Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
entgegnete: »Der Vertrag würde noch viel weniger eingehalten, wenn Ihr tot wäret, Lord Regis. Ich bin Euer treuester… « Die Stimme des Jungen brach. »Ihr wißt, mein Leben gehört Euch, vai dom cario, aber ist Euch wirklich klar, was aus dieser Welt und Eurem Volk würde, wenn Ihr tot wäret?«
»Bredú.« Regis benutzte das Wort, das nicht nur Freund, sondern auch geschworener Bruder bedeutet, und faßte Danilos beide Hände - eine seltene Geste in der Telepathen-Kaste. »Wenn das wahr ist, mein liebster Bruder, warum haben mich dann sieben Attentäter töten wollen?«
Er erwartete keine Antwort und erhielt auch keine. Danilo verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, daß sie aus unserm Volk stammen.«
»Ist das… « - Regis wies auf die Stelle, wo die Leiche gelegen hatte - »… ein Terraner? So einen habe ich noch nie gesehen.«
»Ich auch nicht. Aber seht den Tatsachen ins Gesicht, Lord Regis. Sieben Attentäter allein auf Euch angesetzt, Lord Edric mit einem fremdartigen Dolch getötet, Lord Jerome von den Elhalyns in seinem eigenen Arbeitszimmer ermordet und keine Fußabdrücke im Schnee, drei der Aillard-Frauen durch einen Kunstfehler im Kindbett gestorben und die Hebammen vergiftet, bevor sie befragt werden konnten, und - die Götter mögen mich strafen, daß ich davon spreche - Eure beiden Kinder.«
Regis’ Gesicht verlor seine Härte und nahm einen Ausdruck tiefen Kummers an. Denn obwohl er die Kinder gezeugt hatte, ohne ihre Mütter zu lieben, nur um eine beschworene Pflicht gegenüber seiner Kaste zu erfüllen, trauerte er doch sehr um seine beiden Söhne, die vor noch nicht drei Monaten tot in ihren Bettchen gelegen hatten - an einer plötzlichen Krankheit gestorben, hatte es geheißen. Seine gewaltsam beherrschte Stimme war schlimmer als Tränen. »Was kann ich tun, Dani? Muß ich in jedem Schicksalsschlag die Hand eines Mörders oder eine Verschwörung sehen?«
»Wenn Ihr es nicht tut, wird es um so gefährlicher für Euch werden, Lord Regis.« Das tiefe Mitleid in seiner Stimme strafte die Barschheit seiner Worte Lügen. Immer noch barsch setzte er hinzu: »Ihr habt einen Schock gehabt. Kehrt lieber nach Hause zurück. Eure Trauer beim Begräbnis Lord Edrics, wenn man um einen wie den überhaupt trauern kann, wird seinem Andenken nicht halb soviel Gutes tun, wie wenn Ihr am Leben bleibt, um für sein Weibervolk und seine Leute zu sorgen!«
Regis’ Lippen wurden’ schmal. »Ich bezweifele, daß man für den heutigen Tag noch Mörder in Reserve hat«, war alles, was er sagte. Aber er ging ohne weiteren Protest mit Danilo.
Dann war es also ein Krieg, eine komplizierte Verschwörung gegen die Telepathen-Kaste.
Doch wer war der Feind, und warum griff er an?
Vereinzelte Vorfälle wie dieser waren auf Darkover immer wieder einmal vorgekommen, obwohl der übliche Weg war, daß man gegen seinen Feind eine Tötungsabsicht eintragen ließ. Damit verhielt man sich entsprechend dem jahrhundertealten darkovanischen Duell-Kodex und genoß Straffreiheit. Tötung in einem fairen Duell war kein Mord.
Regis lächelte schwach. Er hatte es sorgfältig vermieden, sich in eine der sich bekämpfenden Richtungen und Fraktionen auf Darkover hineinziehen zu lassen, seit er erfahren hatte, daß Derik Elhalyn, der nächste Erbe der Herrschaft über den Comyn-Rat, wahnsinnig war und sein Amt niemals würde antreten können.
Deshalb konnte kein Mensch auf Darkover wahrheitsgemäß behaupten, Regis Hastur von Hastur habe ihm ein Unrecht angetan. Außerdem, wie er eben zu Danilo gesagt hatte, gab es wenige, die ihm in der Führung jeder legalen Duell-Waffe gewachsen waren.
Wer mochte es sein? Leute aus dem eigenen Volk, die die Comyn mit ihrer komplizierten Hierarchie von Telepathen und Psi-Talenten aus dem Weg räumen wollten?
Oder die Terraner?
Nun, das konnte er sofort nachprüfen.
Kurz nachdem er den Posten als Chef-Verbindungsmann zwischen den Terranern und seinem eigenen Volk angenommen hatte, war er in ein Haus in der Nähe der Terranischen Zone gezogen. Es war ein Kompromiß, den er verabscheute: weder eine terranische Wohnung, die, wenn auch eng und vollgestopft, doch wenigstens Komfort und Bequemlichkeit bot, noch eine darkovanische mit Raum und Luft und frei von Trennwänden, wenn auch im wesentlichen ohne Komfort. Noch weniger ließ sich seine Behausung mit Burg Hastur vergleichen, wo er den größten Teil seiner Kindheit verbracht
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