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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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ausgedrückt: Würde man ausgehend von der ersten Zelle in der Ursuppe die Wahrscheinlichkeit vorausberechnen, dass daraus durch bestimmte Mutationen und Rekombinationen ein Wesen in exakt der Ausgestaltung des heutigen Menschen entstände, erhielte man einen Wert, der jeden Sechser im Lotto zu einem außerordentlich wahrscheinlichen Ereignis machte. Stochastisch darf man also den Ablauf der Evolution des Menschen – hätte man im Voraus darauf spekulieren wollen – getrost als nahezu unmöglich bezeichnen. Könnte man heute „alles auf null drehen“, es noch einmal urknallen lassen, würde sich in einigen Milliarden Jahren vermutlich ein intelligenter Vielzeller über seine Evolution Gedanken machen, der mit dem realen Homo sapiens anno 2012 recht wenig Ähnlichkeit aufwiese. Das heißt, unsere Komposition an Merkmalen ist im Nachhinein betrachtet ein Produkt, dessen Entwicklung man zu Beginn vorausschauend als äußerst unwahrscheinlich hätte einstufen müssen. Was hier exemplarisch für den Menschen ausgemalt wurde, gilt prinzipiell für alle heute die Erde bevölkernden Lebensformen. Ein neuer Startschuss würde sehr wahrscheinlich zu einem anderen irdischen Formenspektrum führen. Besonders die Zufallskomponente der evolutionären Varietätenproduktion liefert keinen Anlass, auf einen identischen Entwicklungsablauf zu spekulieren. Aber der Mechanismus des Formenwandels, das Zusammenspiel von planloser Produktion und selektiver Richtungsgebung mit dem Ergebnis optimierender Umgestaltung, behielte seine Gültigkeit. Daher darf man davon ausgehen, dass sich über die akkumulative Auslese all jener Zufallsprodukte, die sich auch nur minimal als vorteilhaft erweisen, erneut komplexe und intelligente Lebensformen entwickeln würden. Ob diese auf zwei Beinen gehen und ihre Gedanken in Büchern festhalten würden, gehört zu den unbeantwortbaren Fragen. Doch die Entwicklung vom Einfachen zum Komplexen scheint ein Gesetz der Natur, die exakte Ausgestaltung der Lebensformen aber stets das Ergebnis von Zufall und Bewertung.
    Mit gutem Recht und dem Background unseres heutigen Forschungsstandes dürfen wir ziemlich sicher sein, dass die biologische Evolution, die bis dato den Menschen als wohl komplexeste und nach unserem Ermessen intelligenteste Lebensform hervorgebracht hat, keinesfalls auf einer Vielzahl planvoller Präadaptationen beruht. Es gibt keinen Masterplan, dem folgend Merkmalsvariationen gezielt auf eine konkrete, vorher festgelegte Ausgestaltung hin aufsummiert, geschweige denn produziert werden. Der Mensch, jedes Tier, jede Pflanze und alles, was sonst noch so um uns herum kreucht und fleucht, sind die Folge adaptiver Selektion. Das heißt, sämtliche rezenten wie fossilen Lebensformen sind keine reinen Zufallsprodukte, erführen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit im Wiederholungsfalle infolge veränderter Mutations-/Rekombinationsmuster andere Ausgestaltungen.
    Quintessenz: Evolution im Sinne Darwins funktioniert ganz ohne Präadaptationen, ist zu keiner Phase prognostizierbar und ist alles andere als widersprüchlich.
Do it yourself – gestalten statt anpassen?
    Ungeachtet aller Berichtigungen und logischen Erklärungsversuche halten die Kritiker an ihrem Präadaptionsvorwurf fest. In ihrer Beschränktheit, vielfach erst am fertigen Produkt, also zum Beispiel dem funktionsfähigen Vogelflügel den selektionswürdigen Vorteil erkennen zu können, glauben sie eine entscheidende Schwachstelle gefunden zu haben. Wie konnten all die kleinen Merkmalsveränderungen in dieselbe Richtung hin zum fertigen Flügel akkumuliert werden, wenn doch jede einzelne dieser Minimalvariationen keinen ersichtlichen Vorteil gebracht hat? Laut Darwins Modell sei doch für jeden positiven Selektionsschritt eine zumindest geringe Vorteilhaftigkeit Voraussetzung. Da diese oft nicht auszumachen sei, sähe das Ganze doch eher nach einer von vornherein festgelegten Zielorientierung hin zum funktionellen Organ aus, was man auch als schöpferisches Prinzip bezeichnen könne. Da ist er also wieder, der alte Vorwurf, Darwin habe das Gottesbild des schöpferisch tätigen, lieben alten Mannes mit Rauschebart lediglich durch den Glauben an eine göttlich geplante Selektion zielgerichteter Zufälle ersetzt. Und es sind auch wieder die gleichen Fehler im Verständnis des Modells:
    1. Die falsch eingeschätzte Stringenz der Selektion, die nicht rigide dahinrafft, sondern in unterschiedlichen Häufigkeitsverteilungen (Nachwuchszahlen) ihren

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