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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Jagdvögeln ist eine unserer Familien-Gaben . Der Gedanke schwamm an der Oberfläche ihres Geistes, und jetzt fühlte Kerwin im Rapport mit Neyrissa den Flug, das Schlagen der langen Schwingen, die alles verschlingende Aufregung der Jagd, den Blick auf die unten kreisende Welt, das Niederfahren… Ekstase durchflutete seinen ganzen Körper. Kerwin schüttelte den Kopf und holte sich auf die Erde zurück. Neyrissa ritt schnell auf die Stelle zu, wo der Falke seine Beute auf den Boden gebracht hatte, und er folgte ihr. Neyrissa winkte dem Falkner, der in einiger Entfernung hinter ihnen war, den kleinen toten Vogel mitzunehmen. Der Falke saß auf ihrem Handschuh, und Neyrissa fütterte ihn mit dem noch warmen Kopf der Beute. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht gerötet. Kerwin fragte sich, ob auch sie an der Aufregung des Tötens teilgenommen habe. Den Anblick des Falken, der an den blutigen Sehnen zerrte, fand er ebenso erregend wie abstoßend.
   Neyrissa sah ihn an und erklärte: »Er frißt nur, wenn er auf meinem Handschuh sitzt. Kein gut trainierter Falke nimmt von seiner Beute, bevor sie ihm gereicht wird. Genug… « Sie zog den blutigen Bissen von dem grausamen Schnabel weg. »Ich möchte, daß er noch mindestens einen weiteren Vogel schlägt.« Wieder warf sie den Falke in die Luft, und wieder spürte Kerwin den Faden des Rapports zwischen Frau und Falken und folgte ihm mit seinen Gedanken. Das war kein Eindringen. Neyrissa hatte sich ihm geöffnet, damit er die Ekstase des Flugs, das lange Schweben auf kraftvollen Flügeln, das Zuschlagen, das hervorstürzende Blut teile…
   Als der Falkner Neyrissa den Kopf des zweiten Vogels brachte, wurde Kerwin sich bewußt, daß er nicht nur Spannung und Abscheu empfand, sondern tief in seinem Körper auch eine beinahe sexuelle Erregung mit Neyrissa teilte. Ärgerlich verscheuchte er diesen Gedanken. Es wäre ihm sehr peinlich gewesen, wenn Neyrissa ihn aufgefangen hätte! Schließlich versuchte er nicht, sie zu verführen… sie gefiel ihm nicht einmal! Und das letzte, was er sich hier wünschte, war, sein Leben durch irgendeine Frau zu komplizieren!
   Doch während die Sonne sich niedersenkte und der Falke wieder und wieder in den Himmel hinaufstieg, zuschlug und tötete, wurde Kerwin immer stärker in den ekstatischen Rapport zwischen Frau und Falke - Blut und Entsetzen und Erregung - hineingezogen. Endlich wandte Neyrissa sich dem Falkner zu. »Genug, bring die Vögel zurück.« Sie hielt ihr Pferd an und atmete in langen, langsamen Zügen. Kerwin war überzeugt, sie habe ihn vergessen. Ohne ein Wort wandte sie ihr Pferd in die Richtung auf die fernen Tore von Arilinn.
   Kerwin ritt hinter ihr her, irgendwie deprimiert. Wind erhob sich, und er zog seinen Umhang dicht über seinen Kopf. Wie er so Neyrissas verhüllter Gestalt folgte, die trübrote Sonne niedrig am Himmel und eine violette Mondsichel über einem fernen Berg, blaß und schattenhaft, hatte er das merkwürdige Gefühl, er sei auf dieser ganzen Welt allein mit der Frau und verfolge sie, wie der Falke den fliehenden Vogel verfolgt hatte… Er grub seinem Pferd die Fersen in die Weichen und raste dahin wie auf den Flügeln des Windes, hingegeben an die Erregung der Jagd… Der Instinkt ließ ihn die Knie andrücken und sich im Sattel halten, sein ganzes Bewußtsein ging unter in der Spannung der Verfolgung. Immer noch stand er in Rapport mit der Frau, er spürte die Erregung in ihrem Körper, ihr Wahrnehmen der hinter ihr donnernden Hufe, die lange Jagd, ein seltsames Sehnen, das nicht frei von Furcht war… Bilder überfluteten seinen Geist, er überholte sie, riß sie von ihrem Pferd, warf sie zu Boden… Die gemeinsame sexuelle Erregung stieg und stieg. Unbewußt trieb er sein Pferd an, bis er am Tor der Stadt dicht hinter ihr war…
   Plötzlich kam die Ernüchterung. Was tat er da? Er war hier ein geladener Gast, ein Mitarbeiter, jetzt durch einen Eid mit den anderen verbunden, ein zivilisierter Mensch, kein Räuber oder Falke! Das Blut pochte in seinen Schläfen. Als Stallknechte herbeieilten, um ihnen die Pferde abzunehmen, vermied er Neyrissas Blick. Sie stiegen ab, und er spürte, daß auch sie schwach war vor Aufregung, daß sie kaum stehen konnte. Er schämte sich seiner sexuellen Phantasien, und der Gedanke, daß Neyrissa an ihnen teilgenommen hatte, entsetzte ihn. In dem engen Gang des Stalles ging sie an ihm vorbei. Ihre Körper berührten sich nicht, aber er war sich der

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