Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
können. Wen könnte man besser für die heute existierenden abertausend Formen der Korruption verantwortlich machen als einen geheimen Zusammenschluss von Vampiren? Ich bin ein gebildeter, scharfsinniger Mann, Bruder, und doch bin ich hier und führe desertierte Mönche im Kampf gegen Satans Lakaien an.«
John fragte sich, ob der Kardinal und der Erzbischof an der gleichen Geisteskrankheit litten. Es war unwahrscheinlich, aber es erklärte vielleicht, warum zwei so angesehene Männer von so abergläubischem Unsinn überzeugt waren. »Haben Sie vor, mir einen dieser Lakaien persönlich vorzuführen, um mich zu bekehren und für den Orden zu gewinnen?«
Stoss kicherte. »Nein, Bruder. Sie müssen viele lange und ermüdende Stunden trainieren, bevor wir es wagen können, Sie den Maledicti gegenübertreten zu lassen.«
»Trainieren? Wie?«
»Es gibt Formen der körperlichen Vorbereitung, die Sie durchlaufen müssen, und einige mentale Übungen und Disziplin. Das passiert hier, in La Lucemaria. Es gibt jedoch zwei Dinge, die Sie wissen müssen, bevor Sie den letzten Schritt tun und sich uns anschließen.«
Es gab immer einen Haken. »Und was?«
»Das Training ist anspruchsvoll und gefährlich«, sagte der Kardinal und überraschte ihn. »Einige unserer Novizen wurden verkrüppelt oder getötet. Wenn Ihnen Ihr Leben wichtiger ist als Ihr Glaube, dann sollten Sie besser jetzt gehen und nach Chicago zurückkehren.«
John war immer stark gewesen, stärker als die meisten Jungen auf der Straße, und er hatte seinen Körper fit gehalten. »Ich versuche es mit dem Training.«
»Ausgezeichnet. Wenn Ihre Ausbildung abgeschlossen ist, dann werden Sie Ihr Priesteramt aufgeben und der Bruderschaft beitreten, um ein Soldat im Dienste Gottes zu werden.« Der Kardinal beugte sich vor, und in seinen kleinen dunklen Augen stand ein entschlossener Ausdruck. »Seien Sie sich sicher, dass es das ist, was Sie wollen, denn es wird kein Kündigungsschreiben geben, keine Absage in letzter Minute. Wenn Sie der Bruderschaft beitreten, dann darf niemand außerhalb des Ordens jemals erfahren, was Sie tun. Das schließt alle ordinierten Mitglieder der katholischen Kirche ein, die nicht zur Bruderschaft gehören.«
Die dramatische Art, mit der er diese Warnung aussprach, wirkte ein bisschen übertrieben, aber John begann langsam zu glauben, dass diese Männer das Dramatische liebten. Jedenfalls hatten sie sich dafür eine geeignete Bühne geschaffen. »Sie wollen damit sagen, dass ich nach meiner Aufnahme den Orden nicht mehr verlassen kann und dass ich niemandem davon erzählen darf, sonst werde ich bestraft.«
Stoss beobachtete ihn genau. »Wenn Sie den Orden verlassen oder verraten, dann werden Sie exekutiert.«
John starrte den Kardinal für einen langen, schweigenden Moment an. »Sie meinen das ernst.«
»Die Darkyn sind verzweifelt und werden alles versuchen, um uns zu zerstören. Wir können nicht riskieren, dass auch nur ein Bruder von diesen Monstern lebend gefangen genommen wird.« Seine Augen blitzten schlau. »Sie wirken auf mich nicht wie ein ängstlicher Mann, John Patrick. Sie sind ein Pragmatiker und ein Überlebenskünstler. Ich sage Ihnen, wir brauchen Männer wie Sie für unsere Sache. Seit Jahrhunderten rotten sich die Darkyn zusammen und organisieren sich, und irgendwann werden sie sich gegen die Kirche erheben.« Als John protestieren wollte, schüttelte er den Kopf. »Ich weiß, dass Sie das nicht glauben, aber nehmen wir doch nur mal an, diese Dämonen existieren. Werden Sie uns helfen, sie zurück in die Hölle zu schicken?«
»Wenn sie real sind, dann ja. Ich werde die Kirche und die Lebenden beschützen.«
»Das ist alles, was wir von Ihnen verlangen.« Der Kardinal erhob sich. »Ich werde Sie jetzt zu Ihrem Lehrmeister begleiten, der mit Ihrer Ausbildung beginnt.«
Bevor sie anfing, für ihren Cousin, den koreanischen Podologen, zu arbeiten, sorgte Grace dafür, dass Alex aus der Rufdienstliste des Krankenhauses gestrichen wurde, und überwies ihren letzten Patienten an einen anderen Chirurgen. Alex trug ihren Teil bei, indem sie alle Krankenakten an das Krankenhaus schickte, wo sie aufgehoben und bei Bedarf eingesehen werden konnten.
Sie schloss die Praxis erst, als sie mit einer Reihe von Tests an sich selbst fertig war: einem großen Blutbild, toxikologischen Untersuchungen und einer Kontrastmitteldarstellung ihres Magen- und Darmtraktes. Es selbst durchzuführen erforderte einiges Fingerspitzengefüh l
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