Darkover 21 - Sharras Exil
über uns in der Luft hängen, wachsend, drohend…
Eine Frau in Ketten mit loderndem Flammenhaar, die größer und größer wurde, während es prasselte wie bei einem Waldbrand… Sharra! Das Feuerbild, Sharra… Auch ich wich zurück vor den nach uns züngelnden Flammen, vor dem brenzligen Geruch, der Flut von Hass und Grauen, vor dem Höllentor, das sich vor sechs Jahren für mich geöffnet hatte…
Ich raffte meine dahinschwindende Selbstbeherrschung zusammen, bevor ich mich entwürdigte, indem ich kreischte wie eine Frau. Das Feuerbild war da, ja. Es schwebte und flackerte und zitterte über uns, die Gestalt einer Frau, den Kopf zurückgeworfen, dreimal so hoch wie ein großer Mann, Haare wie Flammenzungen. Marjorie! Marjorie, brennend, überschattet von Sharra … Ich zwang mich, vernünftig zu denken.
Nein, das war nicht Sharra, wie ich sie kennen gelernt hatte. Mein Herz schlug schnell vor Angst, aber es war kein wirklicher Brandgeruch im Raum, die Vorhänge der Logen fingen nicht an zu qualmen, sie gingen nicht in Flammen auf, wo das Feuer sie berührte… Dies war eine Illusion, nicht mehr. Ich ballte meine gute Hand zur Faust, dass mir die Nägel ins Fleisch schnitten, fühlte den alten brennenden Schmerz in der Hand, die nicht mehr da war… Phantom-Schmerz, so wie das hier nicht mehr war als ein Phantom, ein Bild Sharras… Ich hätte die echte Sharra erkannt, bei ihrem Anblick hätte ich gespürt, dass mein Körper und meine Seele ihr Siegel trugen…
Das Feuerbild streckte einen Arm aus… einen in Flammen eingehüllten Feuerarm… und Beltran knickte zusammen, wich zurück… raste aus der Kristallkammer. Jetzt, da ich wusste, dass es sich nur um eine Illusion handelte, fürchtete ich mich nicht mehr. Ich sah ihm nach und fragte mich, wer das getan haben mochte. Hatte Kadarin, wo er gerade weilte, das Matrix-Schwert gezogen und das Feuerbild erscheinen lassen? Nein. Ich stand mit Leib und Seele unter dem Siegel Sharras - wenn Kadarin, der diesem Schrecken ebenfalls angehörte, ihn heraufbeschwor, würde auch ich von den Flammen verzehrt werden… Ich umklammerte mit meiner einen Hand die Schranke und dachte nach. Die Comyn liefen hin und her und riefen verwirrt durcheinander. Zwei oder drei weitere Personen stürzten durch ihre Privattüren im Hintergrund der Abteilungen hinaus.
Callina? Keine Bewahrerin würde ihr Amt profanieren, indem sie Menschen in Angst und Schrecken versetzte. Ich hätte es tun können - selbst in diesem Augenblick fühlte ich die Hitze der Flamme in meiner nutzlosen Matrix -, aber ich wusste, dass ich es nicht gewesen war. Beltran, der ebenso von Sharra überschattet war? Er hatte von allen die meiste Angst gehabt, denn er hatte Caer Donn brennen gesehen.
Das Feuerbild loderte auf, erstarb und war verschwunden, als habe der Wind eine Kerze ausgeblasen.
Danvan von Hastur, Regent der Comyn, war unerschrocken an seinem Platz geblieben. Doch er war bleich wie der Tod, und er hielt sich an der Schranke vor ihm fest, als er die rituellen Worte sprach, die jetzt fast keine Bedeutung mehr hatten.
» Ich erkläre… Ratssitzungen dieses Jahres… für geschlossen und alle Angelegenheiten für vertagt, bis uns ein neues Jahr wieder zusammenbringt… «
Einer nach dem anderen verließen die Ratsmitglieder, die noch nicht davongelaufen waren, schweigend die Kammer. Schon schämten sie sich, in Panik geraten zu sein. Ich, der ich der wirklichen Sharra gegenübergestanden hatte, fragte mich, wie sie im Ernstfall reagieren würden. Doch mein eigenes Herz klopfte immer noch ein bisschen lauter als sonst. Die Furcht saß mir in den Knochen, das Tor zwischen den Welten stand um einen winzigen Spalt offen, um jenen monströsen Schatten einzulassen… Ich hatte dies Tor halb offen gesehen und wusste, dass es in Feuer und Hölle führte wie in das brennende Herz eines Vulkans.
Dann fiel mir Regis auf. Er stand ganz still hinter Danvan Hastur, seine Hand berührte leicht seine Matrix. Er blickte nicht auf mich, er blickte auf gar nichts, aber mir war mit einem Mal klar:
Regis! Regis hatte das Bild heraufbeschworen! Aber warum? Warum und wie?
Er ließ die Hand sinken. Ich erkannte feine Schweißperlen um seinen Haaransatz, aber seine Stimme klang normal. »Möchtest du meinen Arm, Großvater?«
Der alte Mann schnaubte: »Wenn ich Hilfe benötige, will ich in mein Leichenhemd gekleidet werden!« Hocherhobenen Hauptes marschierte er aus
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