Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Sicht dadurch viel zu viel Macht in meine schwieligen Hände gelegt würde.« In der Tat waren Mikhails Hände inzwischen so rau wie die eines Bauern.
»Wie sind sie überhaupt in diesen elenden Zustand geraten, Mik? Das wollte ich dich schon seit deiner Ankunft fragen.« Danilos Frage entsprang durchaus echter Neugier, aber Mikhail wusste, dass er Regis dadurch auch Zeit geben wollte, das eben Gehörte zu verdauen.
»Ach, wenn du den ganzen Tag Ställe ausmistest, Strohballen in die Scheune hievst und Getreidesäcke in die Küche schleppst, wenn du Nägel in die Wand hämmerst und noch ein Dutzend andere Hausarbeiten erledigst, dann sehen deine Hände bald auch so aus.« »Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Zustände in Haus Halyn so schlimm sind.«
»Es hat mir nichts ausgemacht, außerdem hat es eine große Sympathie für das arbeitende Volk in mir geweckt, die ich sonst vielleicht nie entdeckt hätte. Ich habe die Arbeit sogar fast genossen, Danilo. Es war etwas Handfestes und man konnte ein Ergebnis sehen. Nicht dass ich mein ganzes Leben auf der faulen Haut gelegen hätte, aber man hat mich zumeist von den schmutzigen Arbeiten fern gehalten. Außer dass ich hin und wieder einen Brand bekämpft habe, hatte ich es recht einfach. Mist schaufeln lässt einen die Dinge völlig anders sehen.«
Regis und Danilo lachten dröhnend. »Ich hätte nie gedacht, dass ich dich einmal so reden höre«, sagte Regis, als er sich wieder im Griff hatte. Dann wurde er nachdenklich. »Ich hätte wohl Dani schon längst zu meinem offiziellen Erben erklären und die Situation damit regeln sollen, hab ich Recht?«
Danilo und Regis wechselten einen Blick, den Mikhail nicht ganz deuten konnte. Eine tiefe Traurigkeit lag in ihren Augen. Mikhail fragte sich wie schon einige Male zuvor, ob er vielleicht nicht alles über Regis’ Sohn wusste und ob er einen Fehler hatte, der ihn als Erben ungeeignet machte. Der Junge schien ganz in Ordnung zu sein, bis auf den permanenten ängstlichen Blick und seine ausgeprägte Vorliebe für Poesie.
»Du wirst irgendwann noch mal für deine vorschnellen Aktionen bezahlen müssen, Regis. Du hast schließlich einen Eid geleistet, und wenn du ihn brichst, wirst du einen großen Teil des Vertrauens einbüßen, das du dir über die Jahre erworben hast.« Danilo sprach ernst und sehr langsam, als wüsste er genau, dass er sich auf gefährlichen Grund begab.
»Wovon redest du?«, fragte Mikhail äußerst verwirrt.
Regis hielt seinen leeren Becher hoch und reagierte nicht, bevor Danilo ihm nachgeschenkt hatte. »Ich habe verspro
chen, dass du mein Erbe sein wirst, wie du weißt, und zwar bevor ich meine liebe Linnea traf und eigene Kinder bekam.«
»Das weiß ich.«
»Ja und nein. Der Wortlaut war ziemlich verzwickt und seine Interpretation noch mehr. Wie Danilo mich nur zu gern erinnert, habe ich das Versprechen überhastet und unüberlegt abgegeben, und es besagt, dass du mein Erbe sein wirst, egal, was geschieht. So deuten es zumindest Javanne und eine Reihe anderer Leute. Deshalb habe ich bisher nichts unternommen - in der Hoffnung, die ganze Angelegenheit würde sich irgendwann von selbst erledigen. Ich will nicht als Regis der Wortbrecher in die Geschichte eingehen, Mikhail. Als du mich vorhin angefaucht hast, dass du dein Wort niemals brichst, war ich von mir selbst angewidert.«
»Das tut mir Leid, Onkel Regis. Ich hatte ja keine Ahnung. Das wollte ich nicht.«
»Schon gut. Jedenfalls sitze ich in der Klemme und muss sowohl dich als auch meinen Sohn im Unklaren lassen. Ich hoffte das Problem dadurch lösen zu können, dass ich dich zum Regenten von Elhalyn bestimmte. Javanne hat mir beinahe den Kopf abgerissen sie hat meine Pläne wie immer durchschaut.« Er seufzte. »Danilo hat mir noch davon abgeraten, aber ich habe nicht auf ihn gehört.« »Jetzt ist mir zumindest einiges klarer. Wenn ich dich recht verstehe, kannst du dieses Dilemma nur lösen, wenn ich von einer Steilwand stürze und mir den Hals breche oder wenn Dani dasselbe widerfährt?«
Regis nickte bekümmert. »Ich habe dich wohl alles andere als fair behandelt, Mikhail?«
»Ja und nein. Du warst mir immer ein guter Onkel und ein besserer Vater als mein eigener, ein Lehrer und ein Führer. Viel schlimmer finde ich, was du deinem Sohn angetan hast.
Kein Wunder, dass er mich immer so gereizt ansieht. Es überrascht mich, dass er mir nicht den Tod wünscht - na ja, wahrscheinlich hat er es schon getan.«
»Vielleicht hat er es wirklich getan,
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