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Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zusammennahm, würden sich meine und Regis’ Furcht gegenseitig so verstärken, dass wir beide hysterisch zu schreien begannen. Ich rief mir ins Gedächtnis zurück, was ich in Arilinn gelernt hatte, und es gelang mir, meine Atmung zu kontrollieren. Die Panik verebbte.
   Nicht so bei Regis. Er saß immer noch auf der Bank, wo ich ihn hingesetzt hatte, bleich vor Angst. Ich ging zu ihm und war überrascht, meine eigene Stimme zu hören, die ruhige, distanzierte Stimme eines Matrix-Mechanikers, leidenschaftslos, professionell beruhigend, wie ich sie in mehr Jahren, als ich gern nachrechnete, nicht mehr vernommen hatte.
   »Ich bin keine Bewahrerin, Regis, und wie du weißt, ist meine eigene Matrix im Augenblick nicht zu gebrauchen. Ich könnte versuchen, in deinem Geist eine Tiefensondierung durchzuführen und herauszufinden… «
   Er zuckte zusammen. Das konnte ich ihm nicht verübeln. Die Alton-Gabe ist nichts, womit man herumspielt, und ich habe erfahrene Techniker mit langjähriger Turmausbildung kennen gelernt, die sich der eng gebündelten Gabe des erzwungenen Rapports nicht stellen wollten. Ich kann die Alton-Gabe anwenden, wenn ich muss, aber gern tue ich es nicht. Es ist fast wie eine Vergewaltigung, dies gewaltsame Eindringen in einen Geist, die Unterwerfung einer anderen Persönlichkeit, eine ultimate Eroberung. Nur die wahrscheinlich nichtexistenten Götter Darkovers wissen, warum eine solche Fähigkeit in die Alton-Linie hineingezüchtet wurde, damit ihre Träger den Rapport mit einem unwilligen anderen erzwingen, seinen Widerstand lähmen können. Auch Regis fürchtete sich davor, und das verstand ich nur zu gut. Mein Vater hatte meine eigene Gabe auf diese Weise erweckt, als ich noch ein Junge war. Nur so hatte er die Ratsmitglieder dazu bringen können, mich anzuerkennen: Er zeigte ihnen, dass ich, fremdartig und ein halber Terraner, die Alton-Gabe besaß - und ich war danach wochenlang krank gewesen. Mich schreckte der Gedanke, Regis das Gleiche anzutun.
   Ich sagte: »Vielleicht könnte man es dir in einem Turm sagen. Irgendeine Bewahrerin… « Dann erinnerte ich mich, dass es hier in der Comyn-Burg eine Bewahrerin gab. Ich neigte dazu, es zu vergessen. Ashara vom Comyn-Turm musste jetzt unglaublich alt sein; ich hatte sie nie gesehen und mein Vater vor mir auch nicht… Aber jetzt arbeitete Callina als ihre Stellvertreterin, und Callina war meine und Regis’ Verwandte.
   »Callina könnte es dir sagen, wenn sie wollte.«
   Regis nickte, und ich spürte, dass seine Panik nachließ. Es löste seine Ängste, dass wir ruhig und sachlich darüber sprachen, als sei es nichts als ein Problem der Laran -Technik.
   Aber auch mir war unbehaglich zu Mute. Als wir die Kristallkammer verließen, waren die Flure leer. Die Ratsmitglieder hatten sich getrennt und waren ihrer eigenen Wege gegangen. Die Sitzungen dieses Jahres waren vorbei. Nichts blieb mehr als der morgige Festnacht-Ball. Auf der Schwelle der Kammer kam uns der Syrtis-Junge entgegen. Er übersah mich fast völlig und eilte zu Regis.
   »Ich bin zurückgekommen, weil ich wissen wollte, was mit dir passiert ist!«, rief er. Regis lächelte ihm zu, und da entfernte ich mich still.
   Ich hatte das Gefühl, ein unwillkommener Dritter zu sein. Während ich allein weiterging, identifizierte ich eine meiner Emotionen. War ich eifersüchtig auf das, was Regis mit Danilo verband? Nein, bestimmt nicht.
   Aber ich bin allein, bruderlos, freundlos, kämpfe allein gegen die Comyn, die mich hassen, und es gibt niemanden, der an meiner Seite steht . Mein ganzes Leben hatte ich im Schatten meines Vaters verbracht, und seit er mir genommen war, ertrug ich die Einsamkeit nicht mehr. Und Marius, der an meiner Seite hätte stehen können - auch Marius war tot, gestorben an der Kugel eines Mörders, und außer Lerrys dachte niemand unter den Comyn daran, den Mord zu untersuchen. Ich erschrak, denn soeben entdeckte ich ein weiteres Element meiner tiefen Trauer um Marius. Es war Erleichterung - Erleichterung darüber, dass ich ihn nicht zu testen brauchte, wie mein Vater mich getestet hatte, dass ich nicht rücksichtslos in ihn einzudringen und ihn unter dem furchtbaren Angriff auf die Identität sterben zu fühlen brauchte. Er war gestorben, aber weder von meiner Hand noch unter meinem Laran.
   Ich hatte immer gewusst, dass mein Laran töten konnte, aber ich hatte nie damit getötet .
   Gedankenverloren kehrte ich in die Alton-Räume

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