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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Onkel Ian. Es klingt nicht nach seiner Stimme. Und die Kleine sah nicht aus, als könnte sie derart fluchen. Sie schien ganz nett zu sein.« Der Kutscher wich von dem Wagen zurück, aus dem eine rundliche Frau auftauchte. Ihre Stimme war jetzt leiser, deshalb konnten die beiden nicht hören, was sie sagte, aber es war offenkundig, dass sie den Mann ausschimpfte. Nach einer Minute kam eine zweite Gestalt aus dem Wagen, die schlanke Rothaarige, die Domenic am Vortag gesehen hatte.
    Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und sah sehr mürrisch aus.
»Hör auf, Tante!« Ihre Stimme drang über die Wiese, gleichzeitig zerrte sie am Ärmel der älteren Frau. Dann ließ sie plötzlich die Hand sinken und sah sich um, sie ließ den Blick über die Buden und Stände wandern, als suchte sie nach etwas. Ihrem Gesichtsausdruck nach war sie verwirrt und ein wenig ängstlich.
Im selben Moment duckte sich Domenic hinter sein Pferd und sah erschrocken aus. Herm beobachtete, wie das Mädchen den Kopf schüttelte und sich wieder den nun düster schweigenden Streithähnen zuwandte, Der Kutscher war vor Wut rot im Gesicht, und die ältere Frau schien im Begriff zu stehen, ihn an den schmächtigen Schultern zu schütteln.
Sie hat mich gespürt!
Hast du sie ausgehorcht, Tomas?
Nein, ich bin nur so … um sie herumgeschwebt. Das hat mir Mutter beigebracht. Aber sie hat es bemerkt. Sie muss Laran besitzen, anders ist das nicht zu erklären. Und wenn sie mich sieht, wird sie sich fragen, warum ich gestern Wache gestanden habe. Wie kommt sie zum Fahrenden Volk, und warum ist sie nicht in einem Turm?
Das ist eine sehr gute Frage, Tomas. Und wer ist sie überhaupt? Sie hat nicht das Äußere einer Bürgerlichen.
Ich weiß nicht. Ich meine, abgesehen von ihren roten Haaren sieht sie für mich ganz normal aus, wie andere Leute auch.
Und auch wenn rotes Haar oft mit Laran einhergeht, muss es nicht immer so sein. Meine Tante Rafaella hat ziemlich rotes Haar und keinen Funken Laran – und das, obwohl ihre Schwester eine Weile in einem Turm gelebt hat. Und ich habe dunkles Haar, und trotzdem sind meine Gaben stark ausgeprägt. Dieses Mädchen ist jedenfalls hübsch und es hat eine wirklich spitze Zunge. Er stieß das mentale Äquivalent eines Seufzers aus. Ich habe nicht viel Erfahrung mit Leuten, außer denen in der Burg und in Arilinn. Ich komme mir in vielen Dingen völlig unwissend vor.
Das glaube ich nicht. Sie ist sehr wahrscheinlich das nedestra Kind eines Comyn, aber du hast Recht, dass ihre Anwesenheit beim Fahrenden Volk ein wenig sonderbar ist. Als ich Darkover verließ gab es nur zwei oder drei Gruppen von ihnen, und die waren nichts weiter als eine Quelle der leichten Unterhaltung. Trotzdem glaube ich, dass irgendein unersättlicher Sprössling aus den Domänen sie gezeugt hat. Er hat ihr den feuerroten Haarschopf und ein bisschen Laran vererbt und nie erfahren, was er getan hat.
Du meinst, ihre Mutter war vermutlich eine aus dem Fahrenden Volk?
Das ist eine vernünftige Annahme – angesichts unseres völligen Mangels an gesicherten Informationen!
Inzwischen herrschte zu beiden Seiten der Straße rege Betriebsamkeit. Die Maultiertreiber beluden ihre Tiere, und ein Wagen mit einer Ladung Bier- oder Weinfässern kam durch das Tor. Dahinter ritten mehrere Frauen mit kurz geschnittenem Haar und wettergegerbten Gesichtern aus der Stadt.
»Oh, verdammt!« »Was ist los, Tomas?« »Da ist Tante Rafi!« »Wer?« Herm sah zu der Gruppe der Entsagenden, deren Auftauchen den Jungen so offensichtlich erschreckt hatte.
»Die Frau, die vorneweg reitet, das ist Rafaella n’ha Liriel, eine Art Tante von mir. Sie ist die Lebensgefährtin meines Großonkels Rafe Scott. Ich wette, Mutter hat sie losgeschickt, damit sie mich zurück in die Burg schleift!« Die Bitterkeit in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Sie könnten auch einen anderen Auftrag haben.« Herm fand das Auftauchen der Frauen zwar ebenfalls verdächtig, wollte aber nicht so vorschnelle Schlüsse daraus ziehen wie Domenic. Während des Abendessens an der Seite von Marguerida Alton hatte er sich ein Bild von ihr gemacht und hielt sie für eine vernünftige, wenn auch ziemlich energische Person. Er hatte sie sehr sympathisch gefunden und hoffte, sie und Kate würden ins Gespräch kommen, wenn Marguerida die Zeit dafür fand. Wenn die beiden sich erst einmal kannten, kamen sie sicherlich gut miteinander aus. Herm wollte nicht, dass seine Schwester die einzige Vertraute seiner Frau

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