Darkover 21 - Sharras Exil
seinem Kind. Ich seufzte und antwortete: »Danke, Vater. Ich komme gern.«
Ich dachte nicht wieder an die Sharra-Matrix. Sie lag eingewickelt und isoliert und verpackt in der hintersten Ecke des hintersten Schranks der Wohnung, die ich mit Dio am Stadtrand geteilt hatte. Keiner von uns beiden sprach in diesen Tagen von Sharra, in diesen letzten zehn Tagen, die wir im Apartment meines Vaters verbrachten. Er reiste nicht mit dem ersten Schiff, auf dem er Plätze gebucht hatte. Ich glaube, er wollte noch einige Zeit mit mir zusammen sein, er wollte mich nicht ganz allein auf einem Planeten zurücklassen, der mir so fremd geworden war, als hätte es die letzten beinahe zwei Jahre nie gegeben.
Es fehlten noch fünf Tage bis zu dem Termin, da das zweite Schiff vom Raumhafen Vainwals starten würde. Nicht viele Schiffe haben als Endziel Cottman IV, wie die Terraner Darkover nennen. Aber viele Schiffe machen dort eine Zwischenlandung, denn der Planet liegt zwischen dem oberen und dem unteren Spiralarm der Galaxis und stellt den naturgegebenen Transfer-Punkt dar. Um die Mittagszeit fragte mein Vater mich - es war nicht mehr als ein Vorschlag -, ob ich Lust hätte, ihn in einen der großen Vergnügungspaläste der Stadt zu begleiten, dessen Hauptattraktion ein gigantisches Bad war, geschaffen nach einem Vorbild aus irgendeiner berühmten antiken terranischen Stadt, die das Baden zur schönen Kunst erhoben hatte.
Mein Vater war seit Jahren verkrüppelt; eine meiner frühesten Erinnerungen war die an die heißen Quellen auf Armida und wie er sich nach einem eisigen Tag im Sattel bis an den Hals in dem kochenden Wasser einweichte. Das genossen nicht nur die Lahmen und Kranken. Aber überall im Imperium und besonders auf den Vergnügungswelten, wo nichts tabu ist, dienen Badehäuser als Sammelplatz für jene, die an etwas ganz anderem als heißem Wasser und heilenden Mineralbädern interessiert sind. Vielleicht trägt die Atmosphäre entspannter Nacktheit zum Abbau von Hemmungen bei. Dort werden viele Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten, die mit dem Baden nur wenig zu tun haben.
Das Leiden meines Vaters und sein nicht zu übersehendes Hinken gaben ihm die offensichtlichsten und ehrbarsten Gründe, sich in einem Bad aufzuhalten. Außerdem fand er dort Masseure, die seinen schmerzenden Muskeln beträchtliche Erleichterung verschafften. Ich besuchte diese Orte selten - es hatte eine Zeit gegeben, als es mir eine Qual war, mich inmitten solcher Vorgänge zu befinden, und die Frauen, die sich auf der Suche nach Männern hier zusammenscharten, waren, um es mild auszudrücken, nicht nach meinem Geschmack. Aber mein Vater schien lahmer als gewöhnlich zu sein, sein Gang war noch ungleichmäßiger geworden. Er hätte einen Masseur kommen, der ihn hinbegleitete, er hätte sich sogar in einer Sänfte hintragen lassen können - auf Vainwal ist für Geld buchstäblich jede Dienstleistung zu haben -, aber in seiner augenblicklichen Verfassung wollte ich ihn keinen bezahlten Angestellten anvertrauen. Ich begleitete ihn in das Badehaus, brachte ihn bis zur Tür der heißen Becken und begab mich auf ein Glas ins Restaurant. Dort sah ich einer Tanzgruppe zu, die die erstaunlichsten Dinge mit ihrer Anatomie anstellte. Danach machten Frauen - und Männer - die Runde auf der Suche nach Kunden, die von der Darbietung genugsam erregt waren, um für eine privatere Vorstellung zu bezahlen, und ich musste ein paar Mal abwinken. Es gab später noch ein Musikdrama, diesmal als Hologramm, in dem eine alte Legende von Liebe und Rache des Feuergottes erzählt wurde. Einem seiner Mitgötter wurde die Frau geraubt, und ein Dritter vergewaltigte sie. Der Feuergott erklärte sie als rein, aber der beraubte Ehemann war eifersüchtig und wollte nicht auf ihn hören. Die Illusion von Flammen um den Schauspieler, der den Feuergott darstellte, machte mich nervös, und ich stand auf und verließ das Restaurant voller Unbehagen. Ich ging in eine der Bars, um noch etwas zu trinken, und dort fand mich der Masseur meines Vaters.
»Sie sind Lewis-Kennard Lanart… «
Sofort wusste ich, es war etwas passiert, und ich stählte mich für eine neue Tragödie. »Mein Vater - was fehlt meinem Vater?«
»Er ist jetzt nicht mehr in Gefahr.« Der Masseur fummelte mit dem Handtuch herum, das er in den Händen hielt. »Aber die Hitze im Dampfraum war zu viel für ihn, und er hatte einen Kollaps. Ich habe nach einem Arzt geschickt«, setzte er, sich
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