Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Maschinerie eines Mikroorganismus, etwa einer Bakterie oder eines Hefepilzes, zu vergleichen, kommt uns kaum in den Sinn. Zu gravierend scheint die Distanz im entwicklungsgeschichtlichen Raster. Doch machen wir uns eigentlich klar, dass die kleinste Mikrobe alle wesentlichen Lebensäußerungen, für die wir heute rund 100 Billionen Zellen benötigen, in einer einziger Zelle zu vereinen vermag? Dass sie es außerdem geschafft hat, Lebensräume zu erobern, die mit dem, was wir „höheres Leben“ nennen, absolut nicht vereinbar sind? Man denke etwa an ein Bakterium namens Mikrococcus radiodurans, das im Kühlwasser von Kernreaktoren unter „strahlenden“ Bedingungen, die ein Vielfaches der menschlichen Letaldosis bieten, bestens gedeiht. Ein anderes Bespiel unter Tausenden ist Streptococcus thermophilus, ein Bakterium, das sich im Wasser von Geysiren erst so richtig „wohlfühlt“, bei Temperaturen, die den Großteil humaner Proteine denaturieren ließen. Viele anaerobe (nicht auf Sauerstoff angewiesene) Bakterien überleben in sauerstoffarmen Biotopen, die dauerhaftem „höherem“ Leben immer verschlossen sein werden – und zwar auch als Zufluchtsorte in Katastrophenzeiten.
Erinnern wir uns nun der eingangs gestellten Frage: Was hat dieser gedankliche Exkurs um Höherentwicklung und menschliche Selbstüberschätzung mit der Diskussion um den Darwinismus zu tun? Wenn wir darüber nachdenken, wie und wohin sich Leben entwickelt, ob es möglich ist, komplexe Organismen als das Produkt eines Wechselspiels von zufälliger Mutation und gerichteter Selektion anzusehen, müssen wir uns immer eines vor Augen halten: Selbst für die komplexeste „Lebensmaschinerie“ gibt es kein absolutes Optimum. Der Mensch mag gegenwärtig aufgrund seiner intellektuellen Fähigkeiten an die gerade herrschenden Bedingungen recht gut angepasst sein – ob im Vergleich zu anderen Wesen am besten, sei dahingestellt. Immerhin haben wir es geschafft, einen beachtlichen Anteil der festen Erdoberfläche über verschiedenste Klimazonen hinweg zu besiedeln und deren Ressourcen für unser Überleben zu nutzen. Dies alles gilt aber nur solange die globalen Umweltbedingungen weitgehend konstant bleiben. In anderen erdgeschichtlichen Phasen wäre Homo sapiens in keiner Weise lebensfähig gewesen und wenn es, wovor uns Gott bewahren möge, zu einem weltweiten Supergau (Atomunfall, -krieg) käme, würde sich die nach eigener Einschätzung am höchsten entwickelte Form als die empfindlichste und am wenigsten überlebensfähige erweisen. Aber wir brauchen diese schrecklichste aller Visionen gar nicht an die Wand zu malen. Selbst uns weit weniger drastisch erscheinende Entwicklungen könnten sich als Pulverfass für unser „so perfektes“ Dasein erweisen. Kurios dabei ist, dass die aktuell wohl bedrohlichsten Gefahren gerade dem Wirken menschlichen Handelns zu „verdanken“ – sozusagen hausgemacht – sind. Man denke nur an die ständig wachsende UV-Belastung infolge des größer werdenden Ozonloches, an Katastrophen wie Tschernobyl und Fukushima oder die viel diskutierte globale Klimaveränderung (Erderwärmung). All diese Phänomene bergen genug Potenzial, allem „höheren“ Leben in absehbarer Zeit den Garaus zu machen. Einige, von uns gern als primitive Lebensformen herabgewürdigte „Mikros“, werden dann vielleicht die großen Gewinner sein – ähnlich wie es kleine, zuvor unscheinbare insektenfressende Säugetiere beim großen Sauriersterben vor 65 Millionen Jahren gewesen sein könnten.
Wenn wir also leicht indigniert fragen: Ist die Entstehung von etwas „so großartigem“ wie dem System unseres menschlichen Organismus durch „Zufall“ und „Selektion“ überhaupt möglich, sollten wir die Frage vorausschicken: Sind wir überhaupt so großartig und überlegen oder nicht einzig auf die Bedingungen fixiert, die gegenwärtig herrschen? Der überwältigende Großteil der erdgeschichtlichen Historie wäre mit dem von uns „heroisierten“ höheren Leben völlig unvereinbar gewesen. Vielleicht helfen uns diese Gedanken vom hohen Ross des Echauffiert-Seins über den Zufallsbegriff herunter.
Abschließend bleibt festzuhalten: Die auf einem kompletten Missverständnis des „Darwin’schen Zufalls“ beruhende (Fehl)Schlussfolgerungskette mag in dem stets zielgerichteten Charakter menschlichen Tuns begründet sein, den man hier zum allgemeingültigen Naturgesetz erheben möchte. Dass die nicht geplante, zufällige,
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