Darkover 23 - Asharas Rückkehr
der Grund dafür war. Es würde jedenfalls eine Menge erklären.
»Beides, glaube ich. Aber Lady Javanne ist sich bestimmt sehr wohl darüber im Klaren, dass äußerst schockierende Dinge auf Armida vor sich gehen, verstehst du?«
»Nein, eigentlich nicht. Das war vor ewigen Zeiten. Dom Gabriel ist ein legitimer Nachfahre der Lanarts oder zumindest ein so legitimer wie ich. Haben hier alle Angst, dass irgendein hinterlistiges Gen für sexuelles Fehlverhalten auf der Lauer liegt?«
Die Entsagende öffnete eine ihrer Taschen und begann ihre Kleidung auszupacken. »Nein, aber… es ist sehr schwer zu erklären. Es dreht sich im Grunde alles um Laran. Viele hundert Jahre lang gab es Laran nur in den Familien der Comyn. Das war schön für die Comyn und kein Problem für alle anderen. Also haben die Comyn untereinander geheiratet, um das Laran stark zu erhalten und die Gaben der sieben Domänen zu bewahren. Einige dieser Sitten haben sich ein wenig verändert, seit die Terraner vor etwa hundert Jahren kamen. Aber es ist immer noch nicht schicklich, dass eine verheiratete Frau ein Kind von jemand anderem als ihrem Mann bekommt. Das ist … sehr ungehörig.«
»Ich glaube, das verstehe ich. Aber wenn sich Herren der
Comyn herumtrieben und mit dieser und jener Frau uneheliche Kinder zeugten, dann war es doch unvermeidlich, dass das Laran sich in der normalen Bevölkerung ausbreitete. Wie bei deiner Schwester.« »Ja, aber es wird immer noch nicht für richtig gehalten.«
»Richtig? Es hört sich verdammt bequem für den Mann und absolut fürchterlich für die Frau an.«
Rafaella zuckte die Achseln, wie um zu sagen, dass es nun einmal so sei, trat ans Fenster und sah nach unten. »Da kommt Gabriel junior und reitet sein Pferd zu hart. Und Mikhail ist bei ihm.«
»Was?« Margaret stürzte ans Fenster und spähte hinaus. Wie das? Er musste am gleichen Tag wie sie aufgebrochen sein oder aber schärfer geritten. Wahrscheinlich Letzteres, denn sie und Rafaella hatten sich Zeit gelassen, da sie immer noch schnell ermüdete. Sie blickte hinab auf die goldene Lockenpracht, die breiten Schultern, die Art, wie er auf seinem Pferd saß. Er hat einen guten Sitz. Dann errötete sie, weil sie bemerkte, dass sie sich Mikhail gar nicht rittlings auf einem Pferd vorstellte.
Bei ihrem Abschied in Burg Ardais hatte er zu ihr gesagt, er würde nicht nach Armida kommen, doch nun war er hier. Margaret erinnerte sich, dass Rafael gesagt hatte, Mikhail sei wegen irgendetwas weggeschickt worden, und war leicht enttäuscht. Vielleicht war er doch nicht der Mann, für den sie ihn hielt, wenn er auf Befehl gekommen war. Er musste mehr unter der Fuchtel seines Vaters stehen, als er zugab.
Sie sagte sich, dass sie kein vorschnelles Urteil über ihn fällen durfte, und stellte fest, dass sie sich sehr freute, ihn hier zu sehen. Sie erlaubte sich die flüchtige Spekulation, dass seine Anwesenheit vielleicht gar nichts mit Gehorsam oder Pflicht zu tun habe, vielleicht hielt er es einfach nicht ohne sie aus.
Der Gedanke schockierte sie, und sie schüttelte den Kopf, andererseits gefiel ihr die Idee durchaus.
Eigentlich war es auch egal, oder? Sie machte lediglich einen Höflichkeitsbesuch auf ihrem Familiensitz, und das auch nur, weil der Senator es befohlen hatte. Sie war nicht aus eigenem Antrieb hier, oder? Unterdessen sah sie, wie das zinngraue Pferd über die Weide galoppierte und so laut wieherte, dass sie es bis hier oben hören konnte. Die Stute bäumte sich auf, als sie am Zaun ankam, und Mikhail winkte ihr zu. Es musste also sein Pferd sein, oder aber es begrüßte jeden Ankömmling.
Die beiden Reiter verschwanden seitlich um das Haus, und Margaret ließ sich aufs Bett plumpsen. Zum Teufel mit dem Alten und Mikhail und allen anderen Männern, dachte sie.
Als Margaret und Rafaella zur Essenszeit nach unten kamen, war der größte Teil der Familie in dem geräumigen Zimmer versammelt, in dem sie am Nachmittag Jeff Kerwin begegnet waren. Javanne hatte sich umgezogen und war nun weniger bescheiden gekleidet. Ihren Hals bedeckte immer noch eine Krause, und Margaret fand, dass ihre Tante sehr eitel war. Doch dann tadelte sie sich, weil ihr bewusst wurde, dass sie Javanne unsympathisch finden wollte. Das war ein unschönes Eingeständnis, und es ging ihr nicht gut dabei.
Javanne erhob sich, als sie eintraten, lächelte eine Spur zu strahlend und betrachtete Margaret aus stahlharten Augen. »Ich hoffe, du bist erfrischt und ausgeruht, Marja. Hast du alles,
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