Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Heiligsprechung eines über jeden Zweifel erhabenen Darwin beabsichtigt.
Audiatur et altera pars
(lat. für: auch die Gegenseite muss angehört werden). Dieser Rechtsgrundsatz aus dem antiken Rom hat auch für die Evolutionstheorie seine volle Berechtigung. Nachvollziehbare, nicht unter die Gürtellinie zielende Kritik ist jederzeit statthaft und sogar begrüßenswert, da sie die Stabilität des Modells überprüft. Aber unter all den haltlosen Anschuldigungen, die von den Anti-Darwinisten erhoben werden, ist keine, die zu ernsthaftem Zweifeln an den Grundfesten den Evolutionsmodells Anlass gäbe. Wenn man Darwin selbst überhaupt etwas vorwerfen kann, dann ist dies am ehesten noch seine Titelwahl. „On the
origin of species
…“, „Vom Ursprung der Arten …“ nennt er sein Hauptwerk. Inhaltlich befasst sich die Abstammungstheorie aber mit dem Art- bzw. Formen wandel , also der Veränderung von Vorhandenem und den zugrunde liegenden Mechanismen. Die originäre Entstehung neuer Arten, dieser vom Menschen zu Klassifizierungszwecken kreierten taxonomischen Einheiten, ist bis heute weder abschließend geklärt noch unter Laborbedingungen reproduzierbar. Dies ist aber auch nicht die zentrale Frage, auf die das Evolutionsmodell Antwort gibt. Das große Verdienst Darwins und seiner Vordenker liegt vor allem darin, das durch den Glauben an einen einmaligen Schöpfungsakt sämtlicher Lebensformen charakterisierte statische Weltbild durch eine dynamische Sichtweise ersetzt zu haben. Die Zeit war einfach reif, die kirchliche Vorgabe eines unflexiblen, unveränderlich festgemeißelten Naturbildes zu verwerfen. Das Wissen um die permanente Dynamik, die Wandelbarkeit alles Existenten von der Stunde null an (sofern es eine solche gegeben hat) über die Gegenwart bis in die Zukunft liefert uns die Nahrung für all unser Denken und Handeln.
Kritik konstruktiv – wirkliche Lücken im System
Zu guter Letzt gilt es noch einmal ausdrücklich zu betonen, dass dieses Buch keinesfalls einen Aufruf darstellen soll, jegliche Diskussion um mögliche Schwächen oder Lücken der Darwin’schen Abstammungstheorie im Keime zu ersticken. Jede konstruktive Kritik auf der Grundlage des heutigen Erkenntnisstandes kann der objektiven Beurteilung nur nützlich sein. Einige unabdingbare Voraussetzungen müssen aber bei jeder fruchtbaren Diskussion von allen Teilnehmern erfüllt werden. Insbesondere sind hier zu nennen:
• Unvoreingenommenheit gegenüber Personen und der Thematik,
• kein Einbringen persönlicher Animositäten,
• genaue Kenntnis der Materie.
Von den Vertretern der Darwin-Komplott-Theorie werden diese Grundregeln in allen Punkten verletzt. Aber es gibt auch positive Beispiele. Zu nennen sind hier echte Kenner der Materie, die durch eingehende Beschäftigung mit Darwins Lehre zu der Überzeugung gelangt sind, dass allein über das Wechselspiel von Variation und natürlicher Selektion das heute existierende biologische System der Erde nicht hätte entstehen können. Stellvertretend sei hier der Münchner Mikrobiologie-Professor Siegfried Scherer genannt. Unter höchster Anerkennung der Leistung Darwins legt er den Finger wohlbegründet in „Wunden“ des Evolutionsmodells, die ihn zu der Auffassung führen, dass zwar vieles bei der Entstehung von biologischer Vielfalt nach den Mechanismen der Evolutionstheorie abgelaufen sein kann, Entscheidendes jedoch fehlt. Nach Ansicht Scherers eignen sich Darwins Evolutionsprinzipien sehr gut als Erklärung für die Entstehung einer breiten Formenvielfalt auf einem Komplexitätsniveau, etwa die Entstehung diverser Subklassen einer taxonomischen Einheit, so etwa der Darwinfinken oder auch der Hunderassen. Kurzum: Das Evolutionsmodell beschriebe demnach die Mechanismen der sogenannten Mikroevolution. Für die Zunahme von Komplexität hingegen, die Makroevolution der großen Taxa (Organismenklassen), mangele es jedoch an genügend eindeutigen Beweisen. Somit beschrieben die Darwin’schen Prinzipien sehr plausibel die Mechanismen der horizontalen Evolution. Als alleinige Ursache für die vertikale Höherentwicklung, festzumachen am steigenden Komplexitätsgrad, reichten sie hingegen nicht aus. Professor Scherer findet weder in Darwins Fundus noch in den empirischen Erkenntnissen der modernen Forschungsrichtungen hinreichende Belege, das Evolutionsmodell als eigenständigen Erklärungsansatz für die Entwicklung des Lebens in all seinen Komplexitätsfacetten anzuerkennen. Für ihn ist die
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