Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
man in jedem modernen Büro fand. Die Wände waren hier nicht aus Stein, sondern aus riesigen Marmorblöcken, in die aufwendige Verzierungen und Nischen für Öllampen gemeißelt waren. Das einzige wirkliche Zeichen des Alters waren die bräunlichen, unebenen Wasserflecke an der verputzten Decke. Noch mehr Blumen steckten in gigantischen Urnen, die in regelmäßigen Abständen vor den Wänden auf dem Boden standen.
Durch die geschlossene Tür konnte John hören, dass Latein gesprochen wurde, obwohl er die Gebete nicht erkannte. Es klang eher wie ein Austausch als die Gesänge, die er kannte. Die Tür erschwerte es, die Worte zu verstehen, deshalb lehnte er sich dagegen. Doch die Gebete endeten, als er es tat, und das Geräusch von Schritten verstummte vor der Tür.
»Neugierig, Bruder Keller?«
John drehte sich um und sah den Kardinal an der Zimmerwand stehen. Er ließ den Blick über die Wände gleiten, sah jedoch keinen anderen Eingang. »Eure Exzellenz, wie sind Si e … «
»Hereingekommen?« Kardinal Stoss legte seine Hand auf eine Kalksteinplatte, die lautlos aufschwang. »Dies war einst das Arkosol einer politisch gefährlichen Familie. Besucher, die nicht gesehen werden wollten, wie sie es von der Kirche aus betraten, benutzten diese Platte.«
»Wo genau bin ich?«
»Sie stehen zweihundert Meter unter der Stadt, im Zentrum von La Lucemaria.« Stoss brauchte einen Moment, um die schwarze Kutte auszuziehen und sie in einen kleinen Schrank zu hängen, bevor er sich das traditionelle scharlachrote und goldene Gewand seines Amtes wieder anlegte. »Es gibt mehr als sechzig Katakomben unter der Stadt, aber diese hier erscheint auf keiner Touristenkarte oder überhaupt einer Karte. Setzen Sie sich, Bruder.«
John setzte sich. Der Kardinal trat hinter den Schreibtisch und tätigte einen kurzen Anruf in fließendem Italienisch. Dann legte er den Hörer auf und blickte John an. »Dies entspricht nicht dem, was Sie erwartet haben, oder?«
»Ich wusste nicht, was ich erwarten sollte.« John blickte sich im Zimmer um. »Warum haben Sie hier Ihr Hauptquartier, in diesem Mausoleum?«
»Ein unterirdischer Friedhof, um es genau zu sagen, bestehend aus einem Labyrinth von Tunneln, die in Korridore, Grabnischen und geheime Kapellen führen. Er wurde von Christen zur Zeit Neros erbaut.«
John blickte zur Decke. »Mir war nicht klar, dass er so alt ist.« Die Wasserflecken sahen viel größer aus als vorher, und er fragte sich, was über der Decke lag und ob sie ganz aus Gips bestand.
»Während jener Zeit lebten die Menschen unseres Glaubens in einer ihnen ablehnend gegenüberstehenden, hauptsächlich heidnischen Gesellschaft. Kaiser Nero traute den Christen nicht und ließ sie ohne Grund verfolgen, einkerkern, vertreiben und abschlachten. Die armen Seelen brachten ihre Toten zu Tausenden hierher, damit sie wie Christus beerdigt werden konnten. Wie man am immer noch vorhandenen Geruch merkt.« Er wedelte mit der Hand, als wolle er sich Luft zufächeln. »Die Brüder öffneten die Katakombe, als sie sich 1417 in dieser Region ansiedelten, und beschlossen, dass es das Beste wäre, unseren Orden an einem Ort aufzubauen, an den sich selbst von unseren Brüdern aus der Kirche nur wenige wagen würden.«
John war nicht wegen einer Geschichtsstunde nach Rom gekommen, aber er hielt seine Neugier im Zaum. »Haben die Vampire es gewagt?«
»August hat Ihnen von den Dämonen erzählt, gegen die wir kämpfen, und Ihnen das Video aus Dublin gezeigt.« Stoss klang nicht so, als würde er das billigen. »Sie glauben den Beweisen nicht.«
»Ich weiß, dass der Bischof glaubt, diese Vampire würden existieren.« John zuckte mit den Schultern. »Der Film wirkt sehr realistisch. Er könnte viele Menschen in die Irre führen.«
»Aber Sie sind nicht überzeugt.«
»Nein, Eure Exzellenz. Das bin ich nicht.«
»Trotzdem sind Sie hergekommen, um sich uns anzuschließen. Vielleicht um uns zu enttarnen?« Stoss’ Lächeln wurde breiter. »Sie brauchen sich wegen Ihrer Absicht nicht schlecht zu fühlen, Bruder Keller. Ich bin den Brüdern aus denselben Gründen beigetreten, um das zu widerlegen, was ich für mittelalterlichen und gefährlichen Aberglauben hielt, der die Kirche in den Grundfesten erschütterte. Überall das Böse lauern zu sehen, war schon sehr lange die ignorante Reaktion bestimmter Kreise unseres Glaubens, vor allem derjenigen, die glauben, das Blatt gegen Krankheiten, Armut und nichtkatholische Regierungen wenden zu
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