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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»Dreckige Hure«, sagte Neyrissa und hob die Hand, um Elorie zu schlagen. »Nicht besser als dieser dreckige alte Mann, unser Vater, dessen Schweinereien… «
   Kennard fing Neyrissas Hand mitten in der Luft ab. »Was? Du willst Hand an unsere Bewahrerin legen?«
   »Das hat sie verwirkt!« Neyrissa zog verächtlich die Oberlippe hoch.
   Auster erklärte mit finsterem Blick: »In einer früheren Zeit hätte das den Tod für dich bedeutet, Elorie - und den Tod durch Folter für ihn .«
   Voller Entsetzen wurde Kerwin klar, in welchem Irrtum sie alle befangen waren. Elorie klammerte sich an ihn und versteckte ihr Gesicht an seiner Brust. Er trat schnell vor, um die Verleumdung zurückzuweisen, um Elories Unschuld darzulegen. Die Worte waren bereits auf seinen Lippen: Ich schwöre, daß sie mir heilig gewesen ist, daß ihre Keuschheit unberührt ist…
   Aber Elorie warf herausfordernd den Kopf zurück. »Nenn mich, was du willst, Neyrissa. Das gilt für euch alle. Es ist sinnlos. Ich habe mich von Arilinn losgesagt; ich erkläre mich selbst für ungeeignet, nach den Gesetzen Arilinns Bewahrerin zu sein… «
   Sie drehte sich zu Kerwin um und warf sich ihm heftig schluchzend wieder an die Brust. Die noch ungesprochenen Worte - Dies sind nur die Phantasien eines unschuldigen Mädchens. Ich habe weder sie noch euch betrogen - erstarben für immer auf seinen Lippen. Er konnte Elorie nicht von sich weisen, jetzt nicht mehr, wo er sah, daß der erschrockene und ungläubige Ausdruck auf den Gesichtern der anderen zu Ekel und Abscheu wurde. Mit verzweifelter Kraft hielt sich Elorie an ihm fest. Ihr ganzer Körper bebte unter ihrem Schluchzen.
   Bereit, sein Urteil aus ihrer Hand zu empfangen, stand er ihnen gegenüber. Er senkte den Kopf. Seine Arme lagen schützend um Elorie.
   »Dafür sollten sie sterben!« rief Auster.
   Rannirl zuckte die Schultern. »Was hätte das für einen Sinn? Sie haben alles sabotiert, was wir versucht, alles, was wir vollbracht haben. Nichts, was wir jetzt tun, kann noch etwas daran ändern. Wünsche ihnen Glück zu ihrem Erfolg!« Er drehte sich um und ging hinaus.
   Auster und Corus folgten ihm. Kennard hielt sich noch einen Augenblick auf. Sein Gesicht war zerfurcht vor Elend und Verzweiflung. »Oh, Elorie, Elorie«, flüsterte er, »wenn du nur zu mir gekommen wärst, wenn du mich rechtzeitig gewarnt hättest… « Kerwin spürte, daß er nicht zu Elorie sprach, sondern zu einer Erinnerung. Aber sie hob ihren Kopf nicht von Jeffs Brust, und da seufzte Kennard, schüttelte den Kopf und ging davon.
   Sprachlos, immer noch erschüttert von der Gewalt ihrer Lügen, hörte Kerwin, wie sich die Tür hinter ihnen schloß. Elorie hatte sich ein bißchen beruhigt; jetzt begann sie von neuem zu weinen, schluchzend wie ein Kind. Kerwin hielt sie in seinen Armen. Er verstand das alles nicht.
   »Elorie, Elorie«, flehte er. »Warum hast du das getan? Warum hast du sie belogen?«
   Hysterisch schluchzend und lachend lehnte sich Elorie zurück und sah ihn an. »Es war doch keine Lüge! Ich hätte sie nicht noch einmal belügen können! Mein Leben als Bewahrerin war zur Lüge geworden, seit ich dich berührte - oh, ich weiß, du hättest mich niemals berührt, wegen des Gesetzes, wegen des Tabus, und doch wußten sie, als ich zu ihnen sprach, daß ich die Wahrheit sagte!
   Ich sehne mich so nach dir, ich liebe dich so sehr, daß ich es nicht ertragen kann, mich wieder in einen Roboter zu verwandeln, eine Maschine, einen lebendig-toten Automaten, wie ich es vorher war… « Ihr Schluchzen erstickte die Worte beinahe. »Ich wußte, ich würde nie mehr Bewahrerin sein können - und als du weggingst, dachte ich zuerst, ohne dich könnte ich zu dem zurückkehren, was ich gewesen war, aber da war nichts, nichts mehr in meiner Welt, und ich wußte, wenn ich dich niemals wiedersehen sollte, würde ich mehr tot als lebendig sein… «
   »Oh, Elorie! O Gott, Elorie!« flüsterte er überwältigt.
   »So hast du nun alles verloren - und du bist nicht einmal frei!« erklärte sie wild. »Aber ich habe nichts und niemanden, wenn du mich nicht willst, ich habe nichts, nichts… «
   Kerwin nahm sie in die Arme wie ein Kind und barg sie an seiner Brust. Die Größe ihres Vertrauens erschütterte ihn. Ihm schauderte bei dem Gedanken, was sie für ihn aufgegeben hatte. Er küßte ihr tränennasses Gesicht, legte sie auf das zerwühlte Bett nieder und kniete daneben

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