Darkover 23 - Asharas Rückkehr
kannte. Es war ein hoher Kasten auf sechs Rädern, der von vier kräftigen Pferden gezogen wurde. Die Kinder stiegen widerwillig ein, wobei die älteren sich noch einmal umsahen und die jüngeren ein Protestgeschrei anstimmten.
Oben auf die Kutsche wurde allerlei Gepäck gestapelt, und selbst für Margarets ungeübtes Auge wirkte das ganze Gefährt nicht sehr im Gleichgewicht. Zwei Männer nahmen auf dem Kutschbock Platz und schauten mit Unbehagen zu den Wolken, die sich über den Bergen auftürmten. Margaret kannte sich mit dem Wetter auf Darkover noch nicht sehr gut aus, aber sie schätzte, dass der Sturm losbrechen würde, bevor die Familie Alar die zwanzig Meilen bis zu ihrem Zuhause zurückgelegt hatte.
Sie seufzte und schüttelte den Kopf, während Javanne Ariel anflehte, ihren überstürzten Entschluss zu überdenken. Doch Ariel schlug ihrer Mutter die Tür der Kutsche vor der Nase zu. Piedro Alar, der noch verzagter als sonst aussah, bestieg ein schönes Pferd. Margaret glaubte nicht, dass er ein sehr guter Reiter war, denn seine Haltung war kläglich. Hätte sie nur diese Vision nicht gehabt!
Javanne stand mit grimmiger Miene auf der Treppe und sah zu, wie die Kutsche wegfuhr, die unter der Last auf dem Dach hin und her zu schwanken schien. Nicht im Gleichgewicht, dachte Margaret, genau wie ihre Passagiere. Die Kutsche rumpelte die Auffahrt hinab und wirbelte ein wenig Staub auf. Javanne drehte sich abrupt um und ging die Treppe hinauf. Sie sah, dass Margaret im offenen Eingang stand. »Du darfst dir nicht die Schuld an der Sache geben, Marguerida. Du bist nun einmal das Kind deines Vaters.« Lew hielt sich immer schon für wichtiger, als er war. Versuchte, jemand zu sein, der er nicht war! Kennard hätte ihn nie mit Gewalt im Rat durchsetzen dürfen. Er hätte meinen Gabriel zum Erben machen sollen, dann hätten wir das ganze Problem gar nicht. Ich weiß, du kannst nichts dafür, aber ich kann meine Gefühle nicht ändern. Er war ein krankhaft stolzes Kind, und du bist ihm sehr ähnlich.
Javanne rauschte an ihr vorbei und ließ Margaret verblüfft und getroffen von diesem beißenden Kommentar zurück. Der Groll, den sie bei ihrer Tante wahrnahm, verwirrte sie, und wenngleich sie sich sagte, dass er nichts mit ihr zu tun hatte, war sie dennoch verletzt. Sie konnte schließlich nichts dafür, dass Lew so unmöglich war. Margaret sah Javanne Hastur nach, die in den ersten Stock hinaufstürmte wie eine kleinere Göttin. Sie sah den Stolz, der sich in der Haltung des Rückens zeigte, aber sie spürte auch die Verzweiflung und Wut in der Frau.
Margaret wollte gerade ihrer Tante nach oben folgen und sich in die Sicherheit ihres eigenen Zimmers zurückziehen, als sie schwere Stiefeltritte von dem Flur hörte, der zur Rückseite des Hauses führte. Mikhail tauchte aus dem Dunkel unter der Treppe auf, fröhlich pfeifend und ein wenig Stallgeruch verbreitend. Sein Gesicht heiterte sich noch mehr auf, als er sie sah, und Margarets Herz machte einen Hüpfer. Sie konnte sich zureden, so gut und vernünftig sie wollte, doch sie konnte nicht umhin, Mikhail Lanart-Hasturs Anblick wunderbar zu finden. »Marja! Genau dich habe ich gesucht!«, fing er an.
»Nenn mich nicht so.« Der Kosename ihres Vaters für sie klang von Mikhails Lippen beunruhigend. »Ich komme mir vor wie ein Kind!« »Verzeih mir meine Anmaßung, Cousine. Wie soll ich dich dann nennen? Marguerida ist so lang.« Er grinste, und seine blauen Augen leuchteten. »Ich komme mir in diesem Haus immer wie ein Kind vor, warum sollte es dir also anders gehen.«
»Es tut mir Leid, ich hätte dich nicht so anfahren dürfen. Es war ein grauenhafter Vormittag. Erst wollte Liriel mich überwachen, dann sagte sie, ich muss nach Arilinn, und schließlich gab es einen Zwischenfall im Speisesaal, und Ariel hat ihre Kinder weggebracht, weil sie befürchtet, ich könnte sie mit dem bösen Blick verhexen.« Sie seufzte.
»Ich habe davon erfahren, als Piedro die Kutsche eingespannt hat. Der arme Kerl hatte eine Stinkwut. Ich bedauere, dass meine Schwester so verrückt ist - kein Laran und fürchterlich gefühlsbetont -, aber so ist Ariel eben. Aber ich habe eigentlich dich gesucht. Ich wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir um Armida zu reiten. Ich überlass dir sogar Dorilys«, lockte er.
Margaret dachte an die zinngraue Stute, und ein Lächeln formte sich auf ihren Lippen. »Mit Vergnügen! Tatsächlich würde mir ein anständiger Ritt jetzt helfen, dieses Gefühl
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