Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
Natürlich. Toll. Wie soll ich Ihr Gesicht wiederherstellen, wenn ich nicht weiß, wie Sie ausgesehen haben?«
Er wandte sich in die Richtung seines schweigenden Aufpassers um. »Philippe, obtenez la peinture de la bibliothèque et apportez-la au docteur .«
Philippe verschwand und kehrte ein paar Minuten später mit einem riesigen Bild von einem Ritter in einem weißen Mantel und einer Rüstung zurück.
Das Gesicht des Mannes auf dem Gemälde war attraktiv, wenn auch ein bisschen grausam um Mund und Augen. Vielleicht war er entsetzt über all die zerschmetterten, blutenden Körper zu Füßen seines Pferdes.
»Nettes Bild«, sagte Alex zu Cyprien, »aber das hilft mir nicht weiter.«
»Es hilft nicht?« Er schien überrascht. »Vor dem Unfall sah ich genauso aus wie der Mann auf dem Porträt.«
»Sie sahen aus wie dieser brutale weiße Ritter auf dem schwarzen Pferd, der über einen Haufen toter Leute reitet?«, fragte sie, um ganz sicherzugehen. »Er sieht aus, als warte er im blutroten Mondlicht darauf, dass noch drei weitere Typen auftauchen.«
»Vielleicht tat er das.« Das Loch, das Cypriens Mund war, verzog sich an den Ecken. »In seiner Zeit wurde er jedoch als ziemlich attraktiver, schneidiger Kerl angesehen.«
»Wenn man Typen mag, die in Blechdosen zur Arbeit kommen, nehme ich an.« Das Gemälde war tatsächlich ziemlich detailliert; sie trat näher, um das Gesicht zu betrachten. »Ich kann Ihnen den Bart nur wiedergeben, wenn ich ein paar Haarfollikel freilege, und Sie müssen den Rest Ihrer Haare färben, um den Cruella-de-Vil-Effekt loszuwerden. Ich denke aber, dass ich die Gesichtszüge hinkriege, wenn ich rausfinde, wie ich Sie davon abhalte, um mein Skalpell herum zu heilen.«
»Ich habe alle Instrumente ebenfalls mit Kupfer überziehen lassen. E s … verzögert die Heilung.« Er deutete auf die Schränke. »Gibt es noch irgendetwas, das Sie brauchen?«
Alex zögerte keinen Augenblick. »Drei chirurgische Assistenzärzte, vier Krankenschwestern, einen Anästhesisten, eine sterile Umgebung, eine Blutbank, eine Intensivstation, zwei Wochen Vorbereitungszeit, um die Transplantationsmaterialien zu testen, und einen, der nachsieht, ob ich noch ganz richtig im Kopf bin. Sie wissen schon. Nur ein paar Kleinigkeiten.«
»Ich werde Ihnen assistieren«, sagte Eliane. »Die alloplastischen Transplantationsmaterialien sind bereits vorbereitet.«
Le Miststück ging Alex langsam wirklich auf die Nerven. »Ich ziehe es vor, die Transplantationsmaterialien selbst vorzubereiten, danke. Was wissen Sie denn über kraniofaziale Rekonstruktionschirurgie, Blondie?«
»Ich weiß genug, um Ihnen die richtigen Instrumente zu reichen.« Sie wandte sich an Cyprien. »Soll ich die Tabletts jetzt vorbereiten, maître ?«
Cyprien nickte. »Dr. Keller, wenn Sie sich bitte vorbereiten würden.«
»Jetzt?« Alex starrte beide entgeistert an. »Ich hatte noch nicht mal Zeit, mir Ihre Blutwerte anzusehen.«
»Das ist nicht nötig. Sie haben alles, was Sie brauchen, und Sie beherrschen Ihr Handwerk.« Cyprien ging zum Tisch zurück. »Den Rest erledigen wir.«
»Jetzt warten Sie mal einen Moment, verdammt noch mal«, verlangte sie. »Was, wenn Sie mir unterm Messer wegsterben? Was passiert dann mit mir?«
»Was immer Sie auf dem Operationstisch tun, ich werde überleben.« Ein Klicken ertönte hinter ihr, und als sie sich umwandte, sah sie Philippe, der eine große, hässliche Waffe an ihren Kopf hielt. Cyprien zog seinen Morgenrock aus. »Das Gleiche gilt nicht für Sie, wenn Sie nicht sofort mit den Vorbereitungen beginnen.«
Alex diskutierte nicht mit einer Waffe am Kopf, aber sie beschwerte sich noch ein letztes Mal bei Eliane, als sie sich wuschen. »Ich kann ihn nicht gleichzeitig unter Narkose halten und operieren.«
»Das ist kein Problem.« Sie zog Alex wie ein Profi die Handschuhe über. »Mr Cyprien braucht keine Narkose.«
Alex riss sich die Handschuhe wieder herunter und warf sie auf den Boden. »Das reicht jetzt. Ich gehe.«
» Vous l’aiderez «, sagte Philippe und machte eine Bewegung mit der Waffe in Richtung Operationstisch, wo Cyprien lag und wartete.
Ein Blumenduf t – Geißblatt ? – schien Alex einzuhüllen. Baden denn alle in diesem Haus in Parfüm? »Ich kann einen Patienten, der bei Bewusstsein ist, nicht operieren«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen zu ihnen. »Er wird nicht in der Lage sein, die Schmerzen auszuhalten. Er wird sich wehren .«
Der große französische Gorilla
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