Darkover 23 - Asharas Rückkehr
schrecklichen Vision abzulenken. Notfalls würde sie einen Streit mit ihrer Furcht einflößenden Tante anfangen, Hauptsache, sie musste nicht an das denken, was sie eben gesehen hatte. Das musste es sein, natürlich! Ariels Ängstlichkeit war die Ursache für ihre Vision und hatte die Erinnerung an Ivor ausgelöst und an all den Kummer über seinen Tod, der noch in ihr steckte.
»Liriel! Marguerida hat etwas gesehen, hab ich Recht? Sag es mir sofort!« Ariels Stimme übertönte sowohl Margaret wie Javanne. »Du sagst mir auf der Stelle, was du gesehen hast, du … du Ungeheuer! Du hast die Aldaran- Gabe, oder? Oder!? Und du willst meinen Kleinen etwas antun, weil ich als Einzige den Mut hatte, dir zu sagen …« »Halt!« Liriels Stimme war tief und gebieterisch. »Du wirst hysterisch, Ariel.«
»Nein, werde ich nicht! Sie hat etwas gesehen! Sie soll es sagen!« Margaret seufzte. Einmal mehr sehnte sie sich nach dem Frieden, den sie unterwegs mit Rafaella genossen hatte. Auf der Reise waren ihre Mahlzeiten von keinen familiären Spannungen unterbrochen worden. »Cousine, ich würde deinen Kindern niemals etwas zu Leide tun.« Liriel, das habe ich mir nur eingebildet, oder? Sag mir, dass es nur Einbildung war -bitte!
Nein, es war keine. Ich kann dir versichern, dass ich den Unterschied zwischen einer Weissagung und reiner Einbildung merke. Du besitzt die Aldaran-Gabe, Marguerida. Das haben wir natürlich schon vermutet. Du hast die Wahrheit gesehen, aber danke, dass du meine Schwester zu beruhigen versuchst. Domenic wird nicht lange genug leben, um Kinder zu zeugen. Lass mich bitte mit Ariel fertig werden.
Danke, Liriel. Ich weiß mir wirklich keinen Rat mehr - die Aldaran-Gabe und die Alton-Gabe! Das ist mehr, als ich bewältigen kann. Ich würde alles gegen ein schnelles Schiff tauschen, egal, wohin. Soll ich das Haus verlassen? Würde das helfen?
Nichts kann Ariel im Moment helfen. Wenn sie in Rage gerät, verliert sie das bisschen Verstand, das sie hat. Das war schon immer so. Mutter hoffte, sie würde ruhiger werden mit Mann und Kindern. Wir dachten, sie würde aus diesen Anfällen herauswachsen.
Herauswachsen - diese Leier kenne ich nur zu gut!
Ja, ich weiß.
Margaret war überrascht, mit welcher Leichtigkeit sie und Liriel sich austauschten, und empfand ihre Cousine als großen Trost. Sie wirkte so ausgeglichen und vernünftig, im Gegensatz zu ihrer Zwillingsschwester. Es freute sie, dass es auf Darkover einen Menschen gab, der einige ihrer Fragen beantworten konnte und vielleicht sogar ihre Gefühle verstand.
Ariel, die von dem Gedankenaustausch nichts mitbekom
men hatte, begann zu schreien. »Glaubst du, weil ich viele Kinder habe, kann ich eines erübrigen? Piedro! Wo ist Piedro? Ich bleibe keinen Augenblick länger unter einem Dach mit diesem Ungeheuer.« »Hör auf, dich wie eine abergläubische Bäuerin aufzuführen!«, fauchte Liriel.
»Ariel, du weißt ganz genau, dass die ersten Erfahrungen mit Laran unzuverlässig sind«, sagte Jeff mit der ruhigen Autorität von Alter und Erfahrung, aber Ariel wollte nicht hören.
»Nein, das weiß ich nicht! Liriel hat das ganze Laran von uns beiden bekommen.« Sie hat es im Mutterleib gestohlen! Das ist ungerecht. Sie macht es sich in Tramontana bequem, und ich bin die Einzige ohne Laran in der Familie. Aber ich habe Kinder, und niemand wird meine Kleinen verfluchen. Es ist alles Margueridas Schuld! Sie hätte sterben sollen. Ich weiß, dass sich Piedro nur deshalb etwas aus mir macht, weil ich ihm Kinder schenke, und ich muss über sie wachen …
»Sei nicht albern, Schwester.«
»Kannst du schwören, dass ihre Vision falsch ist? Sie ist böse. Sie steckt voller Ideen, terranische Ideen, und sie ist böse.« Ariel sprang von ihrem Stuhl auf, wobei das Kind auf ihrem Schoß hinuntergefallen wäre, wenn Javanne ihren jüngsten Enkel nicht gerade noch gepackt hätte. Ariel schlug unterdessen mit ihrer kleinen Faust auf den Tisch. Ihr voller Teller ging auf dem Boden zu Bruch, und das Kelchglas folgte.
»Ariel, setz dich«, sagte Javanne mit fester Stimme. Ihre Augen waren groß und verzweifelt. Ich kann sie nicht bremsen! Ich konnte es noch nie! Ich hatte schon immer schreckliche Angst vor ihr, wenn sie wütend wurde, und mittlerweile fühle ich mich zu alt, um sie im Zaum zu halten. Und sie war so ein süßes Baby!
Piedro eilte ins Esszimmer, er sah gehetzt und sorgenvoll aus. »Was ist, Liebling?«
»Marguerida hat etwas Schreckliches vorausgesehen, und
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