Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
Existenz eines zum System gehörenden Schöpfers unausweichlich, doch ist er sich des partiellen Glaubenscharakters seiner Überzeugung bewusst. Ein völlig autonomes „Perpetuum mobile“, das einen Gott zwar nicht explizit ausschließt, ihn aber nicht als Teil des Systems fordert, ist für Professor Scherer beim gegenwärtigen Kenntnisstand nicht denkbar. Als nach eigener Beschreibung „überkonfessioneller Christ“ vereinigt er in durchaus überzeugender Weise seinen Gottesglauben mit seiner wissenschaftlichen Arbeit. Diese Einstellung ist ohne Wenn und Aber von jedem Darwinisten zu akzeptieren und ob ihrer fundierten Begründung Ansporn zugleich. Derartige Kritiken ohne jeden diffamierenden Charakter sind fruchtbar und bringen die Wissenschaft voran. Auch wenn ihr Begründer keinen Einfluss mehr nehmen kann, ist die Evolutionstheorie keinesfalls ein abgeschlossenes System. Sie ist jederzeit offen für Erweiterungen und notfalls auch Korrekturen und Veränderungen. Der Evolutionsgedanke ist selbst Gegenstand einer intellektuellen Evolution. Inwieweit sich bestehende Lücken werden schließen lassen, welche entscheidenden Erweiterungen notwendig sein werden oder ob es wirklich einmal zu einer Abkehr kommen muss, kann nur die zukünftige Forschung zeigen. Momentan scheint die Gefahr für letztere Alternative nicht allzu groß. In diesem Sinne kann die allgemeingültige Quintessenz nur lauten: Kritik ja – aber bitte fair und fundiert.
Keine Wissenschaft ohne Glauben
Auch Atheisten glauben! Da unsere Wissenschaft uns nie zu einem allumfassenden Verständnis führen kann, werden wir uns immer auf einem mehr oder weniger löchrigen Feld bewegen. Da unsere Neugier uns jedoch nicht zur Ruhe kommen lässt, bleibt uns einzig die Möglichkeit, die bestehenden Lücken mit Wahrscheinlichkeiten, stets aber auch mit einer gewissen Portion Glauben zu schließen. Die einen tun dies durch die Annahme und Verehrung eines Gottes, andere durch hochspekulative Erklärungen. Belege kann die Wissenschaft in beiden Fällen nicht liefern. Glaubenselemente sind fester Bestandteil des menschlichen Daseins.
Kompromissbereitschaft
Es ist weder Anliegen noch Recht des Autors, die Anhänger der Darwin-Komplott-Fiktion sowie der synchronistischen Thesen zu Darwinisten zu bekehren. Als Zugeständnis an die Adresse beider Fraktionen wurde in den vorausgegangenen Kapiteln ja oft genug betont, dass das Evolutionsmodell längst nicht alle die Entstehung von Biodiversität betreffenden Fragen zu beantworten in der Lage ist – und es auch nie sein wird. Aber es liefert die umfassendsten und wissenschaftlich am stärksten untermauerten Erklärungen für die Existenz unterschiedlicher Lebensformen auf unserem Planeten. Wenn das die Anti-Darwinisten nicht überzeugt, sei ihnen das zugestanden. Doch sollten sie nicht auf völlig unwissenschaftlicher Basis sowie in Fehlinterpretation der darwinistische Grundlehren unhaltbare Behauptungen aufstellen und daraus die Forderung ableiten, die Arbeit Darwins ihrer überragenden Bedeutung zu berauben. Die Kritiker mögen in ihrem GLAUBEN verharren, diesen aber nicht als wissenschaftlich begründbar verkaufen. Kompromissbereitschaft bedeutet immer auch, Zugeständnisse zu machen. Einen klugen Kompromiss zu schließen heißt aber auch, den Kuchen so aufzuteilen, dass jeder meint, er habe das größte Stück. Lassen wir die Darwinkritiker in diesem Glauben, sofern sie nur bereit sind, von ihren Tatsachenverdrehungen und persönlichen Diffamierungen abzulassen.
Finale: keine akute Gefahr, aber es bleibt spannend
Wir haben gesehen: Keines der von den Anti-Darwinisten unterschiedlicher Couleur vorgebrachten Argumente ist stichhaltig, erweist sich bei genauer Analyse vielmehr als Indikator für die fehlende Kenntnis der Darwin’schen Grundpostulate. Die prinzipielle Fehlinterpretation des Zufallsbegriffs, dessen fälschliche Ausweitung von der Mutationsauf die Selektionskomponente zieht sich wie ein roter Faden durch die (Schein)Argumentationskette der Darwingegner. Hinzu kommen eine völlig Darwin-konträre Definition des
Survival-of-the-Fittest-
Prinzips, in dessen Mittelpunkt ein fingiertes Gewaltszenario steht, und von anderer Seite eine sehr eigenwillige Fossilien-Beweiskette. Somit fußt die gesamte moderne Gegenbewegung auf grundlegenden Fehlannahmen, die diesen Kritiken völlig den Boden entziehen. Vor diesem Hintergrund besteht keine Gefahr, dass die Deszendenztheorie der Evolution in absehbarer Zeit
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