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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durchquerte, sich zu Taniquel niederbeugte und die Hand auf ihren Arm legte.
   »Komm mit mir«, sagte er. »Ich möchte mit dir reden.«
   Sie sah ihn an, erstaunt und gar nicht erfreut. Dann schickte sie einen schnellen Blick in die Runde, und er spürte, daß sie einerseits erbittert war, andererseits keine Szene machen wollte. »Gehen wir auf die Terrasse«, schlug sie vor.
   Das letzte Nachglühen des Sonnenuntergangs war längst verschwunden. Der Nebel verdichtete sich zu schweren Regentropfen, die bald zu einem Wolkenbruch werden würden. Taniquel erschauerte und zog ihren gelben Strickschal dichter um ihre Schultern. Sie sagte: »Es ist zu kalt, um sehr lange hier draußen zu stehen. Was ist los, Jeff? Warum hast du mich den ganzen Abend so angestarrt?«
   »Das weißt du nicht?« schleuderte er ihr entgegen. »Hast du kein Herz? Wir mußten warten… «
   »Bist du eifersüchtig? « fragte sie gutmütig. Jeff riß sie in seine Arme und küßte sie heftig. Sie seufzte, lächelte und erwiderte den Kuß, aber eher aus Nachgiebigkeit als aus Leidenschaft. Kerwin faßte sie bei den Ellenbogen und stieß heiser hervor: »Ich konnte es nicht ertragen - dich mit Auster zu sehen, vor meinen Augen… «
   Sie zog sich von ihm zurück, verwirrt und, das spürte er, zornig.
   »Jeff, sei nicht so schwer von Begriff! Siehst du denn nicht ein, daß Auster mich jetzt braucht? Kannst du das nicht verstehen? Besitzt du überhaupt keine Gefühle, keine Freundlichkeit? Dies ist dein Triumph - und seine Niederlage. Ist dir das nicht klar?«
   »Versuchst du mir beizubringen daß du gegen mich Partei ergriffen hast?«
   »Jeff, ich verstehe dich einfach nicht.« Das schwache Licht, das aus dem Fenster hinter ihnen fiel, zeigte ihr Stirnrunzeln. »Warum sollte ich gegen dich Partei ergriffen haben? Ich sage doch nur, daß Auster mich braucht - jetzt, heute nacht -, mich mehr braucht als du.« Sie hob sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn schmeichelnd, aber er hielt sie grob auf Armeslänge von sich ab. Langsam ging ihm auf, was sie meinte.
   »Ist es möglich, daß du sagen willst… ?«
   »Was ist denn nur los mit dir, Jeff? Heute abend komme ich überhaupt nicht zu dir durch.«
   Die Kehle wurde ihm eng. »Ich liebe dich. Ich… ich will dich. Ist das so schwer zu verstehen?«
   »Ich liebe dich auch, Jeff.« Ein wenig Ungeduld lag in ihren Worten. »Aber was hat das damit zu tun? Ich glaube, du bist übermüdet, sonst würdest du nicht so reden. Was hat es mit dir zu tun, wenn Auster mich in dieser einen Nacht mehr braucht als du und ich ihn auf die Art tröste, die für ihn am nötigsten ist?«
   Mit tonloser Stimme fragte Kerwin: »Willst du mir beibringen, daß du heute nacht mit ihm schlafen willst?«
   »Ja, natürlich!«
   Sein Mund war trocken. »Du kleine Hure!«
   Taniquel fuhr zurück, als habe er sie geschlagen. Ihr Gesicht war in dem schwachen Licht totenbleich. Die Sommersprossen hoben sich wie dunkle Flecken davon ab.
   »Und du bist ein selbstsüchtiges Vieh«, erwiderte sie. »Ein Barbar, wie Elorie dich genannt hat, und Schlimmeres! Ihr… ihr Terraner glaubt, Frauen seien Eigentum! Ich liebe dich, ja, aber nicht, wenn du dich auf diese Weise benimmst!«
   Kerwin fühlte seinen Mund schmerzhaft zucken. »Die Art von Liebe kann ich mir in den Raumhafenbars kaufen!«
   Taniquels Hand zuckte hoch und traf ihn hart auf dem Wangenknochen. »Du… « stammelte sie. »Ich gehöre mir selbst, verstehst du? Du nimmst, was ich dir gebe, und hältst es für richtig, aber wenn ich es einem anderen gebe, wagst du es, mich eine Hure zu schimpfen? Verdammt sollst du sein, du Terranan mit deinen schmutzigen Gedanken! Auster hatte recht mit seinem Urteil über dich!«
   Sie ging schnell an ihm vorbei, und er hörte ihre Schritte verhallen, rasch und endgültig. Dann knallte irgendwo im Turm eine Tür zu.
   Kerwins Gesicht brannte. Er folgte ihr nicht. Der Regen fiel jetzt schwer nieder. Der Wind blies ihn um das Gesims des Turms. Es waren Eisspuren in den dicken Tropfen; Kerwin wischte sie von seiner schmerzenden Wange. Was hatte er jetzt angerichtet? Vor Scham wie betäubt, folgte er einem Impuls, sich zu verstecken. Sie alle mußten gesehen haben, wie Taniquel ihn zurückwies, wie sie sich Auster zuwandte, sie mußten alle erkannt haben, was das bedeutete. Schnell, ging Kerwin den Gang hinunter und stieg die Treppe zu seinem eigenen Zimmer hinauf. Doch

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