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Darkover 23 - Asharas Rückkehr

Titel: Darkover 23 - Asharas Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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»blutrote Sonne« war keine poetische Übertreibung, sondern eine exakte Beschreibung.
Nun rief sie sich die Ereignisse des gestrigen Abends in Erinnerung. Es hatte einen warmen Fleischeintopf gegeben, der ein bisschen wie Wild schmeckte, dazu knuspriges, anscheinend selbst gebackenes Brot. Margaret hatte nicht viel geschmeckt, denn zwischen den Bissen musste sie als Übersetzerin für Ivor und Meister Everard MacArdis füngieren. Der Professor hatte offenbar die musikalischen Fachausdrücke auf seiner Diskette auswendig gelernt, aber sein Akzent war grauenhaft, und manchmal fiel es ihr schwer, herauszufinden, was er meinte. Er hatte noch nicht den natürlichen melodischen Tonfall der darkovanischen Sprache - in wenigen Wochen würde er ihn haben -, und seine Aussprache des StandardTerranischen tat weh.
Es war sehr anstrengend, bei einer Unterhaltung zwischen zwei älteren Musikern zu dolmetschen, die ganz begierig darauf waren, Informationen auszutauschen, und Margaret war mehr als froh gewesen, als Ivor von einer Sekunde auf die andere eingenickt war. Meister Everard entschuldigte sich für seine Begeisterung und rief Anya, damit sie seine Gäste auf ihre Zimmer brachte. Margaret mochte den Musikmeister auf Anhieb und fühlte sich in seinem großen, gemütlichen Haus sehr wohl.
Sie ließ die angenehme Erinnerung an den vorhergehenden Abend entschwinden und kehrte zu ihrem Problem mit der Sprache zurück. Sie konnte sie sprechen und verstand sie größtenteils. Einst musste sie Darkovanisch fließend beherrscht haben - immerhin war es ihre Muttersprache. Sie wusste, dass Casta vom Gälischen, Spanischen und Englischen abgeleitet war, diesen Sprachen jedoch nicht mehr ähnelte als das Englische dem Althochdeutschen. Was war also los?
Sie dachte an das wunderbare heiße Bad, das sie genossen hatte, bevor sie zu Bett ging. Der große, dampfende Bottich war ganz so wie in ihrer Erinnerung, und sie hatte sich darin die Schmerzen und widerlichen Gerüche einer Weltraumreise vom Leib gespült. Gervis, ein alter Diener, hatte sich um Ivor gekümmert, und sie hatte erleichtert festgestellt, dass er genau wusste, wie man mit einem müden, quengeligen alten Mann umging.
Moira, das Hausmädchen, hatte sie zu ihrem Zimmer geführt, wo ihre Sachen bereits ausgepackt waren. Ihr kleines Aufnahmegerät und die Leerdisketten waren ordentlich auf eine Kommode gestapelt, und auf dem Bett lag ein warmes Flanellnachthemd. Es war sehr sauber, aber stark abgenutzt und um die bestickten Ärmelaufschläge sorgfältig ausgebessert, und der Kragen war gewendet. Sie war froh darüber gewesen, dass sie nicht nackt oder in der scheußlichen Röhre aus terranischer Kunstfaser schlafen musste, die sie in ihrem Gepäck hatte. Sauber, warm und weich in Flanell gepackt, war sie eingeschlafen oder vielmehr in Ohnmacht gesunken -, bevor sie die Bettdecke über die Ohren gezogen hatte.
Nun, als die blutrote Sonne den Raum erglühen ließ, setzte sich Margaret auf und betrachtete die Stickereien auf ihrem Nachthemd. Ja, meine Stiefmutter hat etwas Ähnliches getragen, als ich noch sehr klein war; es war mit Schmetterlingen bestickt. Nein - das war nicht Dio, sondern jemand anderer.
    Wieso dachte ich, es war Dio? Alles war so entsetzlich vertraut und gleichzeitig so fremd. Sie fröstelte ein wenig, denn es war zwar warm im Haus, aber immer noch viel kälter, als sie es gewohnt war. Trotzdem war es ganz angenehm - der schneidende Geruch der Luft und der Duft des Nachthemds. Sie benutzten ein bestimmtes Parfüm für die Bettwäsche, dessen Name ihr bestimmt gleich einfiel und das ihr ein Gefühl der Geborgenheit gab. Margaret wusste, dass man nie etwas wirklich vergaß, aber sie fühlte sich wie unter Beschuss von all diesen ungeordneten Bruchstücken der Erinnerung, die wie Stechmücken um ihr Gesicht kreisten.
Ich habe früher von einer Sonne geträumt, die so rot wie diese hier war. Und Anya hat mich den ganzen Abend höchst sonderbar angesehen, fast als würde sie mich kennen. Aber warum? Ich sehe meinem Vater nicht sehr ähnlich. Der Senator hat dunkle Haare und graue Augen; mein Haar ist rot, und meine Augen sind gelb wie eine Katze hat er immer gesagt, wenn er besserer Laune war… oder betrunken. Eine körperliche Ähnlichkeit ist es also nicht, jedenfalls nicht mit meinem Vater. Es muss an meinem Namen liegen! Margaret stellte fest, dass sie diesen Gedanken nicht weiterverfolgen wollte. Irgendetwas daran behagte ihr nicht. Wem sehe ich denn

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