Darkover 23 - Asharas Rückkehr
gesagt. Nicht einmal zum Zustand ihres Zimmers, in dem es häufig aussah, als hätte einer von Thetis’ heftigeren Wirbelstürmen darin gehaust. Es hatte nur zwei Gelegenheiten gegeben, bei denen sie geschimpft wurde: wenn sie sich ihr Haar hochsteckte, so dass der Nacken frei lag, oder wenn sie anderen - grob unhöflich, wie Dio sagte - direkt in die Augen sah. »Schon möglich«, antwortete sie gleichgültig. »Aber du hast mir noch immer nicht gesagt, was du in der Hand trägst. Falls es sich um ein Geheimnis handelt, ist das natürlich etwas anderes. Ich achte die Geheimnisse von anderen Leuten.«
»Ich weiß. Sie haben Onkel Aaron kein Wort davon gesagt, dass ich Raumfahrer werden will.«
»Nein. Es geht mich nichts an, und ich dachte, er wäre kaum erfreut, von einer Fremden deine Ziele zu erfahren. Ich vermute, er wäre auch nicht einverstanden, wenn er es wüsste.«
»Nur zu wahr, Domna! Aaron glaubt, dass die Welt in der Nähnadelstraße beginnt und endet. Wussten Sie, dass er in seinem ganzen Leben nicht aus Thendara hinausgekommen ist?«
»Nein, das wusste ich nicht, aber es überrascht mich nicht. Er liebt seine Arbeit, so wie ich meine liebe, und ich verstehe,
dass er sich nicht vorstellen kann, etwas anderes zu tun. Das ist oft so.«
»Wird es besser, wenn man älter wird?«
Während sie durch Straßen trotteten, die so eng waren, dass die Morgensonne sie noch nicht erwärmt hatte, dachte sie über Ethans Frage nach. Die kleine Harfe, die sie über eine Schulter gehängt hatte, stieß bei jedem Schritt gegen ihre Hüfte, und ihre Tasche wurde immer schwerer. Sie fragte sich, wie weit es wohl noch bis zum Pferdemarkt war.
»Das glaube ich eigentlich nicht. Egal, wie alt du wirst, es gibt immer noch ältere Leute, die meinen, sie wüssten alles besser.«
»Das habe ich mir gedacht. Meine Oma ist immer hinter meinem Vater her, weil der im Handel tätig ist, statt sich zu verbessern.« Sie bogen auf einen großen Platz ein, wo der stechende Geruch von Pferdemist, Leder und feuchtem Stroh von den Steinen aufstieg. Dutzende von Stallboxen aus schwerer Leinwand erstreckten sich in Reihen über den offenen Platz. Selbst zu dieser Tageszeit herrschte schon reger Betrieb - überall wurde gehandelt und geschwatzt. In der Mitte des Platzes bemerkte sie eine Freiluftküche. Als sie daran vorbeikamen, sah Margaret eine Frau, die in einem Kessel voll Öl frische Krapfen backte; mit einer hölzernen Zange zog sie das Gebäck heraus und legte es auf einem Tuch aus. Ein Mann, der die Hose in hochrote Stiefel gesteckt hatte und eine grellfarbige, gewobene Jacke trug, gab ihr eine Münze und bekam dafür zwei von den Krapfen. Margaret fiel der seltsame Hut des Mannes auf, ein turbanartiges Ding, und sie kam zu dem Schluss, dass er ein Trockenstädter sein musste. Obwohl sie erst kurz zuvor vom Tisch aufgestanden war, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie erinnerte sich an eine blasse Hand, die ihr ein solches Gebäck angeboten hatte, und sah ihre eigene plumpe Hand sich um den Festschmaus schließen. Sie konnte die Süße schmecken, und ihr Hals schnürte sich zu bei dieser Erinnerung. Früher hatte sie den Namen des Gebäcks gewusst, aber nun wollte er ihr nicht ein-fallen.
Ethan führte sie zu einer Box auf der anderen Seite des Pferdemarktes. Mehrere Frauen in Hosen und Jacken kümmerten sich um die Pferde, die dort eingestellt waren. Sie hatten kurze Haare wie das Mädchen, das in Thendara House die Tür geöffnet hatte, und sie trugen Messer in ihren Gürteln. Ihre Gesichter waren von der Arbeit im Freien gebräunt, und sie sahen gleichermaßen tüchtig wie Furcht erregend aus. »Welche ist Rafaella n’ha Liriel?«, fragte Margaret leise. Offenbar nicht leise genug, denn eine Frau, die gerade den Huf eines Pferdes sauber machte, richtete sich auf und sah sie an. Sie hatte auffallend rotes Haar, als würde ihr Kopf in Flammen stehen, und schien ein paar Jahre jünger als Margaret zu sein. Sie musterte Ethan und Margaret mit einem raschen Blick, der von einem eigensinnigen Wesen zeugte, und trat vor.
»Wie, zum Teufel, kommen Sie dazu, meine Bluse zu tragen?«, fuhr sie Margaret an und deutete auf ihr Gewand.
»Ihre Bluse?« Einen Moment lang war Margaret verwirrt, doch dann fiel ihr ein, dass die Kleider, die sie bei ihrem ersten Besuch in der Nähnadelstraße gekauft hatte, ursprünglich für eine gewisse Rafaella angefertigt wurden. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass die Führerin, die man ihr
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