Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
angelegt. Nicht unähnlich Ihrem Rhodri, wie mir scheint. Aber sagen Sie, wie kamen Sie zu dem Schluss, ich sei nicht der Typ Mann, der heiratet? Meine Neugier will befriedigt sein.« »Gisela hat vor langer Zeit einmal angedeutet, Sie seien ein überzeugter Junggeselle. Tatsächlich wusste ich bis zu Ihrer Ankunft gar nicht, dass Sie verheiratet sind, ganz zu schweigen davon, dass Sie auch schon Kinder haben. Irgendwie haben Sie es in den Nachrichten an meinen Vater oder den seltenen Briefen an Ihre Schwester nie erwähnt. Weshalb haben Sie es so geheim gehalten? Sollte Ihr Vater nicht erfahren, dass er eine weitere Enkelin hat?« Herm knurrte. »Mein Vater und ich haben uns nicht sehr gut verstanden, Domna Marguerida, und ich habe den Posten in der Abgeordnetenkammer unter anderem deshalb angenommen, weil ich ihm entfliehen wollte. Und weil es die Chance meines Lebens war. Schon als Junge wollte ich zu den Sternen reisen, ich war besessen von den Geschichten der Raumfahrer, die man sich bei uns zu Hause erzählte. Ich selbst wollte allerdings nie Raumpilot werden – bei der Vorstellung, lange Zeit in einem Schiff eingepfercht zu sein, haben sich mir die Haare gesträubt. Abgesehen davon habe ich kein Talent für Mathematik und andere Fächer, die man dafür braucht.
Und bis zu meiner Ernennung durch Onkel Regis schien das die einzige Möglichkeit zu sein, Darkover zu verlassen. Also habe ich meine Chance ergriffen, und offen gestanden war mein Vater ziemlich wütend auf mich.« »Aber wieso?« »Vermutlich, weil er Regis nie gemocht hat, aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich weiß nur, er hat einen seiner Wutanfälle bekommen und betrunken herumgetobt, dass die Diener schleunigst in Deckung gingen. Dazu hat er mich mit einer Reihe von Namen bedacht, die ich in der Anwesenheit von Damen nicht wiedergeben kann.« Marguerida grinste. »Es dürfte Ihnen kaum gelingen, mich zu schockieren. Mikhail könnte Ihnen bestätigen, dass meine Ausdrucksweise gelegentlich einen Fuhrknecht rot werden ließe. Aber ich weiß Ihre Zurückhaltung zu schätzen, da ich keinen Wert darauf lege, dass Rhodri noch mehr Kraftausdrücke lernt, als er ohnehin schon kennt. Lassen Sie sich von seinem angenehmen Auftreten nicht täuschen – er hat nichts als Unfug im Kopf.« Sie sah ihren rothaarigen Sohn liebevoll an, und der errötete heftig.
»Alle Jungs in dem Alter sind so, selbst Amaury.« Marguerida schüttelte den Kopf. »Nicht mein Domenic. Er war immer ein äußerst angenehmes Kind, so sehr, dass ich mir inzwischen Sorgen um ihn mache. Ich weiß, es klingt idiotisch, aber ich habe mir schon oft gewünscht, er würde irgendwelche Dummheiten anstellen. Er ist manchmal einfach zu gut.« »Reden Sie bloß keine Probleme herbei, Domna . Das ist eine gefährliche Sache.« »Ich weiß. Aber manchmal kann ich nicht anders.« Sie sah Lew Alton zärtlich an. »Schließlich bin ich das Kind meines Vaters.« Zu ihrer Freude lachte Hermes Aldaran gellend, so dass ihn alle Leute am Tisch anstarrten. »Zum Ärger bestimmt. Ja, das kenne ich sehr gut«, gluckste er.
6
Domenic stand auf seinem Posten vor der Kaserne der Garde und blickte auf das Mauerwerk der Gebäude, die auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen Straße lagen. Ein stetiger Strom Fußgänger zog an ihm vorbei, die vertrauten Gesichter einheimischer Kaufleute und Haushälterinnen, die fröhlich im milden Herbstwetter ihrer Wege gingen. Ganz schwach nahm er den Geruch von Holzfeuerwahr, den ein frischer, aber nicht unangenehmer Wind zu ihm herübertrug. Er kam aus der Richtung der Küche auf Burg Comyn, so dass sich der Duft von gebratenem Geflügel und gebackenem Brot in den Rauch mischte. Normalerweise lief Domenic dabei das Wasser im Mund zusammen, aber heute hatte er keinen Appetit.
Er rührte sich und stampfte mit den Füßen, an denen er leicht fror, weil er seit mehr als einer Stunde im Schatten stillstand. Dann wackelte er in seinen Stiefeln mit den Zehen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Das Problem, das ihn im Schlaf gequält hatte, kam ihm wieder in den Sinn, und er biss sich auf die Unterlippe, während er nach einer Antwort darauf suchte. Düster starrte er zu der massiven weißen Burg zu seiner Rechten und fluchte unbewusst, was seinen Kameraden veranlasste, ihn neugierig anzusehen.
»Ist irgendwas, Vai Dom?« »Nein, Kendrick. Ich hab nicht gut geschlafen und fühle mich furchtbar, das ist alles.« »In deinem Alter müsstest du
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