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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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Gedanke eines „Gottes in uns allen“, der sich in unserem Handeln ausdrückt, ist wie erwähnt in verschiedenen Religionen anzutreffen. Nur wird dort die eigentliche göttliche Kraft auf eine höhere, sozusagen extra-universe Ebene verlagert.
    Eines sollten diese Ausführungen deutlich machen. Auch wenn die Anti-Darwinisten selbst die allgegenwärtige Ordnung in der Welt als Beleg für die Existenz einer planvoll handelnden Intelligenz werten und deren Vorhandensein als zwingend notwendig erachten, handelt es sich bei ihrem Modell eindeutig um eine reine Glaubenslehre. Daran ist prinzipiell nichts Verwerfliches, nur dürfen sie keinen Anspruch auf naturwissenschaftliche Akzeptanz erheben. Bei reinen Glaubenslehren gibt es keine Ansatzpunkte für wissenschaftlich diskutable Belegbarkeit. Daher eignet sich dieser antidarwinistische Ansatz allenfalls als Alternative zur kreationistischen Anschauung, aber nicht als Konkurrenzlösung zur naturwissenschaftlich entwickelten Evolutionstheorie. Wer Glaube mit Naturwissenschaft vergleicht, verfährt wie mit den sprichwörtlichen Äpfeln und Birnen. Vergleiche setzen die Anwendbarkeit eines einheitlichen Maßstabes voraus. Im Falle von Glauben und Naturwissenschaft ist dies nicht der Fall. Es soll noch einmal betont werden, dass es hier nicht um das Fällen eines Werturteils geht. Der Darwinismus ist nicht die bessere Lösung, weil er wissenschaftlichen Maßstäben standhält und durch vielfältigste Belege untermauert ist. Die reinen Glaubenslehren haben genau die gleiche Existenzberechtigung und schon gar keinen geringeren moralischen Wert. Aber ein Verdrängungsanspruch gegen die Lehre Darwins kann ihnen aufgrund der erdrückenden Beweiskräfte, die das Evolutionsmodell stützen, nicht eingeräumt werden.
    Man kann an dieser Stelle einwerfen, dass eine Theorie, die Evolution als Schaffung von Ordnung durch eine höhere in allen Lebensformen ihren Ausdruck findende Intelligenz definiert, das „Ursprungsproblem“ nicht löst. Woher kommt diese Intelligenz, woraus ist sie entstanden? Dieses Problem ähnelt den von Darwinisten gestellten Fragen: „Was war vor dem Urknall? Woher kommen Materie und Energie?“ Dass das Evolutionsmodell auf diese Fragen keine Antworten geben kann, wird von den Kritikern ja vehement moniert. Nun präsentieren sie eine Gegentheorie, die in diesen Punkten ebenso wenig Klarheit schafft. Die Anti-Darwinisten behelfen sich mit dem Hinweis auf Unendlichkeit. Es habe keinen Anfang gegeben, weder räumlich noch zeitlich. „Ihre“ Intelligenz sei daher auch gestaltlos, da jegliche Formgebung eine Begrenzung darstellt. Die Darwinisten dagegen geben auf die Ursprungsfrage die ehrliche Antwort: „Wir wissen es nicht. Unsere Wissenschaft hat Grenzen!“
    Auch dieser Umgang mit der Frage nach den Ursprüngen zeigt die stark religiösen Züge des antidarwinistischen Gegenentwurfs, wobei der intelligente Gott hier sehr metaphysisch daherkommt. Wie gesagt, als Glaubenslehre ist dieser Ansatz kein Objekt für eine naturwissenschaftliche Behandlung. Dass die Anti-Darwinisten ihrerseits alle makroskopischen und molekularen Belege, die für Formenwandel, Abstammung sowie die Bedeutung von Mutation und Selektion sprechen, für unbedeutend erklären, ist nicht nachvollziehbar. Das naturwissenschaftliche Selbstverständnis, das die Darwinkritiker nie zu betonen vergessen, steht auf mehr als wackligen Füßen. Im Übrigen ist es ein interessanter Gedanke, dass all unser wissenschaftliches Bemühen – wenn man dem antidarwinistischen Modell folgt – auch Teil des Wirkens dieser undefinierten Intelligenz (des höheren Ordnungsprinzips) sein müsste, die sich ja in allem, was wir tun, ausdrücken soll. Als Produkt dieser intelligenten Vorsehung aber müsste auch die Naturwissenschaft den einzigen Sinn verfolgen, die Welt aktiv nach den Vorgaben des übergeordneten Masterplans zu gestalten. Konsequent weitergedacht wäre dann aber auch die Entwicklung des Evolutionsgedankens bis hin zum Abstammungsmodell und dessen heutiges Ansehen auf „höheres Geheiß“ erfolgt – ein übermenschlich intelligentes Werk. Oder sollte das alles nur den Sinn haben, uns zu gewieften Gentechnikern auszubilden, die irgendwann einmal die jetzt noch von der übergeordneten Intelligenz geleistete Schöpfungsarbeit übertragen bekommen? Vielleicht wurde Charles Darwin ja ein besonders hartes Schicksal zuteil und es wurde vergessen, ihm das intelligente, göttliche Potenzial einzuhauchen.

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