Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
hatte.
Sein Abscheu vor allen Artefakten der terranischen Technologie war so völlig kulturgebunden, daß er fast angeboren war, und sie täglich benutzen zu müssen, gehörte zu den größten Unannehmlichkeiten seines Postens. Ein einfacher Visiphon-Anruf war für ihn ein langwieriger Prozeß, weil er erst seinen Widerwillen überwinden mußte. Das Gespräch selbst hielt er so kurz wie möglich.
»Handelsstadt-Hauptquartier, Abschnitt acht, Medizinische Forschung.«
Als der Bildschirm hell wurde, verlangte er: »Abteilung für Fremd-Anthropologie«, und damit verbunden fragte er nach Dr. Jason Allison. Schließlich nahm das Gesicht eines jungen Mannes, zurückhaltend, aber sympathisch, vor ihm Gestalt an.
»Lord Regis, welch unerwartetes Vergnügen! Was kann ich für Euch tun?«
»Zunächst einmal kannst du die Formalitäten vergessen«, antwortete Regis. »Dafür kennst du mich schon zu lange. Und dann - würdest du zu mir herüberkommen?«
Er hätte sich seine Frage leicht über den Apparat beantworten lassen können. Regis war jedoch Telepath und hatte schon in jungen Jahren gelernt, sich nicht auf die Worte oder das Gesicht des Sprechers, sondern auf das ›Gefühl‹ einer Antwort zu verlassen. Er glaubte nicht, daß Jason Allison ihn belügen würde. So weit, wie er jemandem, der nicht seiner Kaste angehörte, Vertrauen und Sympathie entgegenbringen konnte, vertraute er dem auf Darkover geborenen Jason und mochte ihn. Aber auch wenn Jason nicht log, wich er ihm vielleicht aus, bemäntelte die Wahrheit, um ihn nicht zu verletzen, oder redete über etwas, von dem er nichts wußte.
Jason kam. Nach den ersten höflichen Worten der Begrüßung und Erkundigung sah Regis dem jungen Terraner gerade in die Augen und sagte:
»Du kennst mich seit langer Zeit und weißt, daß ich kein Dummkopf bin. Sei aufrichtig gegen mich, Jason. Herrscht irgendwo im Terranischen Imperium die Meinung, Telepathen machten mehr Ärger, als sie wert seien, und - auch wenn das Imperium nicht gerade einen Preis auf unsere Köpfe setzen wird - daß man offiziell keine Tränen vergösse, wenn wir einer nach dem anderen ausgelöscht würden?«
»Großer Gott, nein!« rief Jason. Regis hörte die Worte nicht einmal. Was er hörte, war der vollkommen ehrliche Schreck, die Verneinung und die Entrüstung im Geist des jungen terranischen Mediziners.
Dann waren es also nicht die Terraner.
Er bohrte weiter, nur um sein eigenes Gewissen zu beruhigen.
»Ist es nicht möglich, daß du noch nicht davon gehört hast? Nicht in deinem Abschnitt. Ich weiß zufällig, daß die Fremd-Anthropologie versucht hat, mit einigen von uns zusammenzuarbeiten.«
»Auch nicht in den anderen Abschnitten«, erklärte Jason fest. »Die Raumhafen-Verwaltung interessiert sich überhaupt nicht dafür. Die wissenschaftlichen Abteilungen - nun, sie sind eifrig dabei, eure Matrix-Technik zu erforschen. Es ist ihnen klar, daß Darkover einzigartig ist, ein Reservoir von Psi-Talenten, wie es Ähnliches, soweit uns bekannt, in der ganzen Galaxis nicht wieder gibt. Ihnen wäre es eher zuzutrauen, daß sie euch alle zusammentreiben und in - nicht gerade in Käfige stecken, aber in Schutzhaft nehmen, damit sie euch nach Herzenslust studieren können.« Er lachte.
»Vielleicht wäre das gar keine schlechte Idee«, erwiderte Regis bitter. »Wenn es so weitergeht, bleibt auf Darkover kein einziger Telepath mit Laran -Gaben am Leben.«
Jasons Grinsen verblaßte. »Ich habe vor Monaten ein Gerücht gehört, daß ein Attentatsversuch auf dich gemacht worden ist. Da es immerzu Duelle gibt, habe ich das nicht ernst genommen. Dann ist es wahr? Ist wieder so etwas vorgekommen?«
»Du weißt es also nicht.« Regis erzählte es ihm. Langsam wich die Farbe aus dem Gesicht des jungen Terraners. »Das ist schrecklich. Ich kann nur sagen, daß niemand von den Terranern dahintersteckt. Und wer sonst könnte einen Grund haben?«
Das war natürlich die Frage, dachte Regis. »Der mächtigste Geist im Universum, die größten Psi-Talente auf Darkover sind immer noch verwundbar gegen Messer, Kugel oder Laserstrahl. Ich könnte ein Dutzend Namen nennen, angefangen mit der Bewahrerin Cleindori bis zu meinem Cousin Marius Alton, der vor zwei oder drei Jahren starb.«
»Und ohne die Telepathen«, sagte Jason langsam, »haben wir keinen Schlüssel zu den Matrix-Wissenschaften Darkovers und keine Hoffnung, jemals einen zu
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