Darth Bane 01 - Schöpfer der Dunkelheit
bald schon würde all dieses Wissen - Revans Verständnis der Dunklen Seite - Bane gehören.
Githany schreckte aus dem Schlaf und trat die Decken weg, sodass sie von ihrem Feldbett auf den Boden aus gestampfter Erde in ihrem Zelt fielen. Sie schwitzte, und ihr war heiß, aber das hatte nichts mit der tatsächlichen Temperatur zu tun. Auf Ruusan war die Regenzeit angebrochen, und trotz warmer und feuchter Tage sanken die Temperaturen in der Nacht so weit, dass die Dienst habenden Wachen die Nebelwolken ihres Atems sehen konnten.
Sie hatte von Bane geträumt. Nein, es war kein Traum gewesen. Die Einzelheiten waren zu deutlich und klar, die Empfindungen zu lebhaft und wirklich, als dass man es noch als Traum bezeichnen konnte. Sie hatte eine Vision gehabt. Zwischen ihr und Bane bestand eine Verbindung, die in der Zeit entstanden war, als sie gemeinsam die Macht studierten. Solche Verbindungen zwischen Lehrer und Schüler entstanden mitunter, obwohl Githany nicht mehr sicher war, wer in ihrer Beziehung denn nun Meister und wer Schüler gewesen war.
Ihre Vision hatte eine klare und deutliche Aussage gehabt: Bane war auf dem Weg nach Ruusan. Aber er kam nicht, um sich der Bruderschaft anzuschließen. Er kam, um sie zu vernichten.
Githany schauderte; der Schweiß kühlte ihre Haut in der frischen Nachtluft. Sie stieg aus dem Bett und zog ihren schweren Umhang über das dünne Nachthemd. Sie musste mit Kaan sprechen. Das konnte nicht bis morgen warten.
Es war dunkel: Mond und Sterne wurden verdeckt von den dräuenden Gewitterwolken, die den Himmel überzogen hatten, seit sie und die anderen hier eingetroffen waren. Leichter Nebel hing in der Luft, was immer noch besser war als der stetige Nieselregen, der alles durchtränkt hatte, als sie ins Bett ging.
Eine Hand voll anderer Sith war im Lager unterwegs. Ein paar murmelten einen unverständlichen Gruß, als sie vorbeikam, aber die meisten hatten die Köpfe gesenkt und ignorierten sie, als sie durch den Schlamm an ihr vorbeistapften. Die Lebhaftigkeit, die Kaan inspiriert hatte, als die Verstärkung eingetroffen war, hatte sich angesichts einer schier endlosen Folge grauer, nasser Tage wieder verflüchtigt. Es würde noch mehrere Wochen dauern, bis der Regen nachließ und die drückende Hitze von Ruusans langem Sommer begann. Bis dahin würden Kaans Leute weiter unter der Feuchtigkeit und der Kälte leiden.
Githany beachtete das alles nicht. Sie war vollkommen auf ihre Mission konzentriert und wurde erst langsamer, als sie den Eingang des großen Zelts erreichte, das Kaan zu seinem Quartier gemacht hatte. Drinnen brannte ein Licht; Lord Kaan war wach.
Sie betrat das Zelt zögernd. Was sie zu sagen hatte, war nur für ihn bestimmt. Zum Glück traf sie ihn allein an. Aber statt weiterzugehen, blieb sie im Eingang stehen und starrte die Erscheinung vor sich mit morbider Faszination an. Im trüben Licht der Laterne, die die einzige Lichtquelle im Zelt war, sah Kaan aus, als hätte er den Verstand verloren.
Er ging rasch auf und ab, mit ungleichmäßigen, unsicheren Schritten. Dabei hatte er sich tief vornübergebeugt, murmelte vor sich hin und schüttelte immer wieder den Kopf. Die linke Hand wanderte mehrmals nach oben, um an einer Haarsträhne zu zupfen, dann riss er sie rasch wieder an die Seite, als hätte er sie bei etwas Verbotenem erwischt.
Githany konnte kaum glauben, dass dieses vom Wahnsinn geschüttelte Wesen der Mann sein sollte, dem zu folgen sie sich entschieden hatte. Konnte es möglich sein, dass Bane die ganze Zeit Recht gehabt hatte? Sie setzte gerade dazu an, wieder in die feuchte Nacht hinauszuschlüpfen, als Kaan sich umdrehte und sie bemerkte.
Einen kurzen Moment stand wilde Panik in seinen Augen: er hatte den glühenden Blick eines von Angst und Verzweiflung gebeutelten gefangenen Tiers. Dann richtete er sich plötzlich auf. Das Entsetzen verschwand aus seinen Augen, und ein Ausdruck kalten Zorns trat an seine Stelle.
»Githany«, sagte er, seine Stimme so kalt wie seine eisige Miene. »Ich hatte nicht mit Besuch gerechnet.«
Nun war sie es, die sich fürchtete. Lord Kaan strahlte plötzlich Macht aus; er konnte sie so leicht zerquetschen, wie sie es mit den kleinen Käfern machte, die manchmal über den Boden ihres Zelts huschten. Die Erinnerung an den erschütterten, gebrochenen Mann war verschwunden, aus ihrem Gedächtnis gefegt durch die überwältigende Aura von Kaans Autorität.
»Verzeiht mir, Lord Kaan«, sagte sie und senkte den Kopf
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