Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
hast, musst du sie zurückgeben. Wenn du möchtest, komme ich vorbei und hole sie ab. Und ich stelle keine Fragen.
Ruf mich morgen im Büro an, wenn es dir passt.
Chris
P. . S. Wenn du den Deal lieber mit jemand anderem machen willst, kann ich das verstehen.
7. April 2008
Mr William Scarlet
Armstrong Building
714 Peachtree Street, Suite #1
Atlanta, Georgia 30 303
Lieber Will,
es ist mir eine Freude, dir die Dokumente und Informationen zu schicken, um die du mich im Hinblick auf das Eigentum seiner Lordschaft gebeten hattest. Es scheint, dass der Gegenstand sich schon seit einiger Zeit im Besitz eines Italo-Amerikaners namens Antonelli befunden hat, der zurzeit in Illinois inhaftiert ist und auf seine Auslieferung wartet.
Ich bedauere, dir mitteilen zu müssen, dass es meinen Leuten nicht möglich war, den Gegenstand zurückzuholen, bevor er als Beweismittel an das FBI übergeben wurde. Wir waren jedoch in der Lage, die relevanten Transferdaten herauszubekommen, und können bestätigen, dass er am siebzehnten dieses Monats mit einem privaten Kurierdienst an die Bank des FBI in Atlanta geschickt wird, wo er im Tresor aufbewahrt werden soll, bis man Antonelli für seinen Mordprozess nach Atlanta bringt.
Ruf mich gerne unter der bekannten Nummer an, wenn du Fragen hast oder weitere Hilfe brauchst, und richte seiner Lordschaft meine besten Wünsche für die Rückgewinnung des Gegenstandes aus.
Hochachtungsvoll,
C. . T. . B.
Anlagen:
Chicago Police Department Beweisfotos und Bericht
Transportanweisung
Schaltpläne der Alarmanlage
Baupläne des Gebäudes
Pläne für den Zugang zum Tunnelsystem
1
Am 17. April um Mitternacht feierte Luisa Lopez still ihren Geburtstag, indem sie in die Zukunft schaute.
Ihre Visionen hatten vor fünf Jahren begonnen, kurz bevor vier Männer sie nach der Abendschule angegriffen hatten. Sie hatten sie in ihr eigenes Apartment verschleppt, wo sie sie schlugen, vergewaltigten und fast bei lebendigem Leib verbrannten. Luisa hatte den Angriff zwei Tage zuvor vorausgesehen, doch bis es wirklich geschah, hatte sie ihre Visionen für Albträume gehalten. Erst als sie auf der Intensivstation des Krankenhauses aufwachte, wurde ihr klar, dass die Dinge, die sie sah, der Realität entsprachen.
Zunächst kannte Luisa die Menschen nicht, die ihr in ihren Visionen erschienen. Die eine, die sie am häufigsten sah – die gut aussehende, wütende Ärztin – wurde weggebracht, um einen Mann zu operieren, der weiße Haarsträhnen, aber kein Gesicht hatte. Die Ärztin hatte auch einigen seiner merkwürdigen Freunde geholfen: dem wahnsinnigen Krieger, dem goldhaarigen Attentäter, dem grünen Mann, dem Ritter-Mädchen, dem Schwanen-Lord und dem lächelnden Dieb. Manchmal erhaschte Luisa flüchtige Blicke auf zwei weitere Männer, den wilden König und den Schattenprinzen, doch ihre eigene Zukunft wurde ihr nie gezeigt.
Luisa hatte Angst gehabt, als sie anfing, die Leute aus ihren Visionen zu treffen, doch sie bedrohten oder verletzten sie nie. Die Ärztin, Alexandra Keller, war ins Krankenhaus gekommen, um ihr Gesicht zu operieren, und hatte Luisas Mutter das Geld für die Behandlung gegeben. Der Schwanen-Lord, Valentin Jaus, hatte Luisa in eine Rehabilitationsklinik gebracht, damit ihre Behandlung fortgesetzt werden konnte und sie in Sicherheit war.
Es war nicht einfach gewesen, mit den Visionen zu leben, genauso wenig wie mit dem, was ihr angetan worden war. In den ersten, grauenvollsten Wochen wollte Luisa sterben. Mehrmals hatte sie versucht, sich umzubringen. Erst als sie begann, von dem Schattenprinzen zu träumen, fand sie wieder einen Grund zu leben.
Während er kämpfte, tat Luisa das Gleiche. Sie hielt am Leben fest und ertrug alles, was die Ärzte zu ihrer Heilung unternahmen. Manchmal schien dies schlimmer zu sein als der Überfall selbst. Sie akzeptierte ihre Visionen vom geheimen Kampf zwischen den Unsterblichen, die sich die Darkyn nannten, und ihren Feinden, der fanatischen Bruderschaft, doch auch das war nicht leicht. Es gab Nächte, in denen sie weinend oder schreiend aufwachte.
Das Schlimmste an ihrer Gabe war jedoch, dass Luisa niemanden warnen konnte. Wer würde schon glauben, dass ein armes, dummes Mädchen aus dem Armenviertel in die Zukunft blicken konnte? Selbst wenn sie die Unsterblichen, die ihr geholfen und sie beschützt hatten, davon überzeugen konnte, dass ihre Visionen Realität waren – dass das, was sie sah, tatsächlich passieren würde –, so
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