Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
Hälfte der Summe muß jetzt in harter Titanium-Währung auf ein Nummernkonto auf Helvetia II eingezahlt werden. Der Rest wird innerhalb eines Standardmonats von dem Tag an fällig, wo Darkover zu einer offenen Welt Klasse B erklärt wird.«
Stannard erkundigte sich: »Wie können Sie sicher sein, daß unsere Auftraggeber den Restbetrag zahlen? Nicht etwa, daß sie betrügerische Absichten hätten, aber als offen kann eine Welt nur vom Senat des Imperiums erklärt werden. Ist das einmal geschehen, könnten unsere Auftraggeber doch auf ganz legale Weise investieren wie andere Leute auch?«
Andrea lächelte, und das Lächeln glich so sehr einer Stahlfalle, daß Stannard seine Einschätzung ihres Alters um dreißig Jahre nach oben revidierte. »Nach dem Vertrag, den Sie mit den echten Identitätsnummern Ihrer Vorgesetzten unterschreiben müssen, gehen bei Nichteinhaltung der Verpflichtungen Ihre sämtlichen Interessen an dem in Rede stehenden Planeten auf die Gesellschaft für planetare Investitionen über - die, wie Sie erwähnten, als Planetenvernichter weitbekannt ist. Außerdem wird dadurch die Geheimhaltungsklausel ungültig.«
Sie haben an alles gedacht, sagte sich Stannard. Denn Vereinbarungen zur Vernichtung eines Planeten waren überall illegal, und jeder Investor, der, um einen Planeten zu erschließen, einen Planetenvernichter für sich arbeiten ließ, durfte jenen Planeten nie mehr betreten.
»An der Oberfläche ist unser Geschäft völlig legal«, erklärte Andrea. »Sie haben sich unserer Dienste für Werbung und Public Relations versichert. Die meisten unserer Agenten, diejenigen, die jeder sieht, werden nie näher als ein Lichtjahr an Darkover herankommen. Sie werden auf Empire Center mit völlig legalen Methoden versuchen, die Gesetzgeber davon zu überzeugen, Darkover müsse zu einer offenen Welt der Klasse B gemacht werden. Ein paar weitere werden das gleiche bei den darkovanischen Behörden tun.«
»Und die übrigen?«
Andrea sagte: »Die übrigen - gehen Sie nichts an.«
Stannard war ganz ihrer Meinung. Er wollte es gar nicht wissen. Er hatte ein Lebensalter damit verbracht, Aufgaben dieser Art für tausend Hintermänner zu erledigen, und er lebte gut und fast luxuriös davon, daß er nichts wissen wollte.
Sie unterzeichneten Papiere und wiesen die Identitäten ihrer Auftraggeber sowie ihre Vollmachten nach. Und dann gingen sie wieder. Sie verschwanden auf immer aus Andrea Clossons Leben und aus der Geschichte Darkovers. Sie waren so wenig einprägsame Persönlichkeiten, daß sogar Andrea sie als Individuen fünf Sekunden, nachdem sie ihr Büro verlassen hatten, vergaß.
Aber noch in derselben Minute drückte sie von neuem den Knopf des Lesegeräts und stellte es auf STOP. So wurde die Schrift unscharf. Aber Andrea schloß die Augen und sah es innerhalb ihrer Lider, in ihrer Erinnerung um so besser.
Hohe Berge, eine wohlbekannte Silhouette vor dem karmesinfarbenen Himmel der sich senkenden Sonne; eine Sonne wie eine rote und blutige Scheibe. Nur die Gebäude der Handelsstadt, die sich unterhalb des ach so vertrauten Bildes von Bergen und Sonne abzeichneten, waren neu und überraschend.
Also nennen sie die Welt jetzt Darkover.
Leise Musik klang in ihrem Gehirn auf. Dies totale Erinnerungsvermögen hatte sie die ersten hundert Jahre unerträglich gefunden, und sie hatte getan, was sie konnte, um es einzuschränken. Und jetzt fiel ihr der Name der Melodie nicht ein. Sie verbrachte ein paar Sekundenbruchteile damit, in einer Vergangenheit zu suchen, die sie willentlich beiseite geschoben hatte, bis der Name und der seltsame, trockene Klang der Weidenflöten daraus hervorstiegen:
›Müde sind die Hügel.‹
Ja, so hieß die Melodie. Ein weiteres dieser unerträglich klaren Bilder leuchtete vor ihr auf. Ein Mädchen in einer kurzen gelben Tunika spielte auf der Flöte. Dann verzerrte sich ihr Mund, und ihre Augen öffneten sich. »Ein Mädchen«, sagte sie bitter vor sich hin, »ein Mädchen war ich nicht einmal damals. Ich war - ich habe mich entschlossen, nicht darüber nachzudenken, was ich war. Ich bin hier, und ich bin eine Frau seit - Evanda und Avarra! Seit wie lange? Es tut mir nicht gut, wenn ich darüber nachdenke, wie lange ich schon hier bin!«
Aber die Erinnerung blieb, und ihre Gedanken hatten eine Bahn eingeschlagen, auf denen sie ihnen nicht Einhalt gebieten konnte. Schließlich gab sie ihrer Schwäche nach, denn nur
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