ritt er allein in die Berge. Er war sich bewußt, daß Taniquel ihn ständig beobachtete, wenn er mit den anderen zusammen war. Er spürte ihr Mitgefühl (verdammte Hure, ich will ihr Mitleid nicht!), und es quälte ihn, daß sie Bescheid wußte. Er wich ihr aus, sooft es ihm möglich war, aber die Erinnerung an ihre kurze Zeit als Liebende stach wie ein
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