Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Kreationisten
Wie ernst ist die Kritik der Synchronisten zu nehmen? Wo lässt sich diese Bewegung einordnen – gibt es Parallelen zu den Komplotteuren oder Kreationisten?
Postulate der Synchronisten:
Wenn alle Lebensformen Spuren in Gesteinsschichten gleichen Alters hinterließen, haben sie auch gleichzeitig gelebt. Daher kann eine in zeitlicher Aufeinanderfolge vom Einfachen zum Komplexen ablaufende Evolution nicht stattgefunden haben.
• Nach Lyells Lehre (Kontinuitäts- und Aktualitätsprinzip) sind Leben vernichtende Katastrophen nicht mit der Evolutionstheorie vereinbar.
• Hoch entwickeltes Präzisionswerkzeug (London-Hammer) gab es schon lange bevor nach Darwinisten-Meinung erste primitive Steinwerkzeuge gefertigt wurden.
• Die Datierungsmethoden der Geologie sind fehlerhaft. Das Erdalter beträgt nur einige Tausend Jahre.
• Das Fossilisationsgeschehen lässt sich nur mit einer Sintflut vor wenigen Tausend Jahren erklären.
• Vorsintflutlicher Riesenwuchs erstreckte sich über alle Organismengruppen, war Normalität.
• Abnahme der Körpergröße nach der Sintflut widerspricht dem evolutionären Prinzip der Qualitätszunahme.
• Auffällige Parallelen zwischen der Bibel und Überlieferungen aus verschiedensten Kulturen harmonieren mit fossilen Belegen und widersprechen der Evolutionstheorie.
• Alles Lebendige ist Produkt eines außerirdischen Schöpfungsaktes durch eine menschenähnliche Intelligenz.
In einigen Punkten schließen sich die Synchronisten der Argumentationslinie der Anti-Darwin-Komplotteure an. So stimmen sie etwa der Fehlinterpretation zu, welche die natürliche Selektion als totalitäres Ausleseprinzip deklariert, das nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip einzig das jeweils aktuelle Optimum am Leben lässt. Auch der angeblichen Unmöglichkeit der Entstehung von Ordnung ohne planvolles, intelligentes Vorgehen geben sie uneingeschränkt ihre Zustimmung. Und schließlich seien auch in ihrem doch so herausragenden Fossilienbestand Zwischenformen derart unterrepräsentiert, dass eine Evolution ganz abgesehen vom Faktor Zeit geradezu unmöglich sei.
All diese Kritikpunkte konnten in den vorangegangenen Kapitel entkräftet werden, da sie Folge einer sehr oberflächlichen, von Missachtung und/oder Unkenntnis der zentralen Darwin’schen Aussagen geprägten Betrachtungsweise sind. Ein auch nur annähernd plausibles „Schach-Matt-Argument“ vermag keine der so lautstarken Gegenbewegungen zu liefern, so dass Darwins Evolutionstheorie weder von Synchronisten noch von Komplotteuren zu besonderer Resilienz gezwungen wird.
Widerspruch erlaubt – aber begründet, bitte!
Immer wieder sieht sich die Evolutionstheorie mit dem Vorwurf konfrontiert, ihre Vertreter hielten sie für apodiktisch, obwohl sie inhaltlich in vielen Bereichen widersprüchlich sei. Beide Anschuldigungen sind haltlos. Der Darwinismus hat nichts Doktrinäres, und kein seriöser Darwinist wird verhehlen, dass das Evolutionsmodell keine globale Erklärungstheorie der Formenvielfalt ist. Es hat deutliche Lücken, die großenteils auch auf spärlichen fossilen Belegen basieren (z. B. Übergangsformen) und auf die Darwin selbst in ganz unprätentiöser Art ausführlich eingegangen ist. Aber aus keiner dieser Unzulänglichkeiten lässt sich eine inhaltliche Widersprüchlichkeit ableiten. Wäre dies der Fall, hätte dieses Modell in der Wissenschaftswelt nie seinen Status als bestbelegtes Erklärungsmodell erringen und halten können. Die von den Anti-Darwinisten konstruierten Unstimmigkeiten basieren ausnahmslos auf fehlerhafter Interpretation der fundamentalen Prinzipien der Evolution. Die Tatsache, dass bis heute kein einziger naturwissenschaftlicher Gegenbeleg vorliegt, hat noch keinen namhaften Darwinisten zu der Aussage bewogen, die Abstammungslehre für absolut unumstößlich zu erklären. Widerspruch wird durchaus geduldet und seriös diskutiert. Man stellt sich jeder ernsthaften Kritik, sofern sie nach allgemein anerkannten Regeln, an erster Stelle der wissenschaftlichen Überprüfbarkeit, erhoben wird. Sollte wirklich einmal der aus heutiger Sicht unwahrscheinliche Fall eines eindeutigen Gegenbeweises eintreten, wird das Modell zu revidieren sein, und das wird dann auch ohne apodiktischen Starrsinn erfolgen. Der Darwinismus ist das am besten belegte naturwissenschaftliche Erklärungsmodell, aber weder Doktrin noch Religion.
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