Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Aldaran hieß. Der Mann wurde gesucht, und soviel Belfontaine wusste, hatte er sich in der Burg versteckt.
Deshalb war es gerechtfertigt, wenn er das verdammte Ding stürmte – falls die Föderation sein Handeln überhaupt in Frage stellte, würden sie jedenfalls nicht wissen, dass Hermes wahrscheinlich mit den anderen nach Norden ritt. Ja, das war die Lösung.
Sobald der Trauerzug die Stadt verlassen hatte, würde er einen Angriff auf Burg Comyn befehlen. Der nicht ausgeführte Haftbefehl für Hermes Aldaran war doch alles, was er im Grunde brauchte. Und es würde keine echte Gegenwehr geben, nur einige Diener und eine Hand voll Burgwächter. Und wenn sie diesen großen weißen Steinhaufen auf dem Hügel erst einmal besetzt hatten, würde Belfontaine in der idealen Position sein, jede beliebige Forderung zu stellen, Mit ein bisschen Glück würde der Coup sogar ohne Blutvergießen ablaufen.
Belfontaine lehnte sich in dem zu großen Sessel zurück, den er an den falschen Stellen im Rücken spürte, und seufzte.
Dann beugte er sich vor und drückte einen Verschluss an der untersten Schublade seines Schreibtischs. Sie glitt geräuschlos heraus, und er entnahm ihr eine Flasche erlesenen Weinbrands aus Fontania und ein kleines Glas. Langsam goss er sich einen Drink ein. Er hob das Glas, prostete in die Luft und versuchte sich einzureden, dass er seine Ziele nun endlich erreichen würde.
13
Herm fühlte ein Gewicht auf seinem Arm und dachte im ersten Moment, es sei Kate. Dann schlug er die Augen auf, sah einen bewölkten Morgenhimmel über sich und stellte fest, dass sich der Junge im Schlaf umgedreht und den Kopf an Herms Schulter gebettet hatte. In dieser Geste lag etwas sehr Vertrauensvolles, und Herm war plötzlich gerührt. Er kannte Domenic kaum, und nun fanden sie sich hier gemeinsam, und nur sie beide, auf einer geheimen Mission wieder.
Die Ereignisse der letzten Nacht kamen ihm mit Macht in den Sinn, sie brachten Angst und Reue mit sich, aber auch ein tiefes Gefühl der Erleichterung. Er war froh, eine Weile von Katherine weg zu sein. Doch gerade, als er es zu genießen begann, seiner häuslichen Situation für eine Weile entflohen zu sein, machten sich Schuldgefühle in ihm breit und zerstörten das kleine Vergnügen. Er empfand seine Entscheidung nun als ein bisschen feige und schämte sich. Katherine hatte Recht.
Seit der Ankunft auf Darkover hatte sich alles zwischen ihnen geändert. Er war bisher nur zu eigensinnig und mit sich selbst beschäftigt gewesen, um es anzuerkennen. Es war eine bittere Pille, die er da so früh am Tag zu schlucken hatte.
Die Anspannung, die seit Wochen an seinen Nerven zerrte, war immer noch da, wenn auch leicht verändert. Er war eine Reihe von Problemen losgeworden, nur um sich neue aufzuladen. Herm hatte nicht vorausgesehen, wie schwierig alles werden würde, nicht nur für Katherine und die Kinder, sondern auch für ihn selbst. Er liebte Darkover aus tiefstem Herzen, aber diese Heimkehr war nicht das, was er erwartet hatte. Er war traurig und wütend zugleich, genau die Gefühle, denen er in seinem ganzen Erwachsenenleben nach besten Kräften aus dem Weg gegangen war.
Nun war er sich seiner Entscheidung unsicher und wurde von Zweifeln geplagt, die ihn sonst nur selten störten. Er hatte bei dem Konflikt mit seiner Frau den leichten Weg gewählt.
Aber warum? Letzten Endes würde er damit alles nur noch schlimmer machen. Widerstrebend gestand sich Herm ein, dass er den Planeten über sein Privatleben gestellt hatte wieder einmal! Es gab keine andere vernünftige Erklärung dafür, dass er Kate über die Talente im Dunkeln gelassen hatte, die den Comyn einen großen Teil ihrer Macht verliehen. Er war doch ein kluger Kopf. Dann hätte er, wenn er es wirklich gewollt hätte, sicher einen Weg gefunden, ihr die Wahrheit zu sagen, trotz aller Augen und Ohren der Föderation ringsum.
Er hasste sich, weil er Kate so im Unklaren gelassen hatte.
Jetzt fühlte er sich leer, konfus und voller Abscheu auf sich selbst. Das waren zu viele widerstreitende Gefühle. Er hätte einen Mord für eine Tasse Syn-Kaffee begehen können.
Domenic rührte sich und unterbrach Herms düstere Gedanken. Er öffnete die Augen und rieb sie sich dann mit einer ziemlich schmutzigen Hand. Er hatte graue Augen, mit goldenen Punkten gesprenkelt, die Iris schwarz umrandet. Das schwarze Haar lief von der Stirn weg spitz nach hinten zusammen, ganz wie bei Lew Alton, und verlieh dem Jungen zusammen mit der
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