Darkover 24 - Die Schattenmatrix
und zweifellos war ihm hinterher schrecklich zu Mute, denn er ist ein sehr ernster Junge. Zu ernst, fürchte ich.«
»Dabei sah er nicht ernst aus, als er Miralys Elhalyn vorhin angestarrt hat, Regis - er sah eher wie vom Donner gerührt aus!« Danilo lächelte in sich hinein und wirkte dabei auf Mikhail wie ein gerissener Fuchs.
»Ja, ich habe es bemerkt, einerseits war ich unglaublich erleichtert, weil er bisher nicht das geringste Interesse für Mädchen gezeigt hat, andererseits fühlte ich mich unglaublich alt! Natürlich ist Miralys sehr hübsch, aber ich halte ihre Schwester für den wahren Schatz.« »Als ich in Haus Halyn war, Onkel Regis, habe ich oft bedauert, dass wir keine Königin aus der Elhalyn-Linie bestimmen können, statt eines Königs. Die beiden Mädchen schlagen ihre Brüder um Längen.«
»Na, da würde der Rat aber lautstark protestieren!«
»Warum hatten wir eigentlich nie eine Königin, wenn ich fragen darf?«
»Ich weiß es nicht, mein Junge. Aber es widerspricht jeglicher Tradition, und ich denke, ich habe schon so oft gegen Traditionen verstoßen, dass ich es mir nicht ein weiteres Mal erlauben kann.« »Wann denn?«
»Zum Beispiel, als ich Herm Aldaran vor acht Jahren ins terranische Abgeordnetenhaus geschickt habe. Und als ich ihm den Senatorenposten angeboten habe, als Lew Alton zurücktrat.« »Das war doch kein Verstoß gegen die Tradition, Regis, das war einfach nur eigenmächtig!«
»Was für eine scharfe Zunge du heute Abend hast, Danilo. Was hättest du an meiner Stelle getan?«
»Nichts anderes, aber ich wäre vielleicht ein wenig feinfühliger vorgegangen«, antwortete der Friedensmann vollkommen ungerührt. »Manchmal ist eben Feinfühligkeit angebracht und manchmal Kühnheit - das Problem ist nur, dass man wissen muss, wann welche Zeit ist.« Regis wandte sich an seinen Neffen. »Deiner Meinung nach, Mikhail, wäre eine Heirat zwischen dir und Gisela Aldaran also nicht nur unpassend, sondern sie würde auch mehr schaden als nützen. Vielleicht hast du sogar Recht. Hast du denn einen besseren Vorschlag?«
Mikhails Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. »Ich kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass meine Brüder Gabriel und Rafael noch unverheiratet sind und - da sie keinen Anspruch auf den Thron haben - beide viel eher für eine solche Heirat in Frage kommen.«
»Die Vorstellung scheint dich zu erheitern.«
»Na ja, Gabriel und Gisela ergeben schon ein komisches Bild, oder? Obwohl er sicherlich ein besserer Ehemann wäre als der alte Bertrand. Was hat sich Dom Damon nur dabei gedacht, sie an diesen alten Säufer wegzugeben?«
»Vermutlich war die Auswahl an geeigneten Gatten für seine Tochter nicht sehr groß, aber du hast Recht, ich hätte auch nicht zugelassen, dass meine Mädchen an so einen alten Kerl gekettet werden. Angeblich hat Damon es nur getan, damit sie nicht mit irgendeinem Terraner durchbrennt. Ich wollte, ich wüsste die genauen Einzelheiten! Nur der Anstand hält mich davon ab, zu fragen. Anscheinend treiben sich eine Menge Terraner oben in den Hellers herum, mehr als ich dachte, und einige sind wohl ganz annehmbar.« Das gefällt mir übrigens auch nicht. Die Dinge entgleiten mir mehr und mehr. Verdammt!
Mikhail sah seinen Onkel wütend an. »Meinst du, wir werden auf Darkover je so weit kommen, dass wir unsere Frauen nicht mehr wie unmündige Kinder behandeln, sondern sie ihr Leben selbst bestimmen lassen?«
Regis sah verblüfft aus. »Nein, das glaube ich nicht. Nicht solange es Laran gibt und wir es so hoch schätzen. Ich höre Marguerida Alton aus deinen Worten heraus - sie hat einen großen Einfluss auf dich, und nicht immer zu deinem Besten, wie ich finde.« Mikhail war getroffen und spürte, dass er rot wurde. »Sie ist die großartigste Frau, die ich kenne, und ihr Einfluss auf mich hat bewirkt, dass ich Darkover mit neuen Augen sehe und unsere Stärken und Schwächen deutlicher erkenne.«
Regis starrte seinen Neffen einen Augenblick ernsthaft wütend an. Dann entspannte sich seine Miene wieder, und ein gequältes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. »Verdammt, ich fühle mich unglaublich alt, wenn ich dich so höre!«
16
Margaret wachte auf. Im ersten Moment wusste sie nicht genau, wo sie war. Dann ließ das leise Stöhnen des Windes vor ihrem Zimmer sie wieder zu sich kommen. Sie lauschte den Böen und roch den nassen Schnee, vermischt mit dem Rauch von Holzfeuer, und dem ganz eigenen Duft der seidenen Wandbehänge in ihrem Zimmer.
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