Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
– sie musste sich von dem Kontrastmittel übergebe n – , aber es gelang ihr. Ihr Darm und ihr Magen waren derart zusammengeschrumpft, dass sie auf den Aufnahmen, die sie gemacht hatte, verkümmert wirkten.
Alex suchte in der Fachliteratur und entdeckte durch die Auswertung der Symptome, dass sie keine Vitamine mehr absorbierte oder die Säure produzierte, durch die die Nahrung in ihrem Magen verdaut wurde. Die Bücher und die Bluttests halfen ihr, perniziöse Anämie und alle anderen Krankheiten auszuschließen, die ihr Verdauungssystem auf so radikale Weise ausschalten würden.
Sie wusste, was nicht dafür verantwortlich war, dass sie alles erbrach, was sie sich zu essen zwang, aber die Krankheit, mit der Cyprien sie infiziert hatte, blieb vollkommen unerklärlich.
Ihr Blutbild war ebenso verstörend. Die Anzahl ihrer weißen Blutkörperchen war extrem nach oben geschossen, während die Anzahl ihrer roten Blutkörperchen kontinuierlich abnahm. Abgesehen von zunehmender Erschöpfung und fortwährendem Gewichtsverlust konnte sie keine weiteren Anzeichen oder Symptome für akute lymphatische Leukämie, Aids oder irgendeine andere bekannte medizinische Störung finden.
Was immer es jedoch war, es brachte sie um. Langsam, aber sicher.
Alex trug das meiste von Michael Cypriens Geld zur Bank und eröffnete ein Treuhandkonto, mit dem Luisa Lopez’ Behandlung bezahlt werden sollte. Dann besuchte sie Sophia Lopez, um ihr zu erklären, wie sie an das Geld kam und wofür sie es benutzen sollte. Sie nannte Sophia auch den Namen eines guten Anwalts, der ihr helfen würde, ihre neuen Millionen zu verwalten und eine hübsche Wohnung in der Nähe des Krankenhauses zu finden. Alex fühlte sich sowieso schon schlecht, Luisa sitzen zu lassen, aber das Echo des geschluchzten Danks ihrer Mutter, als sie die Sozialwohnung verließ, ließ sie erschaudern.
Das Einzige, was sie weitermachen ließ, war die Karte, die sie in Cypriens Aktenkoffer gefunden hatte. Darauf hatte er seinen Namen und eine Telefonnummer mit einer Vorwahl von New Orleans geschrieben.
Alex konnte sich nicht im Krankenhaus behandeln lassen, und sie verlor immer mehr Gewicht. Sie mietete sich ein Labor, bestellte das Zubehör, das sie brauchte, und schloss sich dort ein.
Drei Wochen später hatte Alex ihren Zustand endlich so weit stabilisiert, dass sie es wagen konnte zu reisen. Sie führte zwei Telefonate: eines, um einen Nachtflug nach New Orleans zu buchen, und das andere, um die Nummer auf der Karte anzurufen.
Der Mann, der unter Cypriens Nummer abhob, war kurz angebunden und kam gleich zur Sache. »Wo sind Sie, Dr. Keller?«
»Ich werde in zwei Stunden in New Orleans sein. United-Flug aus Chicago. Lassen Sie mich am Flughafen abholen.« Sie knallte den Hörer auf.
»Das ist ein tolles Parfüm«, sagte die Mitarbeiterin des Reisebüros, in dem Alex auf dem Weg ihr Flugticket abholte. »Lavendel, nicht wahr?«
Sie nickte. Es war leicht und kaum wahrnehmbar, so vage, dass meist nur sie es riechen konnte. Aber es war kein Parfüm. Sie hatte niemals Parfüm tragen können, ohne Ausschlag davon zu bekommen. Nein, der Duft stammte von ihrem Körper. Wie Cypriens Rosen und Philippes Geißblatt . Le Miststück hatte nach nichts gerochen, und Alex hätte wetten können, dass sie nicht infiziert war.
Sie brauchten Menschen, um die Drecksarbeit zu erledigen.
Cypriens Fahrer, noch ein Franzose in dunklem Anzug, der kein Englisch sprach, holte Alex am Flugsteig in Chicago ab und brachte sie in einer Privatlimousine zu einem hübschen alten viktorianischen Haus in einer einsamen Gegend im Garden District. Obwohl sie es von außen nie gesehen hatte und es immer noch dunkel war, musste man Alex nicht sagen, dass es sich um La Fontaine handelte. Es war ein bisschen klein verglichen mit den anderen Gebäuden in der Nachbarschaft, aber es gab weiße Rosen und ein Mordsding von einem Marmorspringbrunnen im Vorgarten.
Eliane öffnete ihr die Tür. Einen Moment lang glaubte Alex, sie wollte sie ihr wieder vor der Nase zuschlagen.
»Denken Sie nicht mal dran.« Nur mühsam gelang es Alex, an ihr vorbeizugehen. Sie war so schwach, dass sie sich gerne auf dem Boden zusammengerollt hätte und gestorben wäre. Nur ihr Stolz und der Drang, mehr zu erfahren, ließen sie weiterschlurfen. Philippe erschien und half ihr nach einem besorgten Blick auf Eliane die Treppe hinunter in Cypriens Privatgemächer.
»Na, haben Sie mich vermisst?«
»Ja.« Er lächelte sie an. »Ich
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