Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Vervollkommnung nicht durch vielfache, kleine, aufeinander folgende Modifikationen hätte erfolgen können, so müsste meine Theorie zusammenbrechen. Ich vermag jedoch keinen derartigen Fall auszumachen.“ Dabei bekennt er freimütig: „Zweifelsohne existieren viele Organe, deren einzelne Vervollkommnungsstufen wir nicht kennen, insbesondere bei sehr vereinzelt lebenden Arten, deren verwandte Formen [...] in weitem Umkreis erloschen sind. [...] Wir sollten äußerst vorsichtig sein mit der Behauptung, ein Organ habe nicht durch schrittweise Veränderung irgendeiner Art gebildet werden können.“
Darwin offeriert hier mit dem Eingeständnis der begrenzten Erkenntnisfähigkeit eine Art Bescheidenheit, die vielen seiner heutigen Nachfahren fehlt. Seine mit sehr viel Bedacht formulierte Überzeugung, dass er sein Modell durch diese Beschränkung nicht in Gefahr sehe, zeugt wahrlich nicht von einer selbstherrlichen, kritikresistenten Wesensart. Insgesamt wirft Darwins ausführliche Beschäftigung mit Schwierigkeiten seiner Theorie ein Bild auf seinen gänzlich unprätentiösen Charakter, dem von Kritikerseite ja eine gehörige Portion Eitelkeit und Opportunismus unterstellt wird. Der wiederholt erhobene Vorwurf, Darwin wäre über mögliche Unzulänglichkeiten seiner Theorie bewusst hinweggegangen, lässt sich wahrlich nicht nachvollziehen. Darwin hat mehrfach selbstkritische Bedenken geäußert. Das so wichtige sechste Kapitel seines Hauptwerkes liefert unter der Überschrift „Schwierigkeiten der Theorie“ eine umfassende Diskussion vielfältigster Einwände und deren Bedeutung für die Verifizierung seines Modells. Einleitend schreibt er: „Schon lange bevor der Leser zu diesem Teil des Buches vorgedrungen ist, wird sich ihm eine Menge an Schwierigkeiten offenbart haben. Einige von diesen sind dermaßen gewichtig, dass ich bis zum heutigen Tag nicht über sie nachdenken kann, ohne in gewisser Weise schwankend zu werden; aber die meisten sind nach meinem besten Wissen nur scheinbare und diejenigen, welche wirklich bestehen, dürften meine Theorie nicht zerschlagen.“ Auch diese Aussage passt wohl viel eher in das Bild eines bescheidenen und selbstkritischen Wissenschaftlers als in das eines berechnenden Eigennützlers.
Worin mag die offensichtliche Aversion zumindest eines Teils der Kritiker gegen die Person Charles Darwin begründet sein? Die Grenzen der Geschmacklosigkeit werden teilweise deutlich überschritten. Auch der Autor weiß hier keine plausible Antwort zu geben. Zwischenmenschliche Negativerfahrungen kommen aufgrund der zeitlichen Differenz nicht in Betracht. Sachliche Indizien fehlen. Einmal mehr konfrontieren die Gegner Darwins uns mit rein fiktiven Injurien. Die Strategie, der Evolutionstheorie den Boden zu entziehen, indem man den Begründer diffamiert, offenbart Intriganz, die nicht von Erfolg gekrönt sein darf. Sachliche Kritik ist jederzeit erwünscht, da produktiv. Unbegründete persönliche Angriffe aber hemmen das objektive Urteilsvermögen und versperren den Blick auf unerwünschte Fakten.
19 Aus: News Briefing des US-Verteidigungsministeriums, 12. Februar 2002.
20 Passagen dieses Kapitels basieren inhaltlich auf einer Vortragsreihe zum Thema »Grenzen der Erkenntnis«, die Herr Professor Harald Lesch im Jahr 2009 beim Hessischen Rundfunk gehalten hat.
21 Hadronen (griech. hadros = »voll«, »dicht«) sind Teilchen, die der starken Wechselwirkung unterliegen und die man heute als aus Quarks aufgebaut betrachtet. Die bekanntesten Hadronen sind die Atomkernteilchen (Protonen und Neutronen).
22 Im Hebräischen JHWH (Jahwe) vereinigen sich Präsens und Futur – das »Sein im Werden« oder die Existenz und das Wirken Gottes offenbaren sich in jeder Entwicklung.
23 Der oft Darwin zugeschriebene Begriff des »survival of the fittest« wurde ursprünglich von dem britischen Sozialphilosophen Herbert Spencer (1820-1903) geprägt und von Darwin erst ab der 5. Auflage seines Hauptwerkes verwendet.
24 In Anlehnung an Richard Dawkins Buchtitel
Der blinde Uhrmacher
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Teil II: Attacke der „Synchronisten“
Deine Spuren im Sand
Bevor die Diskussion um die Kritik an Werk und Wirken Charles Darwins sowie dem Evolutionsmodell in seiner heutigen Form zum Abschluss kommt, soll nicht unerwähnt bleiben, dass es neben den „Anti-Darwin-Komplotteuren“ weitere Anti-Darwin-Strömungen gibt, die ihre Anwürfe als wissenschaftlich untermauert bewerben. Eine besonders krasse Form wird durch einen
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