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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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daß er vergessen hatte zu weinen. Das war seine erste wirkliche klare Erinnerung.
   Hatte er Erinnerungen an die Zeit vor dem Waisenhaus? So sehr er sich bemühte, in ihm stieg nur das Bild eines violetten Himmels auf, an dem vier Monde wie Edelsteine hingen, und eine weiche Frauenstimme sagte: »Sieh es dir an, kleiner Sohn, du wirst es jahrelang nicht wiedersehen… « Aus seinen Geographiestunden wußte er, daß es nicht oft eine Konjunktion der vier Monde gab, aber er hatte keine Ahnung, wo er gewesen war, als er die Monde sah, oder wann er sie wiedergesehen hatte. Ein Mann in einem grünen und goldenen Mantel schritt einen langen Korridor aus Stein entlang, der wie Marmor schimmerte, eine Kapuze war lose über flammendrotes Haar geworfen, und irgendwo hatte es einen Raum mit blauem Licht gegeben… Und dann war er im Raumfahrer-Waisenhaus, lernte, schlief, spielte Ball mit einem Dutzend anderer Jungen seines Alters, einem Haufen Kinder in blauen Hosen und weißen Hemden. Mit zehn war er in eine darkovanische Pflegerin verliebt gewesen - wie hatte sie geheißen? Maruca. Sie bewegte sich lautlos in absatzlosen Slippern, ihre weißen Gewänder umflossen sie anmutig, und ihre Stimme war sehr leise und sanft. Sie zauste mir das Haar und nannte mich Tallo, obwohl das gegen die Vorschrift war, und einmal, als ich irgendein Fieber hatte, saß sie die ganze Nacht bei mir in der Krankenstation und legte mir kalte Tücher auf die Stirn und sang mir vor. Ihre Stimme war ein tiefer Kontraalt, sehr süß . Und als er elf war, hatte er einem Jungen namens Hjalmar die Nase blutig geschlagen, weil der ihn Bastard genannt hatte. Kerwin hatte gebrüllt, wenigstens wisse er den Namen seines Vaters, sie hatten sich getreten und mit Gossenausdrücken beschimpft, und der grauhaarige Mathematiklehrer hatte sie auseinandergerissen. Und nur ein paar Wochen, bevor man den verängstigten, halb bewußtlosen Jungen an Bord des Sternenschiffs trug, das ihn nach Terra bringen sollte, hatte es ein Mädchen namens Ivy gegeben, eine Klasse höher als er. Er hatte seine Zuteilung an Süßigkeiten für sie gehortet, und sie hatten sich schüchtern bei den Händen gehalten und waren unter den Bäumen dort am äußeren Rand des Spielplatzes entlanggewandert. Und einmal hatte er sie unbeholfen geküßt, aber sie hatte den Kopf weggedreht, so daß er nur einen Mundvoll feinen, hellbraunen, süß duftenden Haars geküßt hatte.
   Nein, sie konnten ihm nicht einreden, er sei verrückt. Er erinnerte sich an zu vieles. Er würde zum HQ gehen, wie die Frau ihm geraten hatte, nur nicht in die Abteilung für Medizin und Psychologie, sondern ins Archiv. Dort waren Unterlagen über jeden, der jemals im Dienst des Imperiums gearbeitet hatte. Dort würde er es erfahren.
   Der Mann im Archiv reagierte richtig verschreckt, als Kerwin einen Ausdruck verlangte, und Kerwin konnte ihm das eigentlich nicht übelnehmen. Schließlich kam man für gewöhnlich nicht gelaufen und wollte die eigene Akte einsehen, außer man bewarb sich um eine Versetzung. Kerwin suchte nach einer Entschuldigung.
   »Ich bin hier geboren. Ich habe nie erfahren, wer meine Mutter war, und es könnten Eintragungen über meine Geburt und meine Abstammung gemacht worden sein… «
   Der Mann nahm Kerwins Fingerabdrücke und drückte uninteressiert Knöpfe. Nach einer Weile glitt ein Papierstreifen in den Korb. Kerwin nahm ihn auf und las ihn. Anfangs befriedigte es ihn, daß das offensichtlich eine vollständige Akte war, aber je mehr er las, desto größer wurde sein Unglauben.

KERWIN, JEFFERSON ANDREW, WEISS, MÄNNLICH, STAATSANGEHÖRIGKEIT TERRA. HEIMATANSCHRIFT MOUNT DENVER. SEKTOR Zwei. FAMILIENSTAND ledig. HAARE rot. AUGEN grau. TEINT hell. BISHERIGE POSTEN Alter zwanzig Lehrling CommTerra. LEISTUNG zufriedenstellend. PERSÖNLICHKEIT zurückhaltend. POTENTIAL hoch.

VERSETZUNG Alter 22. Nach bestandener CommTerra-Prüfung Assistent Konsulat Megaera. LEISTUNG ausgezeichnet. PERSÖNLICHKEIT akzeptabel, introvertiert. POTENTIAL sehr hoch. VERGEHEN keine (Nichts über unerwünschte Verbindungen bekannt.) PRIVATLEBEN normal, so weit bekannt. BEFÖRDERUNGEN regelmäßig und schnell.

VERSETZUNG Alter 26. Phi Coronis IV. CommTerra-Kommunikationsfachmann. Gesandtschaft. LEISTUNG ausgezeichnet; Lob für ungewöhnlich gute Arbeit. PERSÖNLICHKEIT introvertiert, aber zweimal verwarnt wegen Schlägereien im Eingeborenenviertel. POTENTIAL sehr hoch, aber angesichts wiederholter Anträge

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