Darth Bane 01 - Schöpfer der Dunkelheit
lange vergessenen Geheimnissen.
Mit dem Rücken zum Meer blieb er stehen und starrte die praktisch undurchdringliche Mauer des Waldes an, die das Innere der Insel bedeckte, und nun nahm er dort noch etwas anderes wahr: eine Präsenz, eine Lebenskraft von gewaltiger Größe. Sie bewegte sich auf ihn zu. Schnell.
Ein paar Sekunden später konnte er sie durch das Unterholz brechen hören. Sie musste von der Landung des Schiffs am Strand angezogen worden sein, ein riesiges Raubtier auf der Jagd nach frischer Beute.
Der Rancor stürzte brüllend unter den Bäumen hervor und sprang über den Sand. Bane blieb stehen, wo er war, sah ihm entgegen und staunte über das Tempo, mit dem sich das Tier bewegte. Als es näher als fünfzig Meter war, hob er ruhig eine Hand und berührte den Geist des angreifenden Untiers mit der Macht.
Auf seinen unausgesprochenen Befehl kam der Rancor stolpernd zum Stehen und starrte ihn hechelnd an. Vorsichtig bemüht, die Beuteinstinkte des Geschöpfs in Schach zu halten, näherte sich Bane ihm. Der Rancor blieb ruhig stehen, so zahm wie ein Tauntaun, das von seinem Reiter inspiziert wird.
Bane sah an der Größe des Tiers, dass es sich um ein ausgewachsenes Männchen handelte, obwohl die hellen Farben seiner Haut und die geringe Anzahl von Narben nahelegten, dass es erst vor kurzem erwachsen geworden war. Bane legte die Handfläche auf eins der massiven Beine und spürte die bebenden Muskeln unter der Haut, während er tiefer im Hirn des Tiers tastete.
Er fand kein Bewusstsein, Konzept oder Verständnis der Meister, die einmal solche Tiere gezähmt und sie als Wach- und Reittiere benutzt hatten. Das überraschte ihn nicht: Die Rakata waren viele Jahrhunderte vor der Geburt dieses Rancors verschwunden. Und er suchte ohnehin nach etwas anderem.
Ein Durcheinander aus Bildern und Wahrnehmungen drang auf ihn ein. Zahllose Jagden durch den Wald, die überwiegend mit dem Tod der Beutetiere endeten. Das Zerreißen von Sehnen und Knochen. Das Fressen des immer noch warmen Fleischs. Die Suche nach einer Gefährtin. Ein Kampf mit einem andern Rancor um Dominanz. Und schließlich fand er, was er gesucht hatte.
Tief in den Erinnerungen des Tiers war das Bild einer großen vierseitigen Steinpyramide begraben, die im Herzen des Dschungels verborgen lag. Der Rancor hatte sie nur einmal gesehen, als er noch ein Junges in der Obhut der Herdenmütter gewesen war. Aber das Gebäude hatte einen unauslöschlichen Eindruck in seinem Geist hinterlassen.
Der Rancor stand an der Spitze der Nahrungskette der Unbekannten Welt. Er kannte keine Angst, aber er gab ein leises Stöhnen von sich, als Bane die Erinnerung an diesen Tempel zutage förderte. Er schauderte. Er wusste, was von ihm erwartet wurde, aber er konnte nicht fliehen; die Macht zwang ihn zu gehorchen.
Er duckte sich tief auf den Boden, und Bane sprang auf seinen Rücken. Dann erhob das Tier sich vorsichtig wieder. Sein Reiter saß auf seinen großen, gebeugten Schultern. Auf Banes Befehl stapfte der Rancor davon, ließ den Strand hinter sich und eilte zurück in den Wald, auf den alten Tempel der Rakata zu.
22
Es dauerte beinahe eine Stunde, bis Bane sein Ziel erreichte. Die Vegetation ringsumher wimmelte von Leben, aber als er durch den Dschungel getragen wurde, sah er nichts Größeres als Insekten oder kleine Vögel. Die meisten Geschöpfe flohen, als der Rancor sich näherte, verschwanden, lange bevor Bane nahe genug kam, um einen Blick auf sie werfen zu können. Aber der scharfe Geruchssinn des Rancors witterte häufig ihre Spuren, und mehr als einmal musste Bane den Jagdinstinkt des Tiers zügeln, um es auf Kurs zu halten.
So schwierig es war, den Rancor davon abzuhalten, seiner nächsten Mahlzeit hinterherzurennen, es wurde noch schwieriger, ihn vorwärtszutreiben, als sie näher zum Tempel kamen.
Alle paar Schritte versuchte das Tier, seitlich auszuweichen. Einmal versuchte es sogar, sich aufzubäumen und seinen Reiter abzuwerfen.
Bane konnte durch die dichte Vegetation nicht weiter als ein paar Meter sehen, aber er wusste, dass sie jetzt nahe am Ziel waren. Er konnte die Macht des Tempels spüren, die ihn hinter dem undurchdringlichen Vorhang aus wirren Ranken und verflochtenen Ästen zu sich rief. Er schlug mithilfe der Dunklen Seite zu, zerschmetterte die letzte Widerspenstigkeit des Rancors und zwang ihn weiter.
Plötzlich brachen sie auf eine Lichtung hinaus, einen Kreis von beinahe hundert Meter Durchmesser. In seiner Mitte stand
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