Darkover 17 - Die blutige Sonne
drei Tagen getraut hatte. Port Chicago lag außerhalb der Domänen. Der Mann hatte kurz auf Jeffs Identitätsscheibe gedrückt und den Namen »Elorie Ardais«, den Elorie nannte, interesselos hingenommen. Wahrscheinlich hatte er nie von den Comyn oder vom Arilinn-Turm gehört. Er holte eine Frau als Trauzeugin in sein Büro. Sie zwitscherte freundlich und sagte zu Elorie, da sie beide rote Haare hätten, würden sie sicher eine Schar rothaariger Kinder bekommen. Elorie errötete, und Kerwin empfand tiefe, unerwartete Zärtlichkeit. Der Gedanke an ein Kind Elories berührte ihn auf eine Weise, von der er sich nie hätte träumen lassen.
»Du bist, wohin wir auch gehen mögen, meine Ehefrau nach dem Gesetz des Imperiums«, wiederholte er jetzt. Sanft setzte er hinzu: »Aber vielleicht müssen wir Darkover verlassen.«
Elorie nickte und biß sich auf die Lippe. Die Comyn mochten neuerdings ebenso eifrig darauf bedacht sein, Jeff deportieren zu lassen, wie sie es zuvor hatten verhindern wollen.
Insgeheim meinte Kerwin, das wäre auch besser. Darkover konnte für ihn wie für sie nichts anderes mehr sein als eine Erinnerung an das, was sie verloren hatten. Und da draußen gab es Welten genug.
Nervös näherte er sich der Einzäunung. Es war möglich, daß man ihn als einen zur Deportation verurteilten Mann sofort festnahm. Es gab gewisse Rechtsmittel, die er in Anspruch nehmen konnte, um einen Aufschub zu erreichen. Für ihn selbst wäre es ihm nicht der Mühe wert gewesen. Für Elorie wollte er alles tun, um eine Aufhebung des Urteils zu erwirken.
Der große Raumpolizist in schwarzem Leder musterte Kerwins schäbige terranische Kleidung und das ängstliche verschleierte Mädchen an seinem Arm. Er warf einen Blick auf Jeffs Ausweis.
»Und die Frau?«
»Meine Ehefrau. Wir haben vor drei Tagen in Port Chicago geheiratet.«
»Ich verstehe«, meinte der Raumpolizist langsam. »In dem Fall sind bestimmte Formalitäten zu erfüllen.«
»Selbstverständlich.«
»Dann kommen Sie bitte mit ins HQ.«
Er führte sie hinein. Jeff drückte beruhigend Elories Arm. Er bemühte sich, seine bösen Ahnungen zu verbergen. Die Ehe mußte im Archiv eingetragen werden, und sobald Jeff seinen Ausweis vorlegte, würde der Computer die Information ausspucken, daß er zur Deportation verurteilt war und unter Hausarrest stand.
Er hatte sich überlegt, ob er anonym in die Terranische Zone zurückkehren sollte, wenigstens für einen oder zwei Tage. Aber die genauen Vorschriften des Imperiums, was eingeborene Frauen und Heiraten betraf, machten das undurchführbar. Als er es Elorie erklärte, hatte sie darauf bestanden, ihr liege nichts an einer Eintragung. Aber Jeff hatte sich zum ersten Mal über ihren Protest hinweggesetzt und festgestellt: » Mir liegt daran.« Dann hatte er auf keinen Einwand mehr gehört.
Im Zivildienst des Imperiums sind zum größten Teil ledige Männer tätig. Nur wenige terranische Frauen können sich dazu entschließen, ihre Männer durch die halbe Galaxis zu begleiten. Die Folge ist, daß auf jedem Planeten sowohl offizielle als auch inoffizielle Verbindungen mit eingeborenen Frauen als selbstverständlich gelten. Um endlose Komplikationen mit den verschiedenen planetaren Regierungen zu vermeiden, zieht das Imperium einen sehr scharfen Trennungsstrich.
Ein Bürger des Imperiums darf auf jedem beliebigen Planeten jede beliebige Frau nach den Gesetzen ihrer eigenen Welt und den Bräuchen ihres Volkes heiraten. Das ist eine Angelegenheit zwischen dem einzelnen Terraner, der Frau, ihrer Familie und den Gesetzen, unter denen die Frau lebt. Das Imperium hat damit nichts zu schaffen. Ob die Heirat offiziell oder inoffiziell ist, auf Zeit oder für dauernd geschlossen wird oder überhaupt keine Ehe darstellt, ist Sache der privaten ethischen und moralischen Begriffe der betroffenen Parteien. Der Mann wird im Archiv des Imperiums weiter als ledig geführt, und Vorsorge für seine Frau kann er nach eigenem Ermessen treffen. Wenn er es wünscht, kann er jedoch für jedes aus seiner Ehe stammende Kind die Staatsbürgerschaft beantragen und ihm bestimmte Privilegien sichern. So wie der ältere Jeff Kerwin es für seinen Sohn getan hatte.
Aber wenn der Mann sich entscheidet, die Heirat bei den terranischen Behörden eintragen zu lassen oder irgendein amtliches Dokument unterschreibt, in dem eine eingeborene Frau irgendeiner Welt als seine gesetzliche Ehefrau
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