Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Anpassungsqualität (Fitness) von den aktuellen Umweltbedingungen. Und bei alledem spielen Konkurrenz wie Kooperation eine Rolle, aber es gibt keine Spur von Krieg. Einziges Manko dieses Analogons bleibt die von Beginn an zielorientierte Produktion der zweckgebunden arbeitenden Luftfahrtkonstrukteure, die wir so in der Natur nicht finden, wo aus einem Meer von zufälligen Variationen die passenden begünstigt werden.
Eine Sache gilt es an dieser Stelle noch zu erwähnen. Am Beispiel der Flügelentwicklung hatten wir gesagt, dass jede noch so kleine Neuerung ihrem Träger einen zumindest minimalen Nutzen gebracht haben muss, um als erhaltenswert erachtet zu werden. Dabei soll keinesfalls verhehlt werden, dass wir vielfach nicht in der Lage sind, retrospektiv jede einzelne Strukturveränderung nachzuvollziehen, geschweige denn sofort ihren biologischen Sinn zu erkennen. Etwas mehr darüber erfahren Sie, verehrter Leser, im folgenden Abschnitt, wenn es um das Thema „Präadaptation –Voranpassung“ geht. Festzuhalten aber bleibt: Das Gesamtergebnis – in diesem Fall die Entwicklung der Flugfähigkeit durch die Umwandlung von Armen in Flügel – zeigt, dass die Akkumulation kleinster Veränderungen erfolgreich war. Daran ändert auch die Einsicht nichts, dass wir nicht jeden Einzelschritt reproduzieren können.
Alles auf null – eine Welt ohne Menschen oder: der Präadaptationsirrtum
Dass die Varietätenproduktion via Mutation/Rekombination nicht zielgerichtet in Anpassung an die aktuellen Umwelterfordernisse erfolgt, findet partout keinen Einlass in die Gedankenwelt der Darwinkritiker. Anders lassen sich deren im letzten Abschnitt beschriebenen Fragen, wie etwa ein Flügel als Anpassung an die Fortbewegung in der Luft hätte entstehen können, wenn die „Fliegerei“ ja noch gar nicht erfunden war, oder wie die Fische Beine als Anpassung an eine Fortbewegung zu Lande entwickeln konnten, die noch nie zuvor stattgefunden hat, nicht erklären. Adaptation könne nach Kritikermeinung immer nur an bereits Bestehendes erfolgen. Das ist zwar soweit richtig, nur schließt diese Forderung ja nicht die Entwicklung von Neuerungen aus. Das Bestehende in diesen Beispielen waren der Luftraum und das Festland, die es zu erobern galt. Eine Anpassung an diese potenziellen Lebensräume umfasste auch die Entwicklung adäquater Fortbewegungsweisen. Von daher war jede kleine Neuerung, die in dieser Hinsicht auch nur minimalen Fortschritt brachte, ein von der Selektion begünstigter Bonus. Die Anti-Darwinisten wollen sich erwartungsgemäß auf diese logische Erklärung nicht einlassen. Vielmehr versteifen sie sich auf die irrige Behauptung, der Darwinismus lehre hier einen Prä adaptationsmechanismus, also eine Voranpassung an erst noch zu erfindende Lebensweisen. Demzufolge funktioniere das ganze Evolutionskonzept nicht ohne eine intelligent vorausplanende Instanz. Dieser Irrtum ist daher so folgenschwer, weil er praktisch auf alle Merkmale anzuwenden ist: Wie können Bäume in den Himmel wachsen, wenn doch die Schwerkraft dem entgegenwirkt? Wie konnten sich Spaltöffnungen an Blättern entwickeln, wenn der Gasaustausch noch Zukunftsmusik war? Und warum war es dem Menschen so wichtig, die Hände freizubekommen, wenn das Auto, das es zu lenken galt, erst einige Milliönchen an Jahren später auf die Straße kam? Es ist in den vorangegangenen Kapiteln bereits hinreichend ausgeführt worden, dass es sich bei diesen vermeintliche Präadaptationen in Wahrheit um planlose, in vielen kleinen Schritten produzierte Neuerungen handelt, die – ebenso Schritt für Schritt – jeweils sekundär selektiert wurden, da sie sich, wenn auch nur geringfügig, als günstig erwiesen. Via Langzeitakkumulation mündete das z. B. in ganz neuen Fortbewegungsarten, die eine Nutzung von Land und Luftraum möglich machten, in ökonomischeren Stoffwechselwegen, handwerklichem Geschick und so weiter. Keines der Produkte aber war im Voraus geplant. Es soll, wie bereits erwähnt, keinesfalls der Eindruck vermittelt werden, dass wir in der Lage wären, jeden dieser kumulativen Schritte im Detail zu verstehen. Ein Paar fertiger, voll funktionsfähiger Flügel ermöglicht den Vögeln die Fliegerei. Der selektive Nutzen ist leicht erkennbar. Aber wenn wir versuchen, den evolutionären Ablauf der Flügelbildung zu rekonstruieren, tun sich einige Fragen auf. Wie sah es mit den selektiven Vorteilen ganz am Anfang der Flügelbildung aus? Welchen Nutzen zogen jene
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