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Darling Jim

Darling Jim

Titel: Darling Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mork
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genau tödlich war wie Ayub Khans Gewehre. »Bitte gehen Sie jetzt nach Hause. Und morgen früh möchte ich gleich mit Ihnen sprechen. Es gibt einige Aspekte Ihrer ... Arbeitshaltung, über die wir uns ausführlich unterhalten sollten.«
    »Ja, Sir«, antwortete Niall, versteckte Fiona Walshs dicken Umschlag unter einer Ausgabe von Alexanders neuestem Comic »Der Weg nach Boot Hiwi« und schob beides in seine Tasche. Auf dem Cover richteten drei spärlich bekleidete Revolverheldinnen ihre Pistolen auf den Leser, in diesem Fall den immer wütender werdenden Mr. Raichoudhury.
    »Jetzt, bitte schön«, sagte der Möchtegernoffizier, als rede er mit einem dämlichen Rekruten auf dem blutigen Schlachtfeld bei Kandahar. Er folgte Niall den ganzen Weg durch den Schlüsseldienst, hinter dem das Postamt seine unrühmliche Existenz fristete, und schob ihn eigenhändig durch die Eingangstür, die er danach von innen abschloss. Niall hörte ihn noch »keinen Funken Respekt« murmeln, dann verhallte das Klackern seiner Ledersohlen in den Eingeweiden des kleinsten Postamtes der Welt.
    Draußen zündete sich Niall eine Zigarette an und beobachtete durch die vergitterten Fenster des Schlüsseldienstes, wie sein Boss in den Metallkäfig kletterte, als wolle er sichergehen, dass der junge Niall sein heiliges Büro nicht auf schreckliche Weise geschändet hatte. Niall nahm einen tiefen Zug, und ihm fiel wieder ein, was sich in seiner Tasche befand. Er lief zu dem beleuchteten Fenster eines Zeitungsladens an der Hauptkreuzung, holte den Umschlag aus der Tasche und öffnete ihn endlich.
    Er enthielt ein schwarzes Buch, das aussah wie ein Grabstein vom Friedhof nebenan.
    Der Umschlag bestand aus grobem Leinen und fühlte sich rau an. Über die untere Hälfte verlief eine tiefe Rille, beinahe, als sei es zur Verteidigung eingesetzt worden. Niall hielt das Buch näher ans Licht. Nein, als sei es irgendwo eingeklemmt gewesen, vielleicht hinter einem Heizkörper, der die dunklen Fasern angesengt hatte. Niall konnte sich bereits bildlich vorstellen, wie Fiona es vor ihrer Tante versteckt hatte. Aber was barg das Innere? Schreckliche Geständnisse? Geheime Berichte? Oder gar eine Schatzkarte?
    »Hör auf, du Idiot«, bremste Niall seine davongaloppierenden Erwartungen. »Du bist hier nicht in »Space Colonies.«
    Er wollte gerade die erste Seite umblättern, als er bemerkte, dass ihn aus dem Inneren des Ladens jemand anstarrte.
    »Alles klar bei dir?«, fragte der Verkäufer, ein fetter Mann in einer weißen Kittelschürze, dessen Wangen die Farbe reifer Pflaumen angenommen hatten. Sein Tonfall brachte Niall dazu, das Buch zu verbergen.
    »Klar, warum nicht?«
    »Na dann«, sagte der Mann, biss von einem überdimensionalen Muffin ab und widmete sich wieder dem Rugbyspiel, das im Fernsehen übertragen wurde.
    Niall nickte und machte sich auf den Weg zu seinem Fahrrad, das immer noch geduldig vor dem Tabakladen auf ihn wartete, obwohl er wieder einmal vergessen hatte, es abzuschließen. Er schlang sich die Tasche um die Schultern und schwang ein langes Bein über die Stange, von der die Farbe abblätterte wie Herbstlaub. Als er die Dublin Road entlangstrampelte, sah er über den kommerziell aufgehübschten Boutiquenfronten das ferne, weiße Aufblitzen der Rücklichter eines Passagierflugzeugs auf dem Landeanflug zum Dubliner Flughafen. Es war kurz vor Mitternacht.
    Niall spürte weder die ungeduldigen Geister, die während seines langen Heimwegs sein Fahrrad umschwebten, noch vernahm er das leise, wütende Flüstern zweier Mädchen, die nicht zulassen wollten, dass man sie einfach vergaß.
    Aber wäre Fiona Walshs schwarzes Buch zufällig Stash Brown in die Hände gefallen, hätte er sein größtes Lasergewehr mitgenommen und den Blick keine Sekunde vom Lenker abgewendet. Denn dort, auf dem verchromten Stahl direkt vor Nialls Gesicht, kauerten jene zwei Geister, und sie konnten es kaum erwarten, bis er das verdammte Ding endlich aufklappen und zu lesen beginnen würde.
    Oscar hatte alles angefressen, was in der winzigen Einzimmerwohnung, die sie sich in Ballymun teilten, nicht hinter Schloss und Riegel gewesen war.
    Dieses Viertel, in das Niall gezogen war, nachdem er die tiefe Provinz verlassen hatte, wurde von seinen Bewohnern nur »Mun« genannt. In seinen Ohren klangen sie wie kriegsmüde Vietnamveteranen, die auch immer nur von »Narn« sprachen. Niall merkte schnell, dass die Visionen der Stadtplaner, die das Viertel als Sozialgemeinschaft

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