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Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman

Titel: Darling, ich bin deine Tante Mame! - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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zivilisierter Machart fördern.
    Punkt halb sieben standen wir vor dem Haus der Babcocks. Es bestand zur Hälfte aus Fachwerk, in einem Stil, den Tante Mame » Pseudotudor « nannte. Sie wirkte jedoch sehr bedrückt.
    Die Babcocks waren keine anregende Familie. Der Sohn, Dwight junior, trug Brille und sah aus wie ein in der Waschmaschine geschrumpfter Mr. Babcock. Mrs. Babcock trug auch Brille und unterhielt sich mit Tante Mame über Gartenpflege, Einkochen und Kinderpsychologie.
    Einmal erwähnte Tante Mame den Namen Freud, aber besann sich dann eines Besseren. Der Rest der Unterhaltung mit Mrs. Babcock beschränkte sich auf ausdruckslose » Ja « und » Nein « und hin und wieder ein » Ach, tatsächlich? « .
    Dwight junior zeigte mir seine Sammlung toter Schmetterlinge und erzählte mir alles Wissenswerte über seine Mandeln und dass es bestimmt ganz prima werde im St.-Boniface-Internat.
    Mr. Babcock sagte oft » Äh « , Limonade wurde gereicht, und schließlich bat das Hausmädchen zu Tisch.
    Es war zum Ersticken in dem mit englischen Stilmöbeln eingerichteten Esszimmer der Babcocks, und das Essen, verbratenes Lamm, Kartoffelbrei, Kürbis, Rüben und Limabohnen– und das nach Itos leichter fernöstlicher Küche– lag mir wie ein Klumpen Zement im Magen. Im Verlauf einer der zahlreichen Gesprächspausen gingen mit Tante Mame die Pferde durch, und sie hielt einen langen und erstaunlich kundigen Vortrag über die Architektur der Tudorzeit, ein wahrlich faszinierender Diskurs, nur entlarvte er jedes Detail im Babcock’schen Esszimmer als Fälschung. Tante Mame jedoch war überaus charmant und führte sich auf wie jemand, dem man sein Kind anvertrauen würde.
    Während man den vergammelten Salat zu sich nahm, sprach Mrs. Babcock über das Theater und dass sie Vera Charles förmlich vergöttere. Tante Mames warnenden Blick missachtend, sagte ich, Vera Charles sei Tante Mames beste Freundin und mache vermutlich gerade ein Nickerchen bei ihr zu Hause. Mrs. Babcock war hingerissen. » Sie muss ein wunderbarer, begnadeter Mensch sein « , sagte sie. » Ich möchte sie gerne einmal kennen lernen. «
    Nach dem Abendessen sagten Mrs. Babcock und Dwight junior– was sicher sorgfältig einstudiert war–, dass sie jetzt aber unbedingt aufbrechen müssten ins Kino, ein Film mit Tom Mix würde gegeben. Tante Mame würgte, doch sie erhob sich elegant vom Stuhl und dankte ihrer Gastgeberin allzu herzlich für das herrliche Mahl. Der Sohn gab mir seine feuchte Hand und sagte, man sähe sich. Ich hoffte nicht.
    Als wir allein waren, räusperte sich Mr. Babcock und sagte, jetzt sei es aber Zeit für » unsere kleine Unterredung « , dafür würden wir in sein Refugium gehen, damit das Hausmädchen nicht lauschen könne. Refugium– das hörte sich interessant an, aber es war bloß ein kleiner Raum voller Bücher über das Bankwesen, und darin war es noch stickiger als in den anderen Räumen im Haus.
    Mr. Babcock holte Unmengen Papiere hervor und sagte, Tante Mame könne sich glücklich schätzen, so einen netten kleinen Jungen an der Seite zu haben als Trost für den– äh– Verlust ihres Bruders. Tante Mame senkte andächtig den Blick. Dann sagte Mr. Babcock, er habe sich meine Zeugnisse angesehen, sie seien ja sehr gut, aber zu der Schulfrage kämen wir später. Tante Mame hielt sich im Zaum.
    Danach holte er noch mehr Blätter hervor, voll beschrieben mit Zahlen. Er sagte, ich sei wohlhabend– wohlgemerkt, nicht reich, aber wohlhabend. » Braucht sich nie mehr Sorgen zu machen, woher das Essen auf den Tisch kommt, es sei denn, diese Bolschewiken übernehmen morgen die Regierung. « Er sagte, jeder Penny, den ich besäße, sei sorgfältig investiert, in gute, konservative sichere Aktien und Wertpapiere, und es sei keine gute Zeit, am Markt zu spekulieren. Er zeigte Tante Mame die Papiere, aber sie schien nicht sonderlich interessiert.
    » Was nun unseren jungen Freund und seine weitere Schulbildung betrifft « , sagte er schließlich und raschelte dabei mit dem Papier. » Wie Sie wissen, war der verstorbene Vater des Jungen der Ansicht, dass es, äh, klüger sei, wenn ich– im Namen der Treuhandgesellschaft– die vollständige Entscheidungsbefugnis in dieser Angelegenheit bekäme. « Tante Mame richtete sich kerzengerade auf. » Aber, hehehe, ich glaube nicht, dass es in dieser Hinsicht zu Reibungen kommen wird « , sagte er. » Sie scheinen mir eine ganz patente, vernünftige Person zu sein, Miss Dennis, und ich glaube,

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