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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wenn Sie etwas von Computern verstehen… «
   »Ich habe bei CommTerra sieben Jahre lang mit einem Barry-Read KSO4 gearbeitet.«
   Ihre Stimme war eisig. »Dann, Sir, schlage ich vor, daß Sie hier eintreten und die Speicher selbst überprüfen. Falls Sie glauben, Ihr Name sei falsch eingetragen, geschrieben oder abgelegt worden - von jedem Kind, das einmal im Waisenhaus gewesen ist, sind die kodierten Fingerabdrücke festgehalten.« Sie bückte sich und nahm eine Karte auf, drückte seine Finger einen nach dem anderen gegen das molekular-sensitive Papier, das unsichtbar die Linien und Wirbel, die Porenmuster und die Hautbeschaffenheit aufzeichnete. Sie steckte die Karte in einen Schlitz. Kerwin betrachtete das große, stumme Gesicht der Maschine, die Sichtfenster, die wie blinde Augen starrten.
   Mit unheimlicher Geschwindigkeit wurde eine Karte ausgeworfen und fiel in einen Korb. Kerwin riß sie an sich, bevor die Frau sie ihm geben konnte, und ignorierte die kalte Wut auf ihrem Gesicht. Aber als er die Karte umdrehte, verschwanden sein Triumphgefühl und die Überzeugung, sie habe ihn aus irgendeinem Grund angelogen. Kaltes Entsetzen krampfte seinen Magen zusammen. In den charakterlosen Großbuchstaben des mechanischen Druckers stand da zu lesen

    KEINE EINTRAGUNG ÜBER DIESE PERSON
Sie nahm die Karte aus Kerwins plötzlich schlaffen Fingerspitzen.
   »Sie können eine Maschine nicht der Lüge bezichtigen«, erklärte sie. »Und jetzt muß ich Sie bitten zu gehen.« Ihr Ton sagte deutlicher als die Worte, daß sie, sollte er es nicht tun, jemanden rufen würde, der ihn hinauswarf.
   Kerwin klammerte sich verzweifelt an die Tischkante. Ihm war, als sei er in ein kaltes, wirbelndes Nichts geschleudert worden. Er fragte: »Wie kann ich mich denn irren? Gibt es noch ein Raumfahrer-Waisenhaus auf Darkover? Ich habe hier gelebt, sage ich Ihnen… «
   Sie sah ihn lange an, und endlich verdrängte eine Art von Mitleid ihren Zorn. »Nein, Mr. Kerwin«, antwortete sie sanft. »Warum gehen Sie nicht zurück ins Hauptquartier und melden sich bei Sektion Acht? Wenn ein - ein Fehler vorliegt, kann man Ihnen dort helfen.«
   Sektion Acht, Abteilung für Medizin und Psychologie. Kerwin schluckte schwer und ging, ohne weiter zu protestieren. Das bedeutete, sie hielt ihn für geistesgestört, sie glaubte, er brauche psychiatrische Behandlung. Er machte ihr keinen Vorwurf daraus. Nach dem, was er eben gehört hatte, war er geneigt, ihr beizupflichten. Er stolperte in die kalte Luft hinaus, seine Füße waren wie betäubt, sein Kopf schwamm.
   Sie lügen, lügen. Irgendwer lügt. Die Frau hatte gelogen, und er wußte es; er spürte, daß sie gelogen hatte…
   Nein, so dachte jeder Paranoiker: Irgendwer lügt, sie alle lügen, es besteht ein Komplott gegen mich… Irgendwelche geheimnisvollen und nicht zu packenden Sie hatten sich gegen ihn verschworen.
   Aber wie konnte er sich geirrt haben? Verdammt noch mal, dachte er, als er die Stufen hinunterstieg, ich habe da drüben Ball gespielt, Tretball und »Äffchen«, als ich klein war, richtige Spiele, als ich größer wurde. Er sah zu den Fenstern seines alten Schlafsaals hoch. Er war oft genug nach irgendeiner Eskapade hineingeklettert, und die günstigerweise niedrigen Äste jenes Baums waren ihm dabei behilflich gewesen. Am liebsten wäre er jetzt wieder in den Schlafsaal geklettert, um nachzusehen, ob seine Anfangsbuchstaben noch da waren, die er in den Fensterrahmen eingeschnitten hatte. Aber er verwarf den Einfall. Bei dem Pech, das er hatte, würde man ihn schnappen und für einen Kinderbelästiger halten. Er drehte sich um und starrte wieder auf die weißen Mauern des Gebäudes, in dem er seine Kindheit verbracht hatte… Hatte er das?
   Kerwin preßte die Hände an die Schläfen und zwang versunkene Erinnerungen an die Oberfläche. Er wußte noch so vieles. Alle seine bewußten Erinnerungen drehten sich um das Waisenhaus, um das Grundstück, auf dem er gerade stand, auf das Herumtollen auf diesem Grundstück. Als er noch sehr klein war, hatte er sich auf diesen Stufen einmal das Knie aufgeschlagen… wie alt war er gewesen? Sieben, vielleicht acht. Man hatte ihn auf die Krankenstation gebracht und ihm gesagt, sein Knie müsse genäht werden, und er hatte sich gefragt, wie in aller Welt sie sein Knie in eine Nähmaschine hineinbekommen wollten. Und als man ihm dann die Nadel zeigte, war er so gespannt darauf gewesen, wie das gemacht wurde,

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