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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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auf seiner Stirn bewegte sich. »Bei der Anzahl von Patienten, die Sie umsonst behandeln, bezweifle ich das.«
    Cyprien wollte keinen höflichen Small Talk halten; er wollte es wirklich wissen. Auf eine Art drang seine Neugier stärker in ihre Privatsphäre ein als die Tatsache, dass er sie entführt hatt e – was sie daran erinnerte, dass sie eine Gefangene dieses Mannes wa r – , und das ruinierte alles. Sie schob den Rest des Brotpuddings weg. »Sie wollen nur meine Schnelligkeit, nicht meine Lebensgeschichte.«
    Der deformierte Kopf neigte sich zu ihr. »Ich würde trotzdem gerne wissen, warum Sie geworden sind, was Sie sind.«
    Alex trank etwas Wasser. »Wir hatten einen Gärtner, einen alten Polen namens Stash. Er war so stark wie ein Bulle, aber er hatte Zauberhände mit Blumen, und er konnte alles gedeihen lassen.«
    »War er auch nett?«
    »Nicht besonders. Er murrte, wenn ich im Garten spielte, und sagte mir, ich solle nichts anfassen.« Sie wollte jetzt Wein, wollte die Wärme, um das Eis in ihr zum Schmelzen zu bringen. Aber sie würde es sich nicht erlauben zu trinken. Nicht hier, nicht bei ihm. »Stash hatte eine dicke rote Nase mit einer Wunde darauf, die nicht heilen wollte. Als er endlich zum Arzt ging, war es zu spät. Es war ein Melano m – Hautkreb s –, und es war schlimm. Seine Nase musste amputiert werden.«
    Cyprien gab keinen derben Kommentar ab oder überhaupt einen Laut von sich. Er saß nur da und hörte zu.
    »Stash kam mit einem dicken Verband im Gesicht wieder zur Arbeit. Dann musste er eine Nasenprothese tragen.« Sie erinnerte sich daran, wie sie in seinem wettergegerbten Gesicht ausgesehen hatte, und an die rote, entzündete Haut drum herum. »Kinder sind nicht nett zu alten Männern, und einige der Nachbarsgören kamen an den Zaun und gaben Stash hässliche Namen, sagten zu ihm, dass er ein Monster sei.«
    »Haben Sie das auch gemacht?«
    »Nein. Einmal sah ich, wie er seine falsche Nase abnahm, um sich den Schweiß abzuwischen. Ich sagte zu ihm, dass er wie ein Halloween-Kürbis aussehe und dass er seine Nase abnehmen und die frechen Nachbarskinder verjagen sollte. Ich glaube, ich war sechs.« Sie lächelte ein wenig bei der Erinnerung. »Danach nahm er in meiner Gegenwart die Nase ab. Steckte sie in die hintere Tasche seiner Jeans. Ich wusste es damals nicht, aber sein Gesicht heilte nie richtig, und es tat ihm weh, sie zu tragen. Die meisten Leute können es allerdings nicht ertragen, jemanden anzusehen, der keine Nase hat. Es gilt als eine der schlimmsten Entstellungen, die man haben kann.«
    »Wirklich?« Cyprien berührte das Narbengewebe auf seinem Gesicht, wo seine Nase hätte sein sollen. »Was passierte mit diesem Gärtner?«
    »Er starb ein Jahr nach der Operation. Sie haben nicht den ganzen Krebs erwischt, und er ging ins Gehirn. Da beschloss ich, Chirurgin zu werden.«
    »Wofür ich dankbar sein muss«, sagte Cyprien mit angespannter Stimme.
    Sie starrte ihn über den Tisch hinweg an. Einen Moment lang sah sie das ausdruckslose, traurige Gesicht des alten Gärtners über dem Cypriens. Ich werde kein Stockholm-Syndrom bekommen . »Das ist der Grund. Jetzt zufrieden?«
    Er nickte. »Café au lait, Philippe.«
    Alex kam sich vor wie eine Närrin, als sie die Tasse mit starkem Mocca faux trank, die Philippe ihr brachte. Cyprien war ein Mann, der innerhalb von Minuten heilen konnte. Wenn es einen Weg gäbe, herauszufinden und zu kopieren, was sein Körper ganz natürlich tat, dann würde das einen riesigen Unterschied für Patienten wie Luisa Lopez machen. Es würde die gesamte moderne Medizin revolutionieren. Und der Mann hielt sie gefangen. Sie konnte es sich nicht leisten, ihm feindselig zu begegnen.
    »Das war das beste Essen sei t … ich mich erinnern kann.« Nett zu sein fühlte sich komisch an; sie war es nicht gewohnt. Feindselig zu sein war viel einfacher. »Danke.«
    »Sehr gern geschehen, Doktor.«
    »Ich habe ein paar Fragen«, bohrte sie vorsichtig nach. »Konnten Sie sich schon Ihr ganzes Leben lang spontan heilen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe die Fähigkeit als junger Mann erworben.«
    Die Pubertät hatte einige genetische Faktoren ausgelöst. »Liegt es bei Ihnen in der Familie? Hat einer Ihrer Eltern die gleiche Fähigkeit? Oder Ihre Großeltern, Tanten, Onkel?«
    »Nein.« Er hob sein Weinglas an den Mund.
    »Es könnte trotzdem genetisch bedingt sein.« Sie stellte die Kaffeetasse ab. Das Gen für die spontane Heilung zu isolieren, wäre das

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