Darkover 23 - Asharas Rückkehr
ähnlich? Natürlich nicht meiner Stiefmutter. Wir sind überhaupt nicht verwandt, obwohl sie mich immer behandelt hat, als wäre ich ihre richtige Tochter. Margaret verweilte liebevoll bei einem geistigen Bild von Diotima RidenowAlton, ein Bild, das seit vielen Jahren veraltet war. Sie sah eine kleine Frau mit Haaren wie Seide und lachenden grüngrauen Augen. Mit zehn Jahren war Margaret schon beinahe so groß wie ihre zierliche Stiefmutter gewesen, und sie war sich immer wie ein großer Tollpatsch neben ihr vorgekommen.
Dieser Gedankengang war ihr zu unangenehm. Margaret
schlug widerwillig die warmen Decken zurück und stieg aus dem Bett. Ein wenig widerstrebend zog sie eine ihrer Uniformen an, eine schwarze Hose und die Jacke, die ihr bis zu den Knien reichte. Das Material rutschte auf ihrer Haut, unnatürlich, aber warm. Sie drückte die Verschlüsse zu und seufzte.
Sie würde heute etwas suchen, was dem Klima angemessen war und nicht auf den ersten Blick terranisch aussah. Sie wollte nicht die ganze Zeit neugierige Fragen beantworten. Sie kämmte ihr Haar und flocht es zu einem Zopf, fast ohne sich im Spiegel anzusehen. Sie mochte es selten, ihr Spiegelbild zu sehen, nicht einmal in Schaufenstern. Irgendetwas an Spiegeln machte sie nervös und hatte es getan, so weit sie zurückdenken konnte.
Während sie ihr loses Haar in Ordnung brachte, dachte sie darüber nach, warum sie es kaum erwarten konnte, einheimische Kleidung anzuziehen. Es lag nicht nur daran, dass sie Synthetics verabscheute sie trug diese Tracht nun schon mehr als ein Jahrzehnt und war äußerst stolz darauf, als Universitätsgelehrte erkennbar zu sein. Die Uniform war ein Privileg, das sie sich verdient hatte, und sie schätzte sie sehr hoch - was sie repräsentierte, nicht das Ding als solches. Aber sie wollte hier nicht auffallen, entschied sie. Fast schien sie sich davor zu fürchten, gesehen zu werden, als lauerte eine Gefahr in den krummen Straßen von Thendara. Das war natürlich Unsinn, aber sie wurde das Gefühl einfach nicht ganz los.
Margaret rollte den Zopf zu einem flachen Nackenknoten, den sie mit Haarnadeln zusammensteckte. Auf diese Weise trug auch Dio ihr dichtes, rotblondes Haar. Einmal, mit etwa neun Jahren, hatte sie ihre Haare oben auf dem Kopf zusammengebunden, und der Senator war aus einem ihr unersichtlichen Grund wütend geworden. Dio, die stets auf Ausgleich
bedacht war, hatte ihr erklärt, dass es als unziemlich galt, den Nacken zu entblößen, und sie war dabei errötet, so dass Margaret den Eindruck gewann, lose Haare und ein freier Nacken seien irgendwie unanständig. Später auf der Universität wurde ihr klar, dass es buchstäblich hunderte von Dingen gab, die auf der einen oder anderen Welt tabu waren - etwa mit der falschen Hand zu essen. Es musste nicht unbedingt sinnvoll sein. Sitte ist Sitte.
Andererseits war auf den Disketten, die sie erhalten hatte, keine Rede von dieser Sitte. Tatsächlich gab es, wenn sie darüber nachdachte, überhaupt sehr wenig Informationen, die einen praktischen Nutzen hatten. Sie wusste zum Beispiel, dass eine Regierungsform wie auf Cottman IV von der Struktur her feudal war, aber mit Einzelheiten darüber wurde gegeizt. Es schien einen König oder eine Art Regent zu geben, und von mächtigen Familien war die Rede, aber alles in allem sagte die Studiendiskette, die sie angesehen hatte, mehr über terranische Vorurteile aus als über die darkovanische Kultur.
Margaret seufzte, holte den Rekorder hervor und diktierte Anmerkungen zu der Unterhaltung zwischen Meister Everard und Ivor am Vorabend. Sie glaubte nicht, dass sie etwas Wichtiges ausgelassen hatte, aber sie spielte es vorsichtshalber noch einmal ab. Dann befestigte sie das kleine Gerät an ihrem Gürtel und ging nach unten. In der Küche empfing Anya sie mit dem sonderbaren, fast ehrerbietigen Benehmen, das sie schon am Abend zuvor gezeigt hatte. Da war Margaret zu müde gewesen, um mehr zu tun, als es zur Kenntnis zu nehmen und der immer länger werdenden Liste von Fragen und Rätseln anzufügen. Gegenüber Ivor hatte sich Anya nicht so verhalten. Sie stellte eine Schüssel mit duftendem Haferbrei vor Margaret und wischte sich die Hände an der Schürze ab, wobei sie besorgt schaute. Dann machte sie einen leichten Knicks.
Margarets Hunger vertrieb ihre Neugier. Sie dankte der Frau und langte zu wie ein junger Wolf. Es schmeckte köstlich.
Professor Davidson kam nach unten, als sie gerade eine zweite Portion aß. Er sah
Weitere Kostenlose Bücher