Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

attackiert.«
    Martin »Sie … wollen mir sagen, dass Sie aus einer anderen Zeit kommen?«
    Hudson »Für jemanden, der durch literarische und cinematographische Einflüsse konditioniert wurde, ist das natürlich schwer zu akzeptieren. Sie müssen versuchen, sich von fiktionalen Versatzstücken à la H.G. Wells oder Star Trek zu lösen. Nur dann …«
    Martin » Sie verarschen mich doch wieder!!«
    Hudson »Martin, bei allem Verständnis für Ihre nervliche Belastung möchte ich Sie doch bitten, sich ein zentrales Faktum vor Augen zu führen: Ich habe nicht vor, um Ihr Vertrauen zu buhlen, und ebenso wenig beabsichtige ich, Ihnen vorzuschreiben, was Sie zu glauben oder zu verwerfen haben. Es steht Ihnen völlig frei, meine Ausführungen in Zweifel zu ziehen, aber eines ist unumstößlich gewiss: Sie werden hier und jetzt keine Alternative von mir geboten bekommen. Wollen Sie also dieser Version weiterlauschen, oder sollen wir die Sache abbrechen?«
    Martin »Also gut. Erzählen Sie.«
    Hudson »Schön. Dann möchte ich Ihnen den Vorschlag machen, sich zurückzulehnen und einfach meine Ausführungen auf sich wirken zu lassen. Alles Weitere wird sich dann schon finden.«
    Martin »Okay …«
    Widerstrebend lehnt er sich zurück.
    Hudson »Vielleicht jetzt einen kleinen Drink? Das deute ich als Ja. Glücklicherweise sind in meinem ›Frozen King‹ stets einige Köstlichkeiten bereitgestellt …«
    Martins Gesichtszüge verkrampfen sich.
    Hudson »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    Martin »Nein, nein. Ich … steh nur nicht auf Kühlschränke.«
    Hudson »Oh, ich verstehe. Aber seien Sie unbesorgt … dieses Gerät hier spendet heute ausschließlich Gaumenfreuden. Um Ihre Vorstellungskraft nicht über Gebühr zu strapazieren, werde ich auf allzu konkrete Daten und Einzelheiten verzichten. Für den Anfang mag die Information genügen, dass in verhältnismäßig naher Zukunft ein epochaler Durchbruch auf dem Gebiet der Experimentellen Zeitforschung stattfinden wird. In Kooperation mit dem Pentagon gelingt es Wissenschaftlern des M.I.T. erstmals, unter stabilisierender Nutzung ›exotischer Materie‹ Nano-Partikel über die Einstein-Rosen-Brücke in die Vergangenheit zu transferieren. Acht Jahre später unternimmt der schottische Physiker Aidan Mac Kingsley den ersten Selbstversuch und durchquert den Crenlynn-Tunnel.«
    Martin »… und kehrte zurück?«
    Hudson »Ja, das tat er. Zusammen mit Bodenproben aus vorkolonialer Zeit. Es war der erste empirisch dokumentierte ›Chrono-Jump‹ der Geschichte. Viele weitere folgten. Oder vielmehr: werden folgen. Ich hoffe, Sie sehen es mir nach, dass es mir leichter fällt, die Dinge aus der Rückschau zu erzählen.«
    Martin »Selbstverständlich.«
    Hudson »Zu gütig. Also: Primäres Zielgebiet war stets ein bewaldetes Areal im Nordosten von Maryland, das aufgrund verschiedener Faktoren ideale Voraussetzungen für die Ankunft bot.«
    Martin »Die … Ankunft aus dem Zeittunnel. Von Ihrer Zeit in unsere.«
    Hudson »Richtig.«
    Martin »Dann … reden wir hier also nur über Reisen in die Vergangenheit? Wieso nicht auch die Zukunft?«
    Hudson »Das tun wir doch.«
    Martin »Oh, okay … Sie meinen die Rückkehr in Ihre Zeit. Aber was ist mit weiteren Reisen? Reisen von Ihrer Zeit in die Zukunft. Es müsste doch …«
    Hudson »Um jeder unnötigen Enttäuschung vorzugreifen, möchte ich darauf hinweisen, dass ich ausschließlich über die Porterville-Basis und deren spezifisches Programm zu reden befugt bin.«
    Martin »Na dann …«
    Hudson »Also, wo war ich? Ach ja, die Landezone. Wie gesagt, dieses Waldgebiet in Maryland erwies sich als ideales Terrain für die ›Chrono-Jumps‹.«
    Martin »Wenn ich Sie noch mal unterbrechen darf.…«
    Hudson »Aber bitte, mein Bester.«
    Martin »Sie sagten ja schon, dass wir hier in ›unserer Zeit‹ popkulturell komplett verseucht sind und deshalb ziemlich abgefahrene Vorstellungen von diesem ganzen Zeitreise-Kram haben. Eine der wichtigsten Regeln bei all den Büchern und Filmen ist einleuchtenderweise immer, dass man nichts in der Vergangenheit verändern darf, weil jeder Eingriff gigantische Auswirkungen haben kann. Stichwort Großvater-Paradoxon: Wenn ich in der Vergangenheit meinen Großvater töte, noch bevor mein Vater gezeugt wurde, kann ich doch gar nicht geboren worden sein, um später diese Zeitreise anzutreten.«
    Hudson »Dieses zentrale Diktum eines Eingriffs-Verbots ist durchaus zutreffend. Daher fand es auch als einer