Darkover 23 - Asharas Rückkehr
ausgeruht und frisch aus, aber auch ein wenig blass unter der Sonnenbräune von Relegan. Er hatte seine Uniform falsch geknöpft und vergessen - oder es jedenfalls nicht geschafft -, sein schütteres Haar zu kämmen. Als sie ihn kennen lernte, waren sie beinahe gleich groß gewesen. Inzwischen war er so gebeugt, dass er ihr kaum bis zur Schulter reichte. Aber er lächelte sie strahlend an, und sie bemühte sich, die leise Stimme zu überhören, die ihr sagte, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Als sie gerade zu Ende frühstückten, kam Meister Everard. »Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen«, sagte er, nachdem er sie begrüßt hatte. »Sehr gut, danke.«
»War das Zimmer nicht zu kalt? Gäste von anderen Planeten frieren manchmal. Als Junge ging ich im Kloster St. Valentin zur Schule, und dort lag beim Aufwachen manchmal Schnee auf unseren Zudecken. Damals habe ich mir geschworen, dass nie ein Gast von mir frieren soll.« Er hatte einen volltönenden Bariton, und Margaret dachte, dass er in seiner Jugend ein großartiger Sänger gewesen sein musste. Seine Stimme war erstaunlich tief für einen so schlanken Mann. Er sah aus, als könnte ihn ein kräftiger Windstoß umblasen. Dennoch war er groß und hielt sich aufrecht und war nicht so verschrumpelt wie der arme Ivor. Er hatte ein eckiges Kinn und viele Lachfältchen um die blassgrauen Augen, weiße Haare und eine Menge guter Falten, die Sorte, die jemand bekommt, den seine Arbeit zutiefst befriedigt, wie anstrengend sie auch sein mag. Sie hoffte, auch einmal so auszusehen, wenn sie alt war.
Sie war mit ihren Gedanken woanders und hätte beinahe eine Frage von Ivor überhört. »Meister Everard, ich habe bei dem Instrumentenbauer auf der anderen Straßenseite … Die Form der Schalllöcher hat mich überrascht … Verdammt, erklär du es ihm, Margaret. Wenn es mir nur nicht so schwer fiele, eine neue Sprache zu lernen!«
Meister Everard wartete, bis sie ihm Ivors Frage übersetzte, seinem Gesichtsausdruck nach war er leicht verwirrt. Margaret seufzte. Sie hoffte, es würde nicht wieder so werden wie am Abend vorher. Sie zeichnete mit der Fingerspitze ein paar Linien auf die Tischoberfläche, um zu zeigen, wie die Löcher bei einer terranischen Geige aussahen. »Im Ernst?«, fragte er nach einem Augenblick des Nachdenkens. »Solche Löcher habe ich noch nie gesehen - ergeben die gute Musik?« Margaret lachte leise. »Na ja, die Terraner machen mit dieser Bauweise seit lausenden von Jahren Musik, ich meine, man könnte es so nennen.«
»Erstaunlich. Ich sehe schon, ich werde während Ihres Besuchs eine Menge lernen. Und das ist sehr schön für mich.«
»Was hat er gesagt?«, fragte Ivor.
»Er sagt, es überrascht ihn, dass man mit derart geformten Schalllöchern gute Musik machen kann - er hat es allerdings höflicher ausgedrückt. Er mag eben seine sternförmigen. Und er meint, er wird eine Menge von uns lernen. Ich glaube, er ist ganz aus dem Häuschen deswegen.«
»Wirklich?«
»Na ja, er ist nicht mehr der Jüngste, und über darkovani-sche Musik weiß er wahrscheinlich mehr als jeder andere. Deshalb findet er die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen, wohl sehr verlockend.« »Daran habe ich noch gar nicht gedacht.« Ivor wirkte zufrieden, und während des Essens gewann er an Farbe. Marga
ret war erleichtert, denn sie wusste nicht, ob sie einer Erkrankung von Ivor gewachsen wäre.
»Wenn Sie Ihr Morgenmahl beendet haben«, sagte der Meister bedächtig, »könnten wir ja unseren Diskurs fortsetzen.« Margaret leitete diese Bemerkung pflichtschuldig an Professor Davidson weiter und musste zusehen, wie er ungeachtet seiner etwas empfindlichen Verdauung den Rest Brei in seiner Schüssel hinunterschlang. Es tat gut, ihn so eifrig zu erleben, dennoch wünschte sie, er würde sich ein wenig mehr schonen.
Als der Haferbrei schließlich gegessen und der warme Apfelmost getrunken war, führte Everard sie in ein zur Straße gelegenes Zimmer seines Hauses. Der große Raum lag unmittelbar neben der Eingangshalle, und als Ivor ihn sah, strahlte er förmlich vor Entzücken. Er besaß zu viel Würde, um in die Hände zu klatschen und einen Freudensprung zu machen, aber das Glitzern seiner Augen drückte das Gleiche aus. Es war ein Raum, der das Herz eines jeden Musikforschers überall in der Galaxis erwärmt hätte. Der Boden war spiegelndes Parkett, die Wände getäfelt, und wohin das Auge blickte, sah es Musikinstrumente. Zum ersten Mal war Margaret beinahe froh darüber,
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