Darkover 23 - Asharas Rückkehr
zulassen, und jeder, der es versuchte, würde es bereuen. Aber mit dir komme ich mir vor wie eine brütende Henne mit nur einem Ei im Nest. Ein Hahnenei, du meine Güte!
»Das kann ich mir auch nicht vorstellen.« Margaret erhob sich mühsam, damit sie ihre Petticoats und den Rock leichter anziehen konnte. »Gefällt es dir, eine Entsagende zu sein? Ich meine, man scheint auf Darkover ja wirklich sehr viel Gewicht auf Ehe und Familie zu legen.«
»Ja, aber meine Schwestern sind meine Familie. Und Kinder sind im Gildenhaus so willkommen wie in jedem anderen. Ich brauche nur einfach keinen Mann, der mir sagt, was ich tun soll.« Und bei »ihm« habe ich das Gefühl, dass er das nicht tun würde. Ach, ich hoffe, ich kann ihm trauen - Männer sind so sonderbare Wesen. »So, und jetzt zurück ins Zimmer. Du musst dich ein bisschen hinlegen. Falls du dich nachher stark genug fühlst, können wir das Abendessen bei Tisch einnehmen.«
»Das klingt wundervoll. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ist, an einem Tisch zu essen. Und ich bin plötzlich sehr hungrig.«
»Das ist ein gutes Zeichen, und es beruhigt mich gewaltig.« Rafaella grinste. »Du warst eine gute Patientin, außer dass du alle paar Minuten unbedingt aufstehen wolltest.«
Zwei Stunden später stieg Margaret, auf Rafaellas Arm gestützt und mit der freien Hand das Geländer umklammernd, die lange Treppe hinab. Ihre Energie schien ohne erkennbares Muster ab- und zuzunehmen, so dass sie sich in einem Augenblick ganz gut fühlte und im nächsten schwach. Sie biss die Zähne zusammen und war froh über Rafaellas starken Arm.
Julian Monterey, der Coridom, wartete am Fuß der Treppe. »Schön, dass Ihr wieder auf den Beinen seid, Domna«, sagte er zu Margaret. »Wir waren alle sehr besorgt.«
»Es tut mir Leid, wenn ich jemandem Sorgen bereitet habe - ein schönes Benehmen für einen Gast!« Sie schnitt eine Grimasse und freute sich, als er leise lachte.
»Ich führe Euch zum Speisesaal.«
»Danke. Irgendetwas riecht hier ganz köstlich.« Nun, da sie die Treppe hinter sich hatten, ließ Rafaella Margarets Arm los, blieb aber neben ihr, um sie jederzeit stützen zu können. Ihre Gegenwart war tröstlich, und Margaret schenkte ihr einen dankenden Blick. Julian führte sie in einen großen Saal, wo ein langer Tisch für das Abendmahl gedeckt war. An einer Längswand loderte ein angenehmes Kaminfeuer, und links und rechts davon hingen Wandteppiche. Einer zeigte einen Mann, der eine funkelnde Klinge hielt, und der andere eine Frau mit einem glitzernden Edelstein in der Hand. Ihre Gesichter waren Meisterwerke der Webkunst und blickten heiter aus den Fäden. Vor dem Kamin standen zwei Männer und wärmten sich die Hände. Der eine war Lord Ardais junior, der in Margarets Schlafzimmer eingedrungen war, und der andere war ein Fremder. Beim Geräusch der Schritte drehten sie sich zu den Neuankömmlingen um und sahen sie von der Seite her an, um die Unhöflichkeit eines direkten Augenkontakts zu vermeiden.
Dyan Ardais trat auf sie zu und öffnete den Mund, um zu sprechen, aber Julian Monterey schnitt ihm das Wort ab. »Meine Damen, darf ich vorstellen: Lord Dyan Ardais und Mikhail Lanart- Hastur, sein Pflegebruder und Friedensmann. Meine Herren, das ist Domna Marguerida Alton. Sie kennen ihre Begleiterin, Rafaella n’ha Liriel, natürlich schon, Dom Dyan, aber ich weiß nicht, ob Sie ihr je begegnet sind, Dom Mikhail.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel an seiner Erwartung, dass die Umgangsformen eingehalten wurden. Er wusste höchstwahrscheinlich von Dyans Eindringen in Margarets Gemach und missbilligte es.
Dyan warf dem Coridom kurz einen maßvoll aufsässigen Blick zu, dann setzte er eine arrogante Miene auf, bei der Margaret zusammenzuckte. Er sah seinem Vater sehr ähnlich. »Mestra Rafaella und ich sind uns bereits begegnet, aber ich freue mich, Lady Alton auf Burg Ardais willkommen zu heißen.« Er machte eine leichte Verbeugung, und Margaret dachte, dass er zwar ein verzogener Balg sein mochte, aber vorzügliche Manieren besaß, wenn er nur wollte. Sie beachtete ihn allerdings kaum. Es war der andere Mann, der ihre Aufmerksamkeit anzog, stärker, als ihr angenehm war. Sie starrte ihn beinahe an, nur mit Mühe konnte sie den Blick abwenden. Mikhail Lanart-Hastur hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Lord Regis, aber er war größer, und sie schätzte ihn etwa auf ihr eigenes Alter. Er hatte blonde Haare, die sich über eine breite Stirn lockten, einen Mund, der zum
Weitere Kostenlose Bücher