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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Energonen gehört. Es war eine ermüdende Arbeit, zwar nicht körperlich anstrengend, aber monoton und nervenzerreißend, und ständig war im Hintergrund seiner Gedanken das Wissen, daß demnächst das Experiment mit der Fallenmatrix - was das auch sein mochte - durchgeführt werden würde.
   Ich will die Wahrheit wissen, wie sie auch aussehen mag.
   Wie sie auch aussehen mag?
   Ja, das will ich .
   Eines Tages arbeiteten sie in einem der Matrix-Laboratorien, und Jeff visualisierte die komplizierte innere Kristallstruktur auf dem Überwachungsschirm, als er plötzlich die Gitterstruktur wanken sah. Sie schmolz mit blauer Flamme und löste sich auf. Schmerz durchzuckte ihn. Jeff wußte kaum, was er tat, er handelte aus reinem Instinkt. Schnell zerschnitt er den Rapport zwischen Rannirl und Elorie, löschte die Schirme und fing Elories bewußtlosen Körper auf. Einen entsetzlichen Augenblick lang dachte er, sie atme nicht mehr. Dann bewegten sich ihre Wimpern, und sie seufzte.
   »Zu schwer gearbeitet, wie gewöhnlich.« Rannirl blickte auf das Gitter nieder. »Sie will weitermachen, selbst wenn ich sie anflehe, sich auszuruhen. Gut gemacht, Jeff, daß du sie gerade im richtigen Moment aufgefangen hast. Andernfalls müßten wir das ganze Gitter neu bauen, und das würde uns zehn Tage kosten. Nun, Elorie?«
   Elorie lag schlaff in Jeffs Armen und weinte vor Erschöpfung. Ihr Gesicht war totenblaß, und ihr Schluchzen klang so erstickt, als habe sie keine Kraft zum Atmen mehr. Rannirl nahm sie aus Jeffs Armen, hob sie hoch wie ein kleines Kind und trug sie aus dem Laboratorium. Über die Schulter rief er zurück: »Hole Tani nach oben, schnell!«
   »Taniquel ist mit Kennard im Flugzeug unterwegs«, antwortete Kerwin. »Und Neyrissa ist ausgeritten.«
   »Dann werde ich besser nach oben gehen und versuchen, Taniquel über die Relais zu erreichen.« Rannirl trat die nächste Tür mit dem Fuß auf. Es war einer der unbenutzten Räume; er sah aus, als habe seit Jahrzehnten niemand mehr den Fuß hineingesetzt. Er legte das Mädchen auf eine Couch, die mit staubigen Wandbehängen belegt war. Kerwin stand hilflos unter der Tür. »Kann ich etwas tun?« fragte er.
   »Du bist Empath«, sagte Rannirl, »und als Überwacher qualifiziert. Ich habe das seit Jahren nicht mehr gemacht. Ich gehe nach oben und versuche, Taniquel zu erreichen, und du mußt Elorie überwachen und dich vergewissern, ob ihr Herz in Ordnung ist.«
   Plötzlich fiel Kerwin wieder ein, was Taniquel an dem ersten Abend nach den Tests für ihn getan hatte. Sie hatte seinen Schmerz auf sich genommen, als er beim Niederbrechen seiner Barrieren einen Kollaps erlitt.
   »Ich werde tun, was ich kann.« Kerwin trat an die Couch. Elorie bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen wie ein widerspenstiges Kind. »Nein«, stieß sie gereizt hervor, »nein, laßt mich in Ruhe, mir fehlt nichts.« Aber sie mußte zweimal Luft holen, während sie das sagte, und ihr Gesicht sah wie ein Totenschädel aus.
   »So ist sie immer«, stellte Rannirl fest. »Tu, was du kannst, Jeff.« Er eilte den Gang hinunter und die Treppe hinauf.
   Jeff beugte sich über Elorie.
   »Ich bin sicher nicht so gut wie Tani oder Neyrissa«, sagte er, »aber ich will mein Bestes tun.« Er konzentrierte sich und führte seine Fingerspitzen mit einem oder zwei Zoll Abstand über ihren Körper, wobei seine Wahrnehmung bis tief in die Zellen eindrang. Ihr Herz schlug dünn, unregelmäßig, der Puls war schwach, fast nicht mehr zu spüren. Sie atmete kaum noch. Vorsichtig stellte er den Rapport her, erforschte mit dieser erhöhten Empfindsamkeit den Umfang ihrer Schwächen, versuchte, ihre Erschöpfung auf sich zu nehmen, wie Taniquel seinen Schmerz auf sich genommen hatte. Elorie bewegte sich ein wenig und versuchte, nach seinen Händen zu greifen. Er erinnerte sich, daß Taniquel seine Hände gehalten hatte. Elories Hände fuhren fort umherzutasten, und dann legte Jeff seine eigenen zwischen sie und spürte, wie sie sich bemühte, ihre Hände darüber zu schließen. Sie war fast bewußtlos. Doch nach und nach, während er, ihre Hände haltend, vor ihr kniete, stabilisierte sich ihre Atmung, schlug das Herz regelmäßiger und wich die tödliche Blässe ihres Gesichts einer gesunden Farbe. Kerwin war nicht bewußt geworden, welche Angst er ausgestanden hatte, bis er sie wieder richtig atmen hörte. Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sie war immer noch ein

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